Workshop

Hometraining: Slide Guitar – Standard-Tuning

Anzeige

Zack, wieder ist ein Jahr rum…und wir haben schon eine Menge Themen abgehakt im Slide-Gitarren-Workshop: E-Tuning, G-Tuning und Technik-Tipps. Zeit für ein neues Thema – und das heißt Slide auf einer regulär gestimmten Gitarre.

Standard Tuning – Pro und Contra

Slide in der Standard-Stimmung sorgt immer wieder für fast religiöse Diskussionen unter engagierten Slide-Spielern. Ich persönlich sehe es als eine weitere Facette des Slidespiels, die andere Sounds und Licks erzeugt als die stilistisch klar definierten Open-Tunings.

Anzeige

Hauptvorteil ist, dass alle Kenntnisse über Tonleitern, Akkorde und Noten mit dem Slide-Spiel verbunden werden können. Im Open-Tuning musst du dich mit ganz neuen Fingersätzen befassen und es ist schwer, reguläre Gitarrenparts mit einem Slidesolo zu kombinieren. Im Standard- Tuning kannst du problemlos Akkorde und Begleit-Riffs des Songs wie gewohnt spielen und dann im Solo zum Slide greifen. Auch für Moll-Tonarten finde ich die Standard-Stimmung einfacher: Man kann mit dem Slide einen Moll-Dreiklang spielen und muss nicht gegen den Dur- Charakter der E- oder G-Stimmung ankämpfen.

Verloren geht der volle, akkordische Sound der Open Tunings. Deswegen setze ich die verschiedenen Stimmungen für unterschiedliche Stile ein: Blues, Southern Rock und Artverwandtes funktioniert gut mit den vorgestellten Open-Tunings. Für Pop, Surf oder Atmosphärisches komme ich mit der Standard- Stimmung besser zurecht, da sie nicht so dominant nach einer bestimmten Stilistik klingt. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, auf einer Gitarre ohne Umstimmen reguläre und Slide-Gitarrenparts zu spielen…eine Tatsache, die schon Gitarristen wie Jason Isbell, Warren Haynes und viele andere zur Standard-Stimmung gebracht hat.

Auf die Plätze, fertig, los!

Statt philosophischer Diskussionen über das Für und Wider der Standard-Stimmung, kannst du anhand des Übungs-Songs den Sound der regulären Stimmung einfach mal ausprobieren. In Beispiel 1 siehst du das Rhythmus-Pattern, das aus den Akkorden D, Am und G besteht. Die stammen alle aus G-Dur. Da der harmonische Schwerpunkt aber auf dem D-Dur-Akkord liegt, fasse ich die Akkordfolge als D-Mixolydisch auf und spiele über alle drei Akkorde diese Tonleiter. Das Rhythmuspattern selbst besteht aus einfachen offenen Akkorden. In der ersten Lage beim D- und Am-Akkord bringe ich die None des Akkords ins Spiel, der G-Dur-Akkord wird mit einem kurzen, Country-artigen Pentatonik-Lick verziert. Das sollte dich nicht vor unlösbare Aufgaben stellen.

Zum Vergrößern bitte klicken

Leadpart

Die Leadgitarre verwendet verschiedene Elemente. Für die ersten zwei Durchgänge setze ich ein paar Akkord-Shapes ein, die du dir merken solltest. Den Dur-Akkord auf D, G und H-Saite findest du auch in der offenen G-Stimmung. Über A-Moll spiele ich einen A-Moll-Dreiklang auf G-, H- und E-Saite, der im typischen Moll-Barré- Akkord enthalten ist. Takt 3 verschiebt den Dur-Dreiklang nach G. Am Ende von Takt 3 setze ich einen Double-Stop auf E- und H-Saite ein, den du auch in der offenen E-Stimmung findest. Mit diesen Drei-Akkord-Shapes kannst du auf einfache Weise begleiten oder auf den Akkord angepasste Solo-Licks erzeugen.

Ab Takt 9 imitiere ich mit Leersaiten den Sound einer offenen Stimmung, Die Hammer Ons und Pull Offs mit dem Slide kennst du schon von vielen Licks der vorangegangenen Folgen. In Takt 13 bis 17 verwende ich Akkord-Arpeggios, die ich immer auf der Leersaite mit dem zum Akkord passenden Grundton spiele. In den letzten drei Phrasen verbinde ich das Double-Stop-Shape mit Melodien aus der D-Mixo-Skala. In Kombination mit dem hallreichen Sound mit viel Delay kann man so sehr schöne, getragene Motive entwickeln, die ein Gefühl von Weite vermitteln. Sobald du die einzelnen Licks und Bausteine beherrschst, solltest du sie auf andere Stücke und Akkordfolgen anwenden.

Zum Vergrößern bitte klicken

Mit der Standard-Stimmung kann man auch Slide-Solos in Songs unterbringen, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Viel Spaß beim Ausprobieren und bis zur nächsten Folge, in der ich dann ein paar Griffbrett-Positionen erkläre, die ich in der Standard-Stimmung oft verwende. Anregungen, Wünsche und Kritik kannst du wie immer unter martin@the-incredible-mr-smith.com los werden.


Aus Gitarre & Bass 03/2017

Kommentar zu diesem Artikel

Pingbacks

  1. Slide Guitar: Standard-Tuning, Teil 2 › GITARRE & BASS

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.