Ein verlassenes Haus in Franken, dem Abriss geweiht, hielt für Bastler erstaunliche Schätze bereit: Hier lagen verwaiste Rohlinge alter Gitarren-Bodys und -Hälse herum. Allem Anschein nach hatte ein mittlerweile verstorbener Geigenbauer sie dort gelagert, um sie irgendwann zu verarbeiten. Dazu kam es jedoch nicht ‒ bis jetzt!
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Vermutlich waren sie Ausschuss aus der Produktion von Rohlingen durch die vielen Heimwerker, welche früher die deutsche Instrumentenbau-Industrie belieferten. Recherchen zufolge könnte es sich um Bodys der Höfner 4572, oder des Ovation-Modells „Tornado“ handeln, das ab ca. 1967/1968 von Höfner für Ovation produziert wurde.
Die Teile waren in einem schlechten Zustand, zeigten Bearbeitungsmängel wie Durchschleifer im Furnier, und waren durch die jahrzehntelange schlechte Lagerung vom Holzwurm befallen. Kolja Bannasch waren sie aber zu schade, um auf dem Müll zu landen. Er eröffnete eine Facebook-Gruppe, in der sich leidenschaftliche Gitarrenbauer, sowohl Profis als auch Hobbyisten, organisierten, um aus den geborgenen Rohlingen Instrumente zu bauen: Der Startschuss für das „Projekt Wormhole“!
Im Zeichen der Nachhaltigkeit sollten die Gitarrenteile gerettet und einzigartige, funktionstüchtige Instrumente gebaut werden, auch um den Heimwerkern von damals ein Denkmal zu setzen. Gegen eine Spende für wohltätige Zwecke konnten die Bastler ausgewählte Stücke kaufen ‒ für 16 Bodys gab es mehr als einhundert Anfragen. Die Bauzeit wurde auf Mai bis November 2021 festgelegt. Bei der Gestaltung hatten die Gitarrenbauer prinzipiell freie Hand. Einzige Bedingung: Es sollte ein Bezug zum Projekt Wormhole erkennbar sein, etwa durch Decals oder Inlays.
In der Gruppe haben die Projektteilnehmer ihre Arbeitsfortschritte, aber auch ihre Rückschritte dokumentiert. Hier kommen rund 400 Gruppenmitglieder aus verschiedenen Ländern und Interessensgebieten zusammen, neben Gitarrenbaubegeisterten auch Höfner- bzw. Vintage-Fans. Die Projektteilnehmer kommen aus allen Teilen Deutschlands, der Nördlichste aus Flensburg, der Südlichste aus München, einer sogar aus der Schweiz. Das handwerkliche Niveau reicht vom „Ersttäter“ bis zum Profi, der mit Gitarrenbau sein Geld verdient.
Bislang sind vor allem E-Gitarren entstanden, es sind jedoch auch ein E-Bass und eine Bariton-Gitarre dabei. Viele entschieden sich, in Anlehnung an die Höfner 4572, für originale NOS-Pickups von Höfner. Zum Teil kam fertige Hardware zum Einsatz, einige Tüftler konstruierten Pickup-Rahmen und Poti-Knöpfe selbst. Quintus Sander und Steffen Albrecht fertigten auch die Bridge bzw. das Tremolo in Handarbeit.
Die Holzauswahl und das Finish waren jedem selbst überlassen, auch hier gab es unterschiedliche Herangehensweisen: einige beizten das Originalfurnier, andere furnierten nochmals komplett über. So kamen einige ausdrucksstarke Unikate zustande, die wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten!
Christian Hackl
Christian Hackl
Projektmitglieder:
Steffen Albrecht
Daniel Büchner
Frank Rosendahl
Quintus Sander
Remo Hänsli
Bela Elbich
Jens Kulosa
Diethard Brey
Christian Hackl
Christian Potthoff
Christian Leupold
Michael Kraft
Mete Cem Kuzu
Marcel Caraballo
Gregor Knauer
Lothar Meyer
Nutzt ihr eure Freizeit für Bastelprojekte oder
habt euch eine eigene Gitarre gebaut?
Schickt uns einfach 2-3 Bilder und einen kurzen Text zu euren DIY-Projekten an redaktion@gitarrebass.de und mit
etwas Glück könnt ihr sie schon bald auf der G&B-Website oder im Heft finden.
Coole Sache
Tolle “Reste-Verwertung” …
Kudos!
Immer eine tolle Sache, wenn man schönes altes Holz vor der thermischen Entsorgung retten kann. 3x Daumen hoch!!!
Großartig Kolja!
Bin echt begeistert, eine richtig coole Sache!
Gratuliere!!!!
Grüße Max
Geile sache geile gruppe absolut mein Respekt