Ich hoffe du hast die Shapes der letzten Folge verinnerlicht und schon auf diverse Akkordfolgen angewendet. Diesmal erkunden wir weiter die Möglichkeiten, die das Standard-Tuning für Moll-Tonarten bietet.
Backing Track
Als Studienmaterial dient diesmal ein Blues in A-Moll in der einfachsten Form. Lediglich die Dominante im letzten Takt weicht von der simplen I-IV-V-Formel ab. Das zwölftaktige Harmonie-Schema sieht folgendermaßen aus:
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Am | Am | Am | Am |
Dm | Dm | Am | Am |
Em | Dm | Am | E7#9 |
Als Groove verwende ich für Bass und Drums ein simples Rhumba-Pattern, das neben Shuffle und Slow-Blues zum Standard-Repertoire jeder Blues-Combo gehören sollte.
Im unten abgedruckten Beispiel 1 siehst du die dazugehörige Rhythmus-Gitarren- Figur, die mithilfe eines Moll-Dreiklangs auf den oberen drei Saiten sparsame rhythmische Akzente setzt. Im zweiten Takt des Notenbeispiels erweitere ich den Akkord mit der None. Den Akkord auf der 3 im zweiten Takt des Patterns kannst du mit einem heftigen Whammy-Bar-Vibrato versehen – und das erzeugt eine wirklich schöne Surf-Atmosphäre.
Solo
Der erste Chorus ist um die Position der Moll-Tonleiter am fünften Bund aufgebaut. Ich erweitere sie um ein paar Töne aus der Leersaiten-Position und dem E am neunten Bund der G-Saite. In Takt 2 und 3 übertrage ich ein typisches Blues-Lick mit Bending zur Quinte auf die Slide-Gitarre. Diese Technik ist ein gutes Konzept, um Standard-Gitarren-Licks für die Slide-Gitarre passend zu machen. Beim Wechsel auf D-Moll setze ich den gleichen Moll- Dreiklang ein wie für die Rhythmusgitarre, den ich mit Slides umspiele. Achte vor allem bei dem Abwärts-Slide in das C auf genaue Intonation.
Beim E-Moll-Akkord in Takt 9 kombiniere ich Leersaiten und mit dem Slide gegriffene Töne. Für den D-Moll-Akkord in Takt 10 umspiele ich den klassischen Barré-Akkord mit Grundton auf der A-Saite und kehre dann beim A-Moll wieder in das Quarten-Shape auf A- und D-Saite zurück, mit dem auch der Chorus angefangen hat.
Motiv-Entwicklung
Der zweite Durchgang beginnt mit einem Motiv auf der A-Saite, das als Auftakt zu allen weiteren Phrasen dient. Das schafft einen roten Faden im Solo und bietet dem Hörer einen starken Wiedererkennungswert. Auf den immer gleichen Auftakt folgen unterschiedliche Antworten: Beim A-Moll ein Motiv auf den tiefen Saiten, das man auch gut am 5. Bund hätte spielen können. Auf den tiefen Saiten klingt es etwas dreckiger. Beim D-Moll geht es wieder in die Akkordposition am 10. Bund. Für den E-Moll kommt ein Pull-Off-Motiv zum Einsatz, das ich in ähnlicher Form schon in der offenen E-Stimmung präsentiert habe. Harmonisch gesehen kombiniere ich die leere E- und H-Saite mit der natürlichen A-Moll-Tonleiter.
Beim D-Moll steuere ich die Sexte des Akkordes an – das H – was einen leicht jazzigen Klang erzeugt. Gerade in Moll kann man mit Akkorderweiterungen wie der Sexte oder None eine offene, spacige Atmosphäre schaffen. Am Ende des Solos setze ich über den E7#9 noch ein Dreiklang-Arpeggio auf der hohen E-Saite ein. Besonders in der Standard-Stimmung lohnt es sich, solche Arpeggios mit Leersaiten zu suchen, da sie einerseits ein höheres Tempo ermöglichen, weil nicht alle Töne mit dem Slide erzeugt werden müssen und andererseits immer etwas vom Open-Tuning- Sound beinhalten. Die Leersaite muss dabei nicht immer der Grundton sein. Versuche mal folgende Arpeggios zu finden: – Am auf der E- oder A-Saite – D-Moll auf der A- oder D-Saite – E- Moll/E-Dur auf der E- oder H-Saite Anschließend spielst du sie über die Bluesform und versuchst sie mit den Akkord- Shapes zu verbinden.
Viel Spaß beim Experimentieren und bis zur nächsten Folge, in der wir uns dann etwas genauer mit Arpeggios auseinandersetzen. Anregungen, Wünsche & Kritik kannst du bei martin@the-incredible-mr-smith.com loswerden.
Sehr gut wie ihr euredikitale Zeitschrift darstellt. Man lernt immer eine menge dazu.