Zum Abschluss unseres TAD Amp-Kit Workshops möchte ich meine Erfahrungen mit dem Verstärker-Aufbau noch einmal zusammenfassen und natürlich auch auf die Funktion und den Sound eingehen. Von der Ankunft des Pakets bis zum fertigen Verstärker hat die Arbeit etwa 15 Stunden in Anspruch genommen. Dies wahrlich nur, weil ich das schon ziemlich oft gemacht habe.
Für einen Novizen dauert der ganze Prozess sicher doppelt so lang. Und wie immer hat die Sache sehr viel Spaß gemacht, vor allem wenn man schließlich über einen perfekt klingenden Verstärker spielt. Zuerst hat man ein paar Plastiktüten mit kleinen Bauteilen vor sich und zum Schluss ein komplettes Konstrukt, das man selbst erschaffen hat. So ein Gefühl kann man nicht kaufen. Vor dem ersten Einschalten muss man allerdings noch einige Prüfungen durchführen. Sind alle Masseanschlüsse ordentlich verlötet? Liegen alle Spannungen wirklich an den Punkten wo sie hingehören? Hat man die richtige Belegung der Röhrensockel und Elkos beachtet?
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Hat man sich der Korrektheit dieser Punkte mehrmals vergewissert, kann man den Verstärker ruhig mal anschalten. Vorsichtshalber weise ich darauf hin, dass es nicht schaden kann, wenn man eine FI-Sicherung im Sicherungskasten hat. Bei einem eventuellen Fehler im Primärkreis fliegt die nämlich sofort raus. Ist man sich über die Qualität seiner Arbeit nicht sicher, sollte man einen Variac (Variable AC= Spannungsregler) beim ersten Einschalten verwenden. Hier kann man die Spannung langsam schrittweise erhöhen. Ein Fehler wird durch ein bedrohliches Geräusch im Gerät entlarvt (Pfeifen, Brummen, Rasseln, Rauschen usw.).
Wirklichen Anfängern wird geraten, diese Prozedur in Anwesenheit eines erfahrenen Technikers durchzuführen. Dieser kann auch überprüfen, ob der Verstärker den VDE-Bestimmungen (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) entspricht. Der Verband gibt technische Regeln vor, die eingehalten werden sollten. Gerade bei einem Bausatz kann es nicht schaden, wenn man sich über die Sicherheit der teils gefährlichen Röhrentechnik eine Fachmeinung einholt.
Zur Not übernimmt auch der Tube Amp Doctor in Worms diese Überprüfung gegen eine kleine Schutzgebühr. Man kann dazu den fertiggestellten Verstärker einschicken. Hat man den Zusammenbau eines RöhrenKits erfolgreich gemeistert, bleibt schließlich Raum und Motivation für neue Projekte. Verstärker bauen kann süchtig machen. Und irgendwann ist die Arbeit selbst wichtiger als das Ergebnis. Bei jedem Projekt lernt man dazu, und immer wieder stellt sich diese Freude ein, wenn der Verstärker wirklich läuft, nicht rauscht oder brummt und sogar noch gut klingt.
Warum?
Damit wären wir auch schon bei der nächsten Frage: Warum soll man sich eine solche Arbeit überhaupt antun, wenn es doch von Fender einen Princeton Reverb Reissue-Verstärker gibt? Zum einen ist da natürlich der Spaß am Bauen. Gerade an langen Winterabenden kann es unheimlich gut tun, sich in seine Werkstatt zu verziehen und ein bisschen zu löten. Der zweite Grund ist die Qualität der Bauteile in diesem Kit. Obwohl das Original von Fender schon sehr gut klingt, sind die klanglichen Möglichkeiten des TAD-Kits aufgrund der hochwertigen Bauteil-Auswahl einfach größer. Die Eigenschaften der KohlepressWiderstände, der Sprague Orange Drop-Kondensatoren oder der TAD Gold-Elkos erzeugen in der Summe ein musikalischeres Ergebnis.
Klang
Und schon sind wir bei der Klangbeschreibung. Dieser Amp klingt voll, rund und warm, gerade so wie wir es von guten Vintage-Blackface-Exemplaren kennen. Der Ton ist bis etwa Lautstärke 5 clean, stabil und fest. Dank des sogenannten Split-Load-Phasendrehers gilt das auch für Humbucker-Gitarren. Zudem ist der Sound offen und recht linear. Der Verstärker scheint nicht zu verfärben, sondern bringt die Eigenschaften des Instruments oder die Spieltechnik des Besitzers ohne Umwege zutage. Der Hall klingt wunderschön tief und schwebend.
Hier macht sich auch das mitgelieferte Hall-Kabel positive bemerkbar. Die Qualität dieser Strippe ist deutlich besser als die sonst üblichen „Beipack-Kabel“. Immerhin ist die Hall-Sektion stets im Signalweg. Die beiden 6V6-Endstufen-Röhren von TAD liefern satte Leistung (im Vergleich etwa mit Vintage Philips- oder RCA-Typen). Auch das Bias-Tremolo dieses Verstärker-Typs ist der klassischen Foto-Zelle, die in beinahe allen anderen Blackface-Amps verwendet wird, überlegen. Der Effekt kommt flüssig, geschmeidig und nicht etwa stotternd oder brüchig.
Wie sich der Amp in Aktion anhört, erfahrt ihr in folgendem Video.
Vergleich
Ich hatte die Möglichkeit, das fertige Kit mit einem Princeton Reissue zu vergleichen. Und obwohl sich beide Verstärker tonal gleichen wie ein Ei dem anderen, besaß der Kit-Aufbau mehr Wärme, Durchsetzungskraft und vor allem ein wunderbar offenes Hochtonspektrum. Harsche Misstöne sind diesem Verstärker fremd. Somit ist er geduldiger, was die Qualität der verwendeten Gitarre angeht und freundlicher im Umgang mit Overdrive- oder Distortion-Pedalen. Er war auch etwas lauter und rauschärmer. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Option, den TAD-Princeton-Style-Bausatz mit einem 1×12-Baffleboard auszustatten.
Die vergrößerte Abstrahlfläche bietet einfach einen kompletteren Sound. Außerdem ist die Auswahl an 12er-Lautsprechern riesengroß, während man nur wenige 10-Zöller am Markt findet. Ich habe als Alternative den Jensen Blackbird Alnico mit 100 Watt Leistung eingeschraubt, was diesen Amp wirklich zu einer Klanggröße verhalf, die ihn auch als vollwertigen Bühnen-Amp tauglich macht. Der höhere Wirkungsgrad und das durchsetzungsstarke Hochtonspektrum dieses Lautsprechers lassen ihn auch gegen einen Rockdrummer ganz gut aussehen. Auch die Kombination mit 2×12- oder 4×12-Boxen standen dem Verstärker perfekt zu Gesicht.
Auch der Celestion Creamback 65 Watt ist eine hervorragende Wahl. Mit 100 dB Wirkungsgrad ist dieser Speaker ein exzellenter Kandidat für eine britischere Kolorierung des Princeton-Sounds. Man erhält prägnantere Mitten, ohne den typischen Fender-Sound zu opfern. Eine sehr gute Kombination! Und sollte wirklich einmal etwas an dem Kit kaputt gehen, ist eine Reparatur für den Erbauer selbst oder einen erfahrenen Techniker ein Kinderspiel. Schließlich kommt man dank freier Verdrahtung an alle Bauteile gut heran.
Beim Reissue von Fender sind alle Bauteile von unten an die Platine verlötet, sodass man unweigerlich die gesamte Platine heraus löten muss, um eventuell nur ein einziges Teil zu ersetzen. Und so wird es die Leser freuen, dass wir dieses in all seinen Entstehungsphasen beschriebene Kit in dieser Ausgabe verlosen. Den Gewinner erwartet ein fantastisch klingender Amp, den ich selbst für diese Serie mit Sorgfalt und Liebe zusammengebaut habe. Momentan befindet sich der Verstärker bei TAD in Worms zur abschließenden VDE-Abnahme. Daher kann der zukünftige Besitzer sich auch sicher fühlen, dass er ein Produkt mit „Güte-Siegel“ erhält. Ich wünsche, wer immer ihn auch gewinnen mag, viel Spaß mit diesem wirklich besonderen Amp!
Sehr interessant, mal zu lesen, wie ein Amp professionell zusammengebaut und getestet wird. Ob man sich das als Laie, der zwar etwas Löten kann mal traut. Ist aber bestimmt eine einzigartige Erfahrung, die einen Einstieg in eine faszinierende Röhrentechnik-Musik-Welt eröffnet.
Vielen Dank!
Top-Studie! Beim Amp-Tuning ist es wie beim Kaffee: entweder zum Tiefpreis aus der
Gross-Röstung oder handverlesene Aromabohnen aus bester Lage…
Als Alternative zum Fender Twin Reverb habe ich mir vor 2 Jahren den brummfreien
CREAM Amp als Top geleistet. Die Zeit zum optimalen Löten fehlt mir eben – den richtigen
Lötkolben für die Kondensatoren habe ich aber. Viele Grüße an das Team vom
Tube Amp Doctor in Worms: vor etlichen Jahren wurde von Euch mein super TRACE-ELLIOT -Quatra-Valve durch eine passende gematchte Röhre wieder zum Laufen gebracht..
Sehr interessant, mal zu lesen, wie ein Amp professionell zusammengebaut und getestet wird. Ob man sich das als Laie, der zwar etwas Löten kann mal traut. Ist aber bestimmt eine einzigartige Erfahrung, die einen Einstieg in eine faszinierende Röhrentechnik-Musik-Welt eröffnet.
Vielen Dank!
Top-Studie! Beim Amp-Tuning ist es wie beim Kaffee: entweder zum Tiefpreis aus der
Gross-Röstung oder handverlesene Aromabohnen aus bester Lage…
Als Alternative zum Fender Twin Reverb habe ich mir vor 2 Jahren den brummfreien
CREAM Amp als Top geleistet. Die Zeit zum optimalen Löten fehlt mir eben – den richtigen
Lötkolben für die Kondensatoren habe ich aber. Viele Grüße an das Team vom
Tube Amp Doctor in Worms: vor etlichen Jahren wurde von Euch mein super TRACE-ELLIOT -Quatra-Valve durch eine passende gematchte Röhre wieder zum Laufen gebracht..