Vintage-Guide

Wie alt ist mein Marshall? Seriennummern & Datierungshilfen

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Ein JTM45 mit Plexi-Front-Panele von Ende 1965 oder Anfang 1966) (Bild: Frederic Hauschild)

Ähnlich wie bei den Produkten der etablierten US-Hersteller Fender und Gibson ist die Datierung der Marshalls aus den Anfangstagen bis ca. 1969 allein anhand von Seriennummern schwierig. Man muss die Konstruktion, die technischen Details und die optischen Merkmale der verschiedenen Epochen mit in Betracht ziehen, um eine einigermaßen sichere zeitliche Eingrenzung vornehmen zu können.

Auch haben die bei Marshall verwendeten elektronischen Bauteile leider keine typischen Date-Codes wie etwa die des amerikanischen Poti-Herstellers CTS mit seinem Zahlensystem (137 YYWW), das eine zeitliche Zuordnung der Potis, und damit auch oft der Produkte, in die sie verbaut worden sind, kinderleicht macht. In unserer Aufstellung haben wir daher großen Wert auf die Beschreibung der äußeren und inneren Eigenschaften der Marshall-Amps und -Boxen gelegt, sodass jeder anhand dieser Details das Baujahr eines Produktes ermitteln kann. Generell kann man die Marshall-Zeitschiene bis 1992 in drei Hauptperioden einteilen: A: 1962 bis 1964 B: 1965 bis Juni 1969 C: Juli 1969 bis September 1992.

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A.) Frühzeit (1962 bis 1964)

Die ersten Prototypen haben gar keine Seriennummer, und als man begann, welche zu vergeben, war die erste die 1001. Prototypen tragen intern die Bezeichnung MK I. Die ersten in den regulären Verkauf gekommenen Serienmodelle beginnen bei Seriennummer 1004 und haben wegen kleinerer technischer und kosmetischer Anpassungen ab Anfang 1963 die Bezeichnung MK II.

Die Chassis der ersten Amps sind noch aus Aluminium, was zwar leicht zu verarbeiten ist, aber mit der Zeit brüchig werden und den schweren Transformatoren nachgeben kann. Ab ca. 1965 verpasst man den Chassis an den Seiten deswegen große Aluminiumblöcke zur Stabilisierung. Die frühen Modelle haben Radio Spares (RS) Netz-Transformatoren und -Ausgangsübertrager, eine ungelochte braune Pertinax-Lötleiste sowie vorne eine polierte Bedienungs-Panele aus Alu. Die weiße Kunststoff-Panele der Rückseite zeigt nur einen Boxen-Output und die berühmte „Schweinenase“-Netzbuchse. Es gibt noch keine Ohmund Main-Power-Selektoren zum Umstecken, die Spannung muss auf dem Netztrafo direkt umgesteckt werden. Das erste Marshall-Schild ist sehr klein, silbern und hat ein dunkelrotes („maroon“) Logo. Die Gehäuse sind mit glattem, schwarzem Tolex bezogen und haben auf der Frontseite unter einer schwarzen Lippe mit dem silbernen Schild eine weiße Stoffbespannung – das sehr seltene, sogenannte Sandwich Panel. Ab 1964 erfolgt der Wechsel zu weißen Kunststoff-Controlpanels mit schwarzen Reglerknöpfen.

Das kleine Silberschild wird ab Herbst 1964 gegen ein weiß unterlegtes, großes Block-Logo-Plexischild mit rotbraunem („maroon“) Schriftzug ersetzt und die Front komplett mit schwarzem Tolex ohne Lippe bezogen; außerdem kommt ein weißes Front-Bedienpanel (adäquat zum rückwärtigen Panel) zum Einsatz. Anfang 1965 taucht das Marshall-Schild in Gold mit schwarzer Schrift (das sogenannte Block-Logo) auf. Wenig später kommen die ersten goldenen Front-Control-Panels aus Plexiglas auf. Jetzt haben die Regelknöpfe eine weiße Front. Es gibt zunächst nur die Lead- und Bass-Versionen, die sich nur durch einige wenige Bauteile in der Vorstufe auf der Lötleiste unterscheiden. Denen folgte eine PA-Version, die an den zwei Boxen-Ausgängen zu erkennen ist.

1000er Serien Nummern = 1963
2000er Serien Nummern = 1964

Doch Obacht: dieser Nummernkreis gilt nur, wenn die oben beschriebenen Details zutreffen! Marshall-Amps aus dieser Periode sind praktisch unmöglich zu finden, da sie nur in England und in extrem kleinen Stückzahlen verkauft wurden (ca. 35 bis 50 Stück). Davon dürften heute kaum noch Exemplare existieren und wenn, dann sind sie in sicherer Sammlerhand oder in Museen.

Datierungshilfe_04
Einer der ersten 1965er JTM 45/100 WattAmps mit zwei Ausgangsübertragern! (Bild: Frederic Hauschild)

B.) Die Plexi-Ära (1965 bis 1969)

Gegen Ende 1965 taucht das uns allen gut bekannte, heute noch verwendete Marshall Script-Logo auf, in Weiß mit goldener oder silberner Oberfläche. Die ebenfalls heute noch verwendeten braunen, geriffelten Potiknöpfe mit Goldkappe werden ebenfalls eingeführt. Die braune Pertinax-Lötleiste wird ab ca. diesem Zeitpunkt gelocht. Die Endröhren wechseln von den anfangs verwendeten 5881/6L6- auf die in England gebräuchlicheren KT66-Typen, Mullard/Brimar wird nun Hauptlieferant für Röhren. Durch den Röhrenwechsel steigt die Ausgangsleistung des JTM45 von 35 auf ca. 40 bis 45 Watt, der Sound wird aggressiver und bekommt mehr Biss. Die Stock-Nr. 1986, eine sogenannte Orgel-Version, wird eingeführt, neben einer Tremolo-Version und dem ersten Bluesbreaker Combo mit 2× G12-Celestion- (Stock-Nr. 1962) oder 4× G10 Celestion-Speakern (Stock-Nr. 1961), der die MKIV-Bezeichnung erhielt. (MKIII war zunächst die Stock-Nr. 1963, die PA-Version, die dann in JTM50 umbenannt wurde). Die ersten 100 Watt Prototypen werden für Pete Townshends Anforderungen nach mehr Lautstärke und Druck entwickelt. Diese haben noch die JTM45- MKII-FrontPanels, zwei RS-Ausgangsübertrager sowie vier KT66- Röhren!

1966 tauchen bei den JTM45/50 Amps die ersten Drake-Ausgangsübertrager auf (Teile-Nr. 784-103, auf den silbernen Metall Trafo-Deckel gestempelt) Aufgrund der mittlerweile schwerer zu bekommenden KT66-Röhren wird zeitgleich auf die EL34-Endstufenröhre umgestellt. Außerdem ersetzt kurze Zeit später die GZ34-Gleichrichter-Röhre bei den 1987- Lead- und 1986-Bass-50W-Amps ein Transistor-Gleichrichter. All das macht den jetzt 50 W starken Amp noch lauter und aggressiver. Die bernsteinfarbene runde Kontrollleuchte wird nun durch die rote quadratische ersetzt.

1967 wird das Alu-Chassis gegen ein stabileres aus Stahl ersetzt. Die Frontpanels zeigen das inversed „Flag“- JTM-Logo (goldene Schrift auf schwarzem Grund). Die legendären, hohen Dagnall-(EVHBrown-Sound) Netztrafos kommen bei der 100-Watt-Serie zum Einsatz. (nur 1967 zu finden!) Im gleichen Jahr erscheint der erste 200 Watt starke Major Amp mit KT88-Endröhren, der liebevoll aufgrund wohl seines säuischen Gewichts „The Pig“ getauft wird. Die Front Panels erhalten Ende 1967 den Aufdruck JMP (Jim Marshall Products). Auf den rückseitigen Panelen werden sogenannte Modell-Prefixes eingeführt, die vor der Seriennummer stehen und die Auskunft darüber geben, um welchen Amptyp es sich handelt:

SL/ xxxx = Super Lead 100 W (Modell-Nr. 1959)
SB/ xxxx = Super Bass 100 W (Modell-Nr. 1992)
ST/ xxxx = Super Tremolo 100 W (Modell-Nr. 1959 T)
SP/ xxxx = Super PA 100 W (Modell-Nr. 1968)
xxxx/A = 200 W Major (Modell-Nr. 1967 Lead, 1978 Bass, 1966 PA)
S/ xxxx = 50 Watt (Modell 1987 Lead, 1986 Bass, 1989 Organ, 1985 PA)
T/ xxxx = 50 Watt Tremolo (Bass/Organ-Schaltung)

1968 werden die Daly Sieb-Elkos von der Lötleiste auf das Chassis zu den Trafos hin verlegt. Die braune Pertinax Lötleiste ist Ende des Jahres wieder ungelocht. Man beginnt damit, die Lötpunkte mit roten Lackpunkten zu versiegeln. Die Netztrafos werden generell nur noch liegend verbaut (Drake bei den 50-Watt-Modellen, Dagnall bei den 100-Watt-Modellen). Seriennummern lassen sich für den Zeitraum 1965 bis 1969 zur Datierung nicht verwenden, da sie mehrfach in verschiedenen Stilen vergeben werden: Fenster (Window Style), gestempelt oder gedruckt (wie bei den Reglerbezeichnungen auf der Frontpanele). Die Nummern bewegen sich alle im 10.000er bis 12.000er Bereich.

C.) Juli 1969 bis 1992

Im Juni 1969 wurden die Front- und BackPlexiglas-Panels auf gebürstetes, goldenes Aluminium umgestellt und ab Juli 1969 so ausgeliefert. Außerdem wird ein neues Seriennummern-System eingeführt, das es jetzt ermöglicht, das Baujahr genau zu bestimmen. Auch haben die Marshalls auf dem Chassis einen Endkontrolle-Aufkleber, der ab dieser Zeit in den meisten Fällen im Feld „Test“ ein handschriftliches Tagesdatum des Endtests aufweist. Die Date-Codes folgen nun diesem Schema: 1969 u. 1970: Modell-Prefix/Fertigungsnummer/Jahres-Kennung durch einen Buchstaben. Der Buchstabe B wird als Jahres-Kennzahl nicht vergeben, da der erste Run versehentlich über 18 Monate bis Ende 1970 fortgesetzt worden war. Ebenso tauchen hier I, O und Q nicht auf, aufgrund ihrer optischen Ähnlichkeit zu Zahlen. Ab Januar 1984 bis Oktober 1992 wird der Buchstabe, der das Jahr kennzeichnet, dann vor die Seriennummer gesetzt. Der Buchstabe Z wurde ebenfalls für zwei Jahre (1991 und 1992) verwendet, da das neue Barcode-System noch nicht fertig implementiert war.

Hier die Buchstaben-Baujahr-Beziehungen:

A = 1969
A = 1970
C = 1971
D = 1972
E = 1973
F = 1974
G = 1975
H = 1976
J = 1977
K = 1978
L = 1979
M = 1980
N = 1981
P = 1982
R = 1983
S = 1984
T = 1985
U = 1986
V = 1987
W = 1988
X = 1989
Y = 1990
Z = 1991
Z = 1992

Die Prefixe, die das Modell kennzeichnen, werden um den Buchstaben A (für Amplifier) nach dem Schrägstrich (/) ergänzt. Hier einige Beispiele:

SB/A 2627A = Super Bass, September 1969.
SL/A 2673A = Superlead, September 1969.
S/A 6847A = JMP50 Bass, Mai 1970.
S/A 5726A = JMP50 Lead, Februar 1970.

Der Schnitt zwischen 1969 und 1970, also die Jahrgänge, für die beide der Buchstabe A steht, liegt etwa bei der Fertigungsnummer 4750A Ab 1989: Steht ein RI vor der Seriennummer, handelt es sich um ein Reissue-Modell. Das Barcode-System, das ab Oktober 1992 eingeführt wird, ist neunstellig und in Jahr, Fertigungsnummer und Monat gegliedert (YYNNNNMM).

Beispiel: 943213408 = 1994, Fertigungsnummer 32134, August Der Barcode befindet sich auf einem Aufkleber auf der rückwärtigen Panele. Hier noch einige interessante Facts für den, der es ganz genau wissen will:

  • ab 1971 erfolgt der Wechsel von der braunen zur cremefarbenen Lötleiste.
  • ab Frühjahr 1974 gibt es gedruckte Leiterplatten mit Lötbahnen, auf denen Marshall und die jeweilige Modellbezeichnung (z. B. 2203) aufgedruckt ist.
  • ab 1984 sind JCM-800-Platinen verbaut und die Potis direkt auf die Platinen gelötet.
  • bei den 100-Watt-Amps ab 1970 wurden parallel die Netztrafos stehend und liegend montiert, ab Frühjahr 1971 nur noch stehend.
  • bei den 1987-Lead- und 1986-Bass-JMP50-Modellen waren die Trafos (Drake 1202 118) allerdings liegend verbaut – bis Ende 1973 in Europa! In den USA-Export-Modellen waren sie ab 1971 stehend montiert.
  • Ab September/Oktober 1971 erfolgt die Anpassung der JMP50-Gehäusegröße an die größere der 100-Watt-Amps. Bis Ende 1972 werden gleichzeitig small- und big-box-Versionen dieses Amps angeboten, um die Altbestände der kleineren Gehäuse aufzubrauchen.
  • ab 1972 erscheint ein neues, schwarzes Typenschild mit der Modellbezeichnung und löst das weiße Sixtier-Typenschild und das kleine Stock- No.-Schild in der linken oberen Rückwandecke ab.

Boxen

Die Datierung von Marshall-Boxen nach ihren Seriennummern ist kaum möglich. Hier helfen aber die Date Codes der von Marshall verwendeten Celestion-Speaker, aber natürlich können Lautsprecher ausgetauscht worden sein, was eine genaue Datierung erschwert. Eine Eingrenzung des Baujahres sollte sich deshalb auch nach Konstruktionsmerkmalen und Baumaterialien wie Tolex, Frontbespannung und Hardware richten. Um zu ermitteln, ob die Speaker original oder schon ausgetauscht sind, können folgende Informationen genutzt werden:

• Marshall hat zur Verdrahtung der Lautsprecher bis ca. 1978 schwarze und rote Kabel verwendet.
• Eine genauere Inspizierung der Lötstellen gibt in der Regel Aufschluss, ob hier schon einmal was passiert ist.
• Bei mehrfacher Bestückung: Die gestempelten Date-Codes der Celestion-Speaker sollten auf allen Speakern einer Box identisch sein.

Schauen wir uns also jetzt zunächst die äußerlichen Merkmale der verschiedenen Epochen an.

A.) 1963 bis 1967

• Die Boxen haben keine seitlich eingelassenen Griffschalen, sondern zwei Ledergriffe auf der Oberseite.
• Die Frontbepannung ist „pinstripe“, ein gräulich-weißer Stoff mit vertikal verlaufendem Streifenmuster.
• Die Boxen haben keine Rollen und auch keine Aufnahmen dafür.
• Die ersten Versionen bis ca. 1965 waren 60-Watt-Versionen (4×12 mit 15 Watt pro Speaker), die Versionen bis 1967 80-Watt-Typen (4×12 mit 20 Watt pro Speaker) und/oder 100-Watt-Boxen (4×12) mit 25 Watt pro Speaker, Stock-Nr. 1935 Bass, 1960 Lead)
• Ebenfalls nur 1967 gibt es die hohe, gerade 1960B Pinstripe Box (Tall Cab), die mit vier Celestion G12 M20 bestückt ist.

100-Watt-Top zwangsläufig zwei 4×12-Boxen, weil die G12 M20 auf maximal nur 80 Watt kamen. Die G12 H (bzw. später: M) 25 Watt Greenbacks kommen Ende 1967, Anfang 1968 heraus. Aus den G12H werden ab Sommer 1969 die 30 Watt starken Greenbacks (= 120 Watt starke 4×12-Boxen, StockNo. 1982), während die G12-M-Typen bei 25 Watt Leistung bleiben (100 Watt starke 4×12-Boxen, StockNo. 1960 und 1935). Das klassische MarshallFullstack wird erfunden, nachdem sich Pete Townshends Roadies über die Sperrigkeit und das Gewicht der für ihn gebauten 8×12“(!)-Boxen beschweren. Das bringt Jim Marshall auf die Idee, aus dem Monstrum einfach zwei Boxen zu kreieren, die man auf Wunsch stapeln („to stack“) kann. Insgesamt wurden in der Marshall-Geschichte nur acht dieser MonsterBoxen gebaut – sechs für Pete Townshend, zwei für die Small Faces.

B.) 1968 bis 1971 und Mitte 1972

• Die Boxen haben nun Griffschalen aus Metall mit verchromten Griffen.
• Die Frontbespannung ist Basketweave (Korbgeflecht), entweder in Grau-Beige („Salt & Pepper“) oder Hellbraun („Brown Basketweave“).
• Die Boxen haben entweder kleine Steckrollen oder große an einem Vierkantblech angeschraubte Rollen mit Bremshebeln.
• 1972 bekommen die Boxen die Checkerboard-Frontbespannung und braune Metall-Rollen, die in Gewindeaufnahmen angeschraubt sind.
• Die Boxen haben oben und unten ein sogenanntes gold piping (Keder) und keine Plastikecken.
• Anfang 1969 werden die Celestion G12 H-Speaker mit 30 Watt Leistung für die Heavy-Duty-Boxen-Version (Stock-Nr. 1982A/B) eingeführt. Somit sind diese Boxen bis 120 Watt belastbar.
• Die Rückwand ist aus massiver Birke und trägt zwei kleine weiße Schildchen: eins mit der Seriennummer (No. ca. 6000 bis 54.000) und eins mit der Modell-Nr. (Stock-No.).

C.) 1973 bis 1975

•Ab 1973 bekommen die Boxen Plastikecken und Plastik-Griffschalen sowie Anti-Rutschpads auf den abgeschrägten 1960A-, 1982Aund 1935A-Versionen.
• Der Frontbezug ändert sich in Grey Checkerboard.
• Die Rollenschalen auf den geraden Boxen (1960B, 1982B, 1935B) sind nun ebenfalls aus Kunststoff und tragen Marshall-Schriftzüge.
• Die Rückwände sind nun nicht mehr massiver Birke, sondern aus leichterem Pressspan und haben zunächst ein schwarzes und ab ca. 1974/75 ein silbernes Typenschild mit Seriennummer.

D.) 1976 bis 1978

• Die Boxen bekommen eine schwarze Frontbespannung und weißes Piping (Keder), nur die Export-Modelle für die USA tragen bis 1978 das schicke Checkerboard.
• Auch das Tolex (Kunstleder) ändert sich. Das feinere LEVANTweicht dem groberen ELEPHANT-Muster, das heute noch für die Standard-Serien verwendet wird.
• Das Typenschild ist nun ein rundes Aluminium-Badge mit schwarzer Schrift.
• Die Metall-Schraubrollen und Gewindeaufnahmen, vormals braun, werden nun schwarz lackiert.

E.) 1979 bis heute

• 1979 bis 1983: Celestion G12 65-W-Speaker, 260 Watt Gesamtleistung
• 1984 bis 1987: G12 70-W-Speaker, 280 Watt Gesamtleistung
• 1988 bis heute: G12 75-W-Speaker, 300 Watt Gesamtleistung (Die Angaben zur Gesamtleistung beziehen sich natürlich nur auf 4×12- Boxen, die von 2×12- oder 1×12-Boxen lassen sich ja leicht selbst errechnen.)
• Die Boxen haben kein Piping (Keder) mehr und die Schraubrollen sitzen nun in Aluminium-Halterungen.
• Das Typenschild ist aus rechteckigem, schwarz bedrucktem Aluminium.
• Ab ca. 1987/88 wandert die Input-Buchse von unten nach oben.
• Ab ca. 1989/90 kommt das Stereo-Steckfeld auf.

Celestion-Datierung

Celestion Speaker weisen Stempel und Markierungen auf, mit deren Hilfe sich eine Datierung von Boxen oder Combos mit oben beschriebenen Merkmalen bestätigen bzw. eingrenzen lässt. Das greift natürlich nur, wenn die Lautsprecher nicht irgendwann einmal ausgetauscht worden sind. Die frühen Marshall G12 15 Watt T-652 Celestions sind baugleich mit den VOX Blue bzw. Silver Bulldogs, nur sind sie nicht lackiert, sondern in Hammerschlag-Silber und tragen keine Kappen auf den Magneten. Stattdessen prangt auf den Lautsprechern von 1962/63 ein silberner Aufkleber mit der Shop Adresse (Uxbridge Road Hanwell), der ab Juni 1964 gold wird und die Silverdale Shop-Adresse trägt. Ebenso wie bei den Vox-Lautsprechern sind die Date Codes der frü- hen Marshall-Celestions auf die Korb-Front gestempelt, d. h., man kann sie nur sehen, wenn man den Speaker herausschraubt. Außerdem haben die Kalotten einen weißen „Cone“-Aufdruck, der Auskunft darüber gibt, ob es sich um einen Lead- (102 003 oder H1777) oder Bass-Lautsprecher (102 014) handelt.

Wenn der Lautsprecher also einmal „reconed“ wurde, fehlt dieser weiße Stempel und die Pappe ist in der Regel wesentlich dunkler und damit neuer. Schlussendlich ist der Unterschied zwischen „Pre-Rola“ und „Rola“ rein kosmetischer Natur: Der goldene Aufkleber auf der Pre-Rola-Greenback-Kappe weist CELESTION LTD., THAMES DITTON SURREY aus, während ab 1972 der Aufkleber ROLA CELESTION LTD., IPSWICH SUFFOLK zeigt. Außerdem ist die Anschlussplatte für die Kabel bei Pre-Rola-Speakern aus schwarzer, dicker Pappe und bei Rolas aus grauem Metall. Ab 1973 gibt es dunkelweiße, ab ca. 1975 schwarze Magnetkappen. Mit der Ablösung der Alnico- durch KeramikMagnete kommen 1966 die uns wohlbekannten Greenback G12M (mit der Celestion-Typenbezeichnung T-1221) Lautsprecher ins Spiel, zunächst in der 20-Watt-Version. Ab 1968 kann man Celestion-Speaker nach den auf dem Lautsprecherkorb angebrachten Stempeln sicher datieren (Achtung: Ein Jahr früher als die Marshall-Amp-Codes!). Hier gibt es zwei Kennzeichnungen, Dating- und Speaker-Typ-Codes.

Der Dating Code setzt sich ab ca. 1968 aus folgender Buchstaben-Zahlen-Kombination zusammen (MY DD):

• Monat (A bis M), A steht für Januar, B für Februar etc., bis M für Dezember
• Jahr (A bis Z), A steht für 1968, bis Z für 1991
• Tag (1 bis 31)

Vor 1968 war dieser Code umgekehrt angeordnet, es erschien erst die Ziffer für den Tag und dann die beiden Buchstaben für Monat und Jahr (DD MY, z. B. 24 AH). Taucht mal ein Buchstabe nach der Datum-Ziffer auf (z. B. JD 28X), ist das für die Datierung nicht von Bedeutung. Das war eine Celestioninterne Maßnahme, deren Bedeutung (mir) nicht bekannt ist.

Beispiele:

24 AH = 24. Januar 1963
CD 28 = 28. März 1971

Auch hier gilt: Die Buchstaben I , O und Q werden aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Zahlen ausgelassen. Der Code für den Speaker-Typ besteht aus einem Buchstaben und einer vierstelligen Zahl. Die Liste der T-Typen-Bezeichnungen ist ellenlang; aus ihr lassen sich der Typ des Speakers (z. B. Lead, Bass etc.), des Gehäuses (Hammerschlag, glatt etc.), des Magneten, des Covers etc. ablesen.

Beispiele:

T-1221 = G12M, 25 Watt, 15 Ohm, Keramik-Magnet, Plastik-Cover, goldener Korb
T-1421 = G12L, 8 Ohm, kein Cover, goldener Korb
T-1419 = G12S, 10 Ohm, kein Cover, schwarzer Korb Michael Doyle hat in seinem Buch „Marshall“ nicht weniger als 184 (!) T-Nummern allein für G12-Speaker gelistet

 

Dieser Artikel stammt aus dem Gitarre & Bass Marshall-Special von 2012

Kommentare zu diesem Artikel

  1. merkt Ihr eigentlich etwas? Seit der Veröffentlichung Eures Sonderheftes werden für gebrauchte marshalls in ebay oder ebay-Kleinanzeigen oder sonstwo “Mondpreise” für die da angebotene und angepriesene Ware verlangt. Da werden mehr oder weniger verbasteltet JMP aus den 70érn und JCM800 2203 und 2204 zu Preisen angeboten, die niemals (oder nur von einem Dummen) dafür bezahllt werden. Meiner Meinung wäre es mal an der Zeit, das Ihr das mit einem Artikel korrigiert! Natürlich sind da ab und zu gepflegte Schätzchen in Oroginalzustand und super Optik dabei, aber die orientieren sich dann eben wieder an dem angebotenen Schrott nach oben. Ich denke – da sollte mal klar Stellung dazu bezogen werden. Mein Silver-Jubilee-Combo 2554 in sehr gutem Originalzustand bekomme ich nicht für 1.000 – 1.200 Euro verkauft… seht Euch einfach mal um…. Sammler hin, Sammler her…. wir sind in den meisten Fällen alle Musiker, die nach funktionierenden Amps zu einem realen Preis Ausschau halten und nicht auf utopische Preisforderungen anspringen… danke, das sollte mal gesagt werden!

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Gut gsprochen!. Über eine Amp muss der Sound so klingen, wie man es sich vorstellt. Diese Relkitenanbeterei bei Gitarren und Amps ist vollkommen irre. Es gibt genug neue Gitarren und Amps die phantastisch klingen, ohne dass man für altes Zeug Unsummen hinlegen muss.

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  2. Zu den Kommentaren möchte ich gerne Bob Dylan zitieren.
    -Verurteile nicht, was Du nicht verstehst-.
    Ich sammele seit 40 Jahren alte Gitarren und Verstärker.
    Und was meinen Geschmack angeht, klingen Gibson und Fender Gitarren und auch die alten Amps aus den 50er und 60er Jahren einfach aufregender und lebendiger.
    Der Sound ist zumindest anders als bei neuen Instrumenten.
    Und wer echten Vintage Sound mag, der findet den nicht so leicht in neuen Serien.
    Aber es gibt natürlich Menschen wie Udo Pipper, die bauen Dir einen „Point to Point“ Verstärker, der genauso aufregend klingt, wie ein alter Fender oder Marshall. Auch findet man Gitarrenbauer, die altes abgelagertes Holz besitzen und wirklich einzigartige Gitarren bauen können, die sicher eine ähnliche Qualität besitzen, wie eine. Alte Gitarre.
    Aber von großen Gitarrenbaufirmen, die Holz in 3 Monaten in einer Trockenkammer trocken und dann verbauen, kann man wirklich keinen geniale Gitarre erwarten.
    Ich habe auch schon viele Musiker zu Besuch, die nicht glauben wollten, dass diese vintage Instrumente und Amps besser klingen.
    Aber die haben alle Ihre Meinung nach dem Besuch geändert.
    Und dann sind da diese unsäglichen Internet Diskussionen.
    Einmal haben ca 30 Gitarristen wochenlang gepostet, wie sinnlos es ist einen Dumble zu kaufen, weil doch ein Fuchs, oder andere Nachbauten genauso gut klingen. Wochenlang ging das so. Bis Jemand die Frage stellte, wer den schon mal einen Dumble persönlich gespielt hat. Tja, was soll ich sagen. Niemand hatte einen Dumble gespielt. Nur auf CDs gehört.
    Ich wiederhole mich gern: Verurteile niemals etwas, dass Du noch nicht getestet hast. Und ja ein Amp sollte in einem guten reparierten Zustand sein.
    Ein kaputter JTM 45 von 1965 wird sicher nicht toll klingen.
    Und wer keinen Vintage Sound sucht, der braucht auch keine Vintage Gitarren.

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