Jetzt kommen wir zum letzten neuralgischen Punkt: Das Saitenaufziehen. In meinen Breitengraden kann ich Probleme mit der Stimmstabilität in grob einem Drittel der Fälle auf dieses Feld zurückführen. Daher hier mal mein Ansatz, der sich bisher als ziemlich zuverlässig erwiesen hat. Die nach hinten versetzte Kopfplatte bietet ja die eine oder andere Tücke, die wir in unser Tun mit einbeziehen müssen. Eine davon ist beispielsweise der zu starke Abknickwinkel der E-Saite über den Sattel. Das heißt, hier müssen wir, um den Winkel flachzuhalten, zusehen, dass wir so wenige Wicklungen wie möglich auf den Schaft ziehen, ohne dass die Saiten drohen, auf der Mechanik nachzurutschen.
Bild: David Jordan
E-Saite knickt stark ab
Bild: David Jordan
Abknickwinkel der Saiten nivelliert
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Ich habe daran vor langer Zeit mal rumbaldovert und bin auf folgende Längen gekommen. Die E-Saite nach 2 und die A-Saite nach 2,5 „Mechaniklängen“ abknipsen. Bei der D- und G-Saite verzichte ich gerne aus reibungsgründen auf den Saitenniederhalter, daher müssen wir hier eher drauf achten, dass die Winkel auf dem Sattel nicht zu flach werden und so vor allem die G-Saite nicht im Slot rasselt. Das geht ganz gut mit den Längen von 3,5 auf der D- und 6 auf der G-Saite. Die h- und e-Saiten haben zwar einen Saitenniederhalter, der für Druck sorgt, allerdings sollten wir hier auch auf wenig Reibung achten und daher die ganzen Saiten ungekürzt aufwickeln. Es wird nicht zu viel sein.
Bei gekapselten Mechaniken, bei denen man das Saitenende durch und nicht in den Schaft fädelt, könnt ihr jeweils eine halbe Mechaniklänge abziehen, um auf vergleichbare Ergebnisse zu kommen. An dieser Stelle würde ich euch nun gerne das Zepter überlassen, damit ihr nach euren Vorlieben das Setup der Saitenlange und der Intonation machen könnt. Das noch mit reinzunehmen, würde den Artikel hier ziemlich sicher sprengen. Falls ihr euch hier noch nicht sicher genug fühlt, könnt ihr gerne das G&B-Archiv bemühen. Das Kollegium hat sich dem Thema in der Vergangenheit schon ausführlich angenommen. An dieser Stelle müsst ihr euch jetzt die Zeitrafferuhr vorstellen. Tiktoktiktok…
NACHJUSTIEREN
So, nach erfolgreich absolvierter Einstellung stellt sich jetzt evtl. noch die Frage, wie ihr die Abdeckplatte so aus der Klemme bekommt, dass eure Einstellungen erhalten bleiben. Saiten schon gedehnt? Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt dafür. In der Regel mache ich da drei Runden, bis sich alles festgezurrt hat. Ein letztes Mal durchstimmen, dann könnt ihr beginnen, (mit Vierteldrehungen) abwechselnd die Schrauben der Federkralle auf der Rückseite zu lösen, bis die Abdeckplatte von alleine rausfällt.
In der Regel tut sie das erst, wenn man über den Gleichgewichtspunkt zwischen Saiten- und Federzug hinaus ist, was sich dann in einer etwas zu tief klingenden Gitarre äußert. In dem Fall erst mal nicht über die Mechaniken nachstimmen, sondern die Federkralle in kleinen Schritten (Achtelumdrehungen) anziehen, bis das Tuning wieder stimmt. Jetzt sind wir schon fast am Ziel!
Nun schraubt ihr endlich den Jammerhaken in den Block, spielt beispielsweise den Flageolett-Ton überm siebten Bund der G-Saite, zieht am Hebel bis es stoppt und schaut auf dem Stimmgerät, wo ihr so landet. Kleine Terz? Nicht ganz? Bei mir zumindest. Also das Federblech noch etwas lösen, um dem Vibrato etwas mehr Spiel nach oben zu gönnen. Wir bleiben bei Achtelumdrehungen. Nachstimmen und nochmal das Intervall checken. Fast. Eine Achtelumdrehung noch und dann: Punktlandung. Yippie!
Hat dann jetzt auch lange genug gedauert. Was ich an der kleinen Terz auf der G-Saite neben der Range an sich so schön finde, ist, dass daraus eine gute Sekunde auf der B-Saite und eine kleine Sekunde auf der e-Saite resultieren. Das sind ganz brauchbare Eckpunkte. Divebombs wird das System nicht verkraften aber wenn ihr in dem Terzbereich bleibt und das Setup stimmt, wird’s laufen. Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß und Geduld beim Jaulen und ein strapazierfähiges Umfeld. Ihr werdet es sicher brauchen.