Hallo und willkommen zu Instant Shredding! In dieser Folge werden wir uns mit dem außergewöhnlichen Stil von Marty Friedman befassen. Bekannt wurde Friedman vor allem durch seine Zeit bei der Thrash-Metal-Band Megadeth. Zuvor hatte er sich bereits mit der Solo-Veröffentlichung ‚Dragon’s Kiss‘ und Cacophony – eine Kollaboration mit Super-Shredder Jason Becker – einen Namen gemacht. Mittlerweile hat sich Friedman wieder als Solo-Künstler etabliert und erneut bewiesen, dass er immer noch ein besonderes Gefühl für Melodien hat.
Anzeige
Seine interessante Technik basiert auf ein paar einfachen Grundbausteinen: Arpeggien, Verzierungen, exotische Skalen, wie die japanische Pentatonik und Bendings, die eine kleine Sekunde unter den verschiedenen Akkordtönen beginnen. Außerdem setzt er häufig ganz bestimmte Intervalle ein: Über Dur-Akkorde legt er oft die kleine Septime (unabhängig von der Dominanten-Funktion des Akkords) und über Moll-Akkorde die große Sexte –egal, ob es sich um einen dorischen Akkord handelt oder nicht. Ich habe dazu ein paar Beispiele geschrieben. Beispiel 1 zeigt ein für Marty typisches Arpeggio in G-Dur. Hier beginne ich in der dritten Lage und verbinde ein paar andere G-Dur-Arpeggio-Positionen miteinander. Es endet mit einem Bending von der kleinen auf die große Terz. Beispiel 2 zeigt ebenfalls sehr typische Bendings, die Friedmans Spiel so melodisch machen. Hier ziele ich auf die kleine Septime und Quinte des G-Dur-Akkords, jeweils von einer kleinen Sekunde unterhalb der Akkordtöne. In Beispiel 3 umspiele ich einen E-Moll-Akkord und bende von der kleinen Sexte auf die große Sexte – auch wieder typisch für Martys Sound. Versuche selbst einfach mal, diese Ideen über eine Akkordfolge deiner Wahl zu spielen.
Lass uns jetzt noch einen Blick auf das Solo werfen, das ich im Stil von Marty Friedman geschrieben habe. Die Akkordfolge ist einfach: E-Moll, C-Dur, B-Dur, A-Moll, EMoll, C-Dur und B-Dur. In den ersten 4 Takten benutze ich eine einfache Skalensequenz, die aus der japanischen E-MollPentatonik (E, F#, G, B, C) stammt. Natürlich endet auch diese Phrase in einem Halbton-Bending, das auf die Quinte des Akkords zielt. Über den C-Dur-Akkord spiele ich ein einfaches Lick, das auf der verminderten Skala basiert. Diese Phrase endet dann in einem C-Dur-Dreiklang sowie einem Bending in die kleine Septime.
Auch typisch für Marty ist, dass er kurze repetitive Skalenläufe benutzt, wie hier in Takt 7. Weiter geht es mit einem einfachen B-Dur-String-Skipping und Sweep-Picking-Arpeggio. Der A-Moll-Akkord wird mit der dazugehörigen Pentatonik umspielt, dabei benutze ich Verzierungen wie Slides, Hammer-Ons und Pull-Offs. Es geht dann in ein Bending von F zu F#. Über E-Moll spiele ich ein lange stehendes Bending sowie ein Zwei-Oktaven-Arpeggio, das sich chromatisch von D# zum Grundton E auflöst. Marty benutzt sehr oft auch chromatische Durchgangstöne, um Dissonanzen zu erzeugen. Die letzten vier Takte gehen über C-Dur und B-Dur und ich spiele zunächst ein Zwei-Oktaven-C-Dur Arpeggio, das dann in ein vermindertes Arpeggio überleitet. Ich habe hier auch chromatische Passagen zwischen den Akkordtönen untergebracht, damit das Ganze dissonanter klingt. Das Lick ist ebenfalls typisch für Marty Friedman und ist auch von anderen Shreddern wie z. B. Jeff Loomis übernommen worden.
Mehr Infos gibt es auf www.germanschauss.com. Bis nächstes Mal und viel Spaß beim Shredden!