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Solo Basics: All The Things You Are – Teil 3

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In den letzten beiden Folgen haben wir die komplette Form des Jazz-Standards ‚All The Things You Are‘ kennengelernt und einige Ausschnitte aus Solos von Meistern wie Grant Green, George Benson, Chet Baker, John Abercrombie und John Scofield gelernt. Heute soll es nun darum gehen, wie man mit den gelernten Lines kreativ umgeht und sie in sein eigenes Vokabular überführt.

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Wer große Jazz-Solisten intensiver studiert und mehrere Solos transkribiert, wird bald feststellen, dass bestimmte melodische Motive immer wieder auftauchen, was ja auch zum Wiedererkennungswert eines Solisten wie z.B. Pat Metheny erheblich beiträgt. Thomas Owen hat in seiner Dissertation an der University Of California in Los Angeles 1974 250 Solos des Bebop-Pioniers Charlie Parker analysiert und 64 melodische Motive destilliert, aus denen diese letztlich zusammengesetzt waren. Bei der Improvisation wird also nicht in jedem Solo das Rad neu erfunden, sondern bekannte und verinnerlichte Motive werden auf immer neue Art zusammengesetzt.

In der ersten Folge dieser Workshop-Reihe ging es um die II-V-I-Verbindung (G&B 12/2023). Dort sind auch einige viertaktige II-V-I-Lines in C-Dur zu finden, die wir alle über ‚All The Things You Are‘ spielen können. Für Beispiel 1 nehmen wir die erste Linie von Beispiel 5 aus dem gerade genannten Workshop und schauen, wo wir diese anwenden können. Im Songteil A1 passt sie, nach Ab-Dur transponiert perfekt über Takt 2 bis 5. Und wir sehen hier, dass man nicht jeden Takt ausspielen muss, über Fm7 in Takt 1 und die letzten drei Takte von A1 pausieren wir.

In Songteil A2 passiert exakt das gleiche wie in A1, nur transponieren wir jetzt unser Lick nach Eb-Dur. Im Songteil B decken wir mit unserer Linie, transponiert nach G-Dur und dann nach E-Dur sogar fast alle Akkorde ab. Mit dieser Methode werden wir flexibel und spielen Lines nicht nur in der notierten Form ab, sondern übertragen sie in neue harmonische Situationen – sie werden Bestandteil unseres Vokabulars.

Natürlich können wir diese Linie rhythmisch variieren oder verkürzen. In Beispiel 2 habe ich aus den Linien der letzten beiden Folgen ein komplett neues Solo zusammengestellt. Dabei nutze ich einige Besonderheiten der Form von ‚All The Things You Are‘: Da die Akkordfolgen der Songteile A1 und A2 im Prinzip identisch sind, nur in verschiedenen Tonarten stehen, kann ich Linien über Songteil A1 durch Transposition von Ab-Dur nach Eb-Dur über Songteil A2 spielen. Umgekehrt geht das genauso: Ich transponiere Chet Bakers Linie über A2 (aus G&B 04/2024) von Eb-Dur nach Ab-Dur.

Für den Songteil A2 importiere ich Lines von Grant Green und George Benson (ebenfalls aus G&B 04/2024) durch Transposition von AbDur nach Eb-Dur in mein neues Solo. Für den B-Teil borge ich mir ein George-Benson-II-V-I-Lick, ursprünglich gespielt über Songteil A1, und spiele es gleich zweimal, erst in G-Dur, dann in A-Dur. Für den Rest des Solos ist die Quelle genau angegeben. Das Prinzip ist, nicht unzählige Soli über einen Jazz-Standard einzustudieren, sondern gelernte Linien, oder auch nur Fragmente davon, möglichst flexibel und in vielen verschiedenen Situationen anzuwenden. Viel Spaß beim Experimentieren!

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2024)

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