TEIL 10
Nutzt ihr eure Freizeit für Bastelprojekte oder
habt euch eine eigene Gitarre gebaut?
Schickt uns einfach 2-3 Bilder und einen kurzen Text zu euren DIY-Projekten an redaktion@gitarrebass.de und mit
etwas Glück könnt ihr sie schon bald auf der G&B-Website oder im Heft finden.
Daniels Dreierlei
Unser Leser Daniel hat gleich drei unterschiedliche Konzepte umgesetzt. Die PRS-Kopie hat einen Body aus Korina, eine Decke aus gestocktem Ahorn und einen geschäfteten Hals aus ostindischem Palisander mit Ebenholzgriffbrett. Alle Inlays sind aus Aluminium. Eine dickere Kopfplatte dient u.a. zur Reduzierung von Deadspots. Die Pickups kommen von Harry Häussel, die Knöpfe wurden aus Holzresten gefertigt. Die SG-Kopie hat einen durchgehenden Hals aus Wenge, gesperrt mit Padouk. Auch das Griffbrett ist aus Padouk. Der reduzierte Mahagonikorpus ist in zwei 4mm starke, CNC-gefräste Aluschalen geschraubt. Zur Gewichtsreduktion ist der fehlende Rücken mit einer Carbon-Platte verschlossen. Daniels erste Auftragsarbeit ist ein radikales Linkshänder-Design nach Kundenwunsch, mit Mahagonikorpus und Ahornhals. Schlagbrett und E-Fach-Deckel sind aus sechs Lagen geriegeltem Birkenfurnier.
Liebe auf den zweiten Blick
1988 baute sich Ralf als Anfänger seine erste E-Gitarre mit Rockinger-Parts, OBL-900-Humbucker und einem selbst gefrästen, geschliffenen und lackierten Korpus aus Mahagoni mit Riegelahorndecke. Doch sie klang ihm zu straight, andere Gitarren kamen dazu und sie stand nur rum. Dieses Jahr verpasste er ihr P-90-Pickups von Barfuss, entfernte die Rockinger-Black-Box und siehe da: Jetzt setzen all die anderen Gitarren Staub an. Der Sound, die Dynamik und die Stimmstabilität sind nun ein Traum!
Mehr ist mehr
Letztes Jahr hat Peter einige Hälse für Telecaster-Projekte gebaut. Da ihm der Letzte mit seinen Stern-Inlays zu verspielt war, sollte ein ähnlich auffälliger Body her. Als Grundmaterial diente eine alte Tischplatte aus Rüster (Ulme), die Decke ist ein aufwendiges Retro-Würfelmuster aus Ahorn, Eiche und Nussbaum. Der Hals hat noch eine Zwischenlage, damit die Kopfplatte vorne auch Nussbaum zeigt.
Vom Lehrling zum Autodidakten
Michael hat 1987 kurz als Lehrling für Hoyer in Erlangen gearbeitet und viel gelernt. Nachdem die Fertigung dort aufgegeben wurde, kehrte er der Branche zwar den Rücken, doch irgendwann flammte die Leidenschaft wieder auf. Seitdem baut er auf eigene Faust verschiedenste Instrumente, vollendete zum Beispiel eine Jazzgitarre aus der Konkursmasse. Boden und Zargen sind aus massivem Riegelahorn. Die massive Fichtendecke hat er weiter beschnitzt und bebalkt (Parallel-Bracing). Den Hals und alles Übrige hat Michael selbst gebaut. Die Plättchen für die Schellackpolitur stammten noch aus Hoyer-Zeiten, das Finish besteht aus 14 Schichten.
Fragen kostet nichts
Werner ist mit 78 nach wie vor in einer Swing-Combo aktiv. Zusammen mit seinem Vater versuchte er sich mit 15 Jahren an seinem ersten Instrument. Damals mussten noch eine Schrank-Rückwand und eine alte Gardinenstange als Teilespender herhalten. Etwa 1970 war Werner schon viel weiter, wusste aber noch immer nicht, wie man eine Mensur berechnet. Kurzum schrieb er der Firma Höfner und bekam prompt eine Antwort vom Chef. Mit diesem Wissen entstand die hier gezeigte Flamenco-Gitarre mit Ebenholz-Wirbeln. Die Decke wurde aus drei Kernholz-Fichtenbrettern zusammengeleimt, die Werner von Hand von 10mm auf 4mm gehobelt hat.
Bulky Box
Björn ist Liedermacher, leidenschaftlicher Handwerker und wagt sich nun auch an den Instrumentenbau. Da ihm Nachhaltigkeit am Herzen liegt, verwendete er für das hier gezeigte Projekt „Abfallhölzer“: Der Korpus mit X-Bracing war ursprünglich eine Sperrholz-Kiste, in der zur Weihnachtszeit Christstollen verschickt wurden. Der Hals besteht aus zwei Streifen Buche, ursprünglich Palettenholz, und einem Bongossi-Streifen. Den Halsstab hat Björn aus einer Gewindestange und einem Aluminium-U-Profil angefertigt. Eine der größten Herausforderungen war die Bundierung und die Hals/Korpus-Verbindung. Die etwas sperrige Gitarre wurde liebevoll „Bulky Box“ genannt, mit leichtem Tischlerlack behandelt und zu guter Letzt mit einem selbstgebauten Pickup ausgestattet.
Ob sie auch sperrig klingt? Hört selbst!
Gewichtsreduktion
Eine alte Bekannte in dieser Rubrik, die Mahagoni-Treppenstufe, nahm auch Dieter als Basis für sein Bariton-Projekt. Da sie bleischwer war, hat er sie gechambert und mit einer Ahorndecke versehen. Der Hals kommt von Rockinger, neben einer Schaller-Hannes-Brücke gönnte sich Dieter Pickups von Häussel. So leistet ihm die Gitarre schon 10 Jahre gute Dienste. Darüber hinaus baute er sich eine Thinline-Tele, mit Kirsch-Body und Ahorndecke, hier mit geätztem Aluminium-Pickguard.
Handliches Paddel
Für seinen selbstgebauten Reisebass hat Christian unter anderem einen Harley-Benton-Shortscale ausgeschlachtet. Dessen Hals hat er zum Headless umfunktioniert, besonders kleine Mechaniken wurden auf der Rückseite des Korpus integriert, der aus einem mehrfach geleimten Buchenbrett besteht. Die Saiten werden mit kugelgelagerten Holzrollen am Korpusende umgelenkt. Die Bridge ist von Wilkinson, die Elektrik samt Tonabnehmer stammt aus dem Teilespender. Um den Bass platzsparend verpacken zu können, wurde die Beinauflage abnehmbar gestaltet. Den Korpus hat Christian orange lasiert, die violetten Elemente waren ein Wunsch seiner Tochter. Er hat schon neue Ideen für einen weiteren Reisebass.
Learning by doing
Erst im Lockdown griff sich Sebastian ein Herz und kombinierte für seinen ersten Eigenbau Teile, die 20 Jahre lang auf ihren Zusammenbau warteten. Der Korpus aus Esche wurde ihm von einem Tischler überlassen. Der Hals und einige andere Teile stammen aus einem frühen Bausatz, den es einst bei Musik-Produktiv gab, die Tonabnehmer aus einer alten Musima Lead Star, und sind mit 4,7 kOhm im besten Sinne „Vintage“. Von Hand hat Sebastian Pulverbeize und Siegellack aufgetragen, eine Arbeit die er im Nachhinein nicht empfehlen würde. Durch einen Mensur-Messfehler legen sich die Saiten um die Reiter der String-through-Body-Brücke, ähnlich wie bei einer Wraparound-Brücke. Viele Wege führen nach Rom!
… bald geht es weiter mit Teil 11 …