Workshop

The Art of Bass: Jaco Grooves

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(Bild: Sony/Warner)

Jaco Pastorius war ohne Frage ein Genie. Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass er derjenige war, der dem E-Bass endgültig zu vollständiger Anerkennung in der Musikwelt verholfen hat. Mit einem ganz neuen Sound, singenden Melodien, einer atemberaubenden solistischen Virtuosität, einem ganz eigenen Groove-Stil und reinen Solostücken hob er dieses Instrument auf ein ganz neues Level.

Man könnte es deshalb fast Glück nennen, dass sein Kontrabass dem feucht-heissen Klima Floridas zum Opfer gefallen ist, denn mit Sicherheit hätte er mit diesem altertümlichen, und deshalb in vielerlei Hinsicht unflexibleren Instrument niemals solche neuen Sound-Erfindungen entwickeln können. Entsprechend groß war der Widerhall in der Musikwelt – Jaco war eine Sensation. Fast jeder Bassist versuchte sich daraufhin auf dem Fretless-Bass, und Unzählige machten sich daran, seinen Stil zu kopieren. Eine regelrechte Jaco-Welle ging um die Welt.

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Während einige Bassisten es schafften, ihr solistisches Können zumindest in die Nähe von Jaco zu bringen, so haperte es bei den meisten allerdings mit dem Groove. Die Fähigkeit Jacos, trotz vieler Töne unglaublich zu grooven, war offenbar gar nicht so leicht zu kopieren, denn diejenigen, die es versuchten, endeten meist damit, dass sie alles zuspielten, und erreichten somit das Gegenteil von Groove. Jaco wuchs im Süden Floridas auf. Dort konnte er auch Radiosender aus der Karibik hören. Obendrein war sein Vater Schlagzeuger – und genau diese rhythmische Kinderstube machte den Unterschied zu seinen Nacheiferern aus.

Der vielleicht einzige, der zur selben Zeit einen ähnlichen „busy“ Groove-Stil pflegte, war der große Francis Rocco Prestia, Bassist der Soulband Tower Of Power. Während Rocco aber hauptsächlich ausgecheckte Basslines spielte, war Jaco Meister der Improvisation.

Er ließ seiner überbordenden Kreativität immer freien Lauf, was dazu führte, dass er die selben Stücke auch immer anders spielte. Aber Genie und Wahnsinn liegen leider oft nah beieinander. Mit den Jahren, und der Zugabe von Drogen und Alkohol erlosch sein Genie immer mehr, während der Wahnsinn überhandnahm. Durch eine von ihm selbst provozierte Schlägerei starb er tragischerweise schon im Alter von 35 Jahren.

COME ON COME OVER

,Come On Come Over‘ ist das zweite Stück seines 1976 veröffentlichten ersten Albums ,Jaco Pastorius‘. Man hört darin seine SoulRoots, denn das schwarze Soulsänger-Duo Sam & Dave geben diesem Song, neben Jacos Groove, sein charakteristisches Gewand. Nach dem fulminanten Bläserintro stellt Jaco die für seine Verhältnisse einfache Verse-Bassline vor. Es ist eine für ihn untypische Kombination von kurzen und langen Tönen, womit er aber Ruhe für den Verse schafft. Im Chorus zeigt er allerdings dann sein wahres Gesicht. Diese schnelle Linie könnte man wirklich als die typischste aller Jaco-Basslines bezeichnen. Über Quinte, Septime und Oktave wird ein schnelles tonales Netz gewebt, immer wieder beendet durch eine chromatische Linie von der Terz zur Quinte, oder von der tiefen Sext zurück zum Grundton. Es gibt kaum Pausen, und dennoch ist diese Linie so akzentuiert, dass sie unglaublich groovt. In der Notation habe ich die Variationen weggelassen, da es sonst den Rahmen dieses Workshops gesprengt hätte.

(zum Vergrößern klicken!)

Die Zeiten haben sich jedoch geändert – diese Spielweise wäre heute in den meisten Szenarien nicht mehr modern. Dennoch empfehle ich jedem Bassisten, sich mit diesem Stil einmal zu beschäftigen. Er öffnet den Raum für neue Ideen und festigt die Sicherheit im freien Groove-Spiel. Beherrscht man dieses Busy-Playing, weiß man auch besser, welche Töne man weglassen kann. Denn auch in der Musik gilt oft: Weniger ist mehr.

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2021)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich denke, Jack Bruce hat dem Bass in die erste Reihe verholfen. Vergesst ihn bitte nicht.

    Besten Gruß
    Holger

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