Es gibt Tage in meiner Werkstatt die fangen schlecht an, es gibt Tage die beginnen katastrophal und dann gibt es Tage wie Dienstag den 13., die dann noch einen draufsetzen. Dabei begann eigentlich alles gut und friedlich.
Bei einer Vorbesprechung für die Neubundierung einer Semiakustik sollten Details geklärt und der Reparaturzeitraum abgesteckt werden. Mehr oder weniger beiläufig fragte der Kunde, ob er später die Potiknöpfe (die hingen noch im Transit) selber wechseln könnte. Mit routinierter Hilfsbereitschaft wurde die Frage bejaht und gleichzeitig die erklärende Hand zum Potiknopf geführt (Abb. 1). Gesteckte Potiknöpfe werden einfach nach oben abgezogen. Das wurde schon x-mal gemacht und es hat auch schon x-mal einwandfrei funktioniert. Nur eben an diesem Dienstag nicht.
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Vor den kontrollierenden Augen des Kunden hob sich nicht nur der Potiknopf – die Potiachse kam gleich mit (Abb. 1/unten). Was man auf der anderen Seite der Theke vielleicht nicht so ganz versteht: Bis hierher war der Tag finanziell ein Nullinger (die Bundierung war noch nicht final abgesprochen) und ein auf Kulanz gebürsteter Kunde hätte auf eine kostenlose Reparatur des vermeintlich unsachgemäß abgezogenen Potis gepocht. Der Nullinger wäre dann ins Minus gerutscht.
Nach 30 Jahren Werkstatt legt man sich automatisch plausible und gerechtfertigte Argumente zurecht: Vorschaden, defektes Bauteil, unsachgemäße Vorarbeiten, etc. Noch während des Satzbaus kam jedoch völlig unerwartet von der anderen Seite der Theke ein „Na ja“ und dann der Wunsch, die komplette Elektronik zu ersetzen, da die Volume-Potis für den Geschmack des Kunden ohnehin zu leichtgängig waren und die Push-Pull-Funktion überflüssig war. Als anschließend zusätzlich die Bundierung in Auftrag gegeben wurde, hellte die Stimmung auf, und als ich dann noch erkannte, dass der Potitausch bei einer ES-Style-Gitarre ein interessantes Repair-Talk-Thema liefert, war die Werkstatt wieder auf Kurs.
Die kleine Vorgeschichte kann durchaus repräsentativ sein. Ein Hobbytuner will mal eben seine Gitarre aufhübschen und dann – siehe oben. Der erforderliche Potitausch kann bei modernen ES-Gitarren häufig durch das F-Loch erfolgen, da meistens die Kabel der Elektronik lang genug sind. Die Abb. 2 zeigt wie das gelöste Poti Richtung F-Loch bugsiert werden kann. Häufig (auch bei dieser ES) ist die Verbindung Volume- zu Tone-Poti etwas kurz, sodass das Volume-Poti nicht komplett aus dem Innern der Gitarre herausgeholt werden kann.
Dann muss auch das Tone-Poti gelöst und nachgeschoben werden. Das Reinschieben in den Korpus ist leicht, schwierig ist es, danach das Poti wieder an seinen alten Platz zu kriegen. Mir hilft dabei ein Kunststoffschlauch aus dem TV-Jones-HTK-SB000-Set (Abb. 3).
Ich fixiere das Poti mit der Spitze eines kleinen Schraubendrehers (Abb. 4/links), indem ich es am Gewinde packe. Anschließend stülpe ich den passenden Schlauch über den Potiknopf (Abb. 4/rechts).
So habe ich das Tone-Poti gut im „Griff“ und kann es in den Korpus schieben. Dadurch ist genügend Kabellänge vorhanden und ich hebe das Volume-Poti aus dem Korpus (Abb. 5).
ÜBERRASCHENDE ENGE
All das Geschriebene funktioniert bei der ES auf dem Werkstatttisch gut. Bei vielen Vintage-Instrumenten sind aber die Kabel häufig zu kurz und/oder zu steif. Der kleine Dienstweg durch das F-Loch funktioniert dann nicht. Dann bleibt nur der traditionelle Weg durch eine Fräsung/Öffnung zwischen Tonabnehmerfräsung (Steg) und Korpushohlraum.
Auch bei dieser ES hatte ich diesen Weg angedacht, da ein kompletter Elektroniktausch durch das F-Loch recht fummelig sein kann. Der ausgebaute Steg-Pickup offenbarte jedoch die Undurchführbarkeit des angedachten Weges. Das dicke CTS-Poti passt in keiner möglichen Position durch die enge Öffnung (Abb. 6). Somit ist das sehr ruhige Händchen gefragt, da alle Bauteile durch das F-Loch geführt werden müssen.
Diese überraschende Reparatursackgasse zeigt wieder mal, dass es oft anders kommt als man denkt – dies also bei der eigenen Planung berücksichtigen. Nur für den Fall der Fälle prüfe ich gemäß Abb. 7, ob auch ein handelsübliches Push-Pull-Poti durch das F-Loch passt. Jawohl, das klappt. So stünde einem Originalrückbau – falls irgendwann einmal gewünscht – nichts im Wege.
Als Konsequenz aus der engen und aufwändigen Einbausituation entscheide ich an dieser Stelle, die Original-Tone-Potis nicht zu tauschen. Ich werde nur die Volume-Potis ersetzen. Die Tone-Potis laufen gut und bleiben. Die leichtläufigen Volume-Potis werden durch CTS-Potis ersetzt. Diese Maßnahme spart mindestens 50 % Arbeitszeit (und somit 50 % Montagekosten) und die beiden CTS-Potis für den Ton gibt es auch nicht kostenlos.
VORBEREITEN UND AUFRÄUMEN
Nachdem Weg und Umfang der Reparatur nun final geklärt sind (so glaubte ich zumindest), kann es mit der Montage losgehen. Die bis dato verwendeten Potis haben einen Achsendurchmesser von ca. 8 mm. Dementsprechend eng ist auch die Bohrung in der Decke der ES.
Um Platz für die 10-mm-Achse des CTS-Potis zu schaffen, vergrößere ich das Loch mit einem 10-mm-Krauser (Abb. 8/oben). Die Verwendung eines 10-mm-Bohrers birgt die Gefahr, dass lose Holzfasern hochgerissen werden – das Loch franst aus. Der Krauser arbeitet sicherer und vorhersehbarer. Wenn irgend möglich unterstütze ich mit den Fingern (von hinten durch das F-Loch greifend) die recht labilen „Flügel“ rund um das F-Loch, damit durch den Druck beim Aufkrausen nichts beschädigt wird.
Ein Vergleich der Achsenlänge (neu/alt) verhindert Überraschungen nach dem Einbau. Ein neues Poti nützt nichts, wenn die Achse zu kurz für die Decke wäre. Hier passt es (Abb. 9).
Etwas undurchsichtig ist die Faktenlage bei der Verdrahtung des auszutauschenden Volume-Potis. Hier läuft alles über eine Platine. Ungewöhnlich aber doch durchschaubar. Die alte Elektronik soll ja weiterhin verwendet werden. Somit brauchen wir einen Ausgang und eine Verbindung zum Tone-Poti. Der fehlende Eingang findet sich auf dem Multistecker.
Welches Rot welche Funktion hat, kann nachgemessen (Abb. 10) aber auch praktisch hergeleitet werden. Der transparente Leiterverlauf auf der simplen Platine lässt den Signalverlauf schon erahnen. Gewissheit bringt in den meisten Fällen die Zange. Schneidet man den Ausgang durch, herrscht Ruhe (Volume-Poti voll aufgedreht/metallischer Gegenstand klopft an das Pickupgehäuse). Schneidet man die Verbindung Volume/ Tone durch, bleibt in den meisten Situationen das Signal bestehen, da das Tone-Poti zumeist parallel geschaltet ist. Die Zuordnung wurde erkannt – die Kabel entsprechend farblich gekennzeichnet. Im nächsten Schritt wird am Eingang aufgeräumt.
Hier wurde ein Austausch-Pickup an den Multistecker gelötet. Da der Multistecker nicht mehr zum Einsatz kommt, übernehme ich die vorhandene Zuordnung (ggf. mit Herstellerangaben vergleichen) und bereite die Standardverkabelung für ein Volume-Poti vor (Abb. 11).
Anschließend löte ich den Pickup an das Volume-Poti (Abb. 12).
In diesem Falle (Rechtshand) Ausgang an die Mitte, Pickup und Ton außen (Pfeil), Masse außen (andere Varianten sind möglich). Das Küchenpapier auf dem Foto ist ganz praktisch. Man kann es fix mit notwendigen Löchern versehen und die zu lötenden Teile durchstecken. Oftmals „spuckt“ die Lötstelle beim Löten Substanzen, die sich gerne auf dem Lack des Instrumentes festsetzen. Das Küchenpapier verhindert dies. Das Instrument bleibt sauber, und das Papier kann einfach aufgerissen werden, falls man sich mal „eingelötet“ hat – soll heißen: verlötete Kabel das schützende Papier ungewollt einschließen.
Das verlötete Volume-Poti kann nun nach kurzem Funktionscheck zurück ins Instrument. Die linke Hand führt das Volume-Poti, während die rechte das Tone-Poti am Kunststoffschlauch langsam in Position zieht (Abb. 13). So werden die Potis in Position gebracht und können danach wieder verschraubt werden. Das Volume-Poti des Stegtonabnehmers war im Austausch noch gefügiger, da die vorhandene Kabellänge ausreichend war, um das Volume-Poti aus dem F-Loch zu führen, ohne das entsprechende Tone-Poti zu lösen.
WANDERNDE ZIELLINIE
Da nun endlich alles an Ort und Stelle ist und die gewünschte Funktion liefert, könnte man annehmen, dass dem erfolgreichen Abschluss der E-Arbeiten nichts mehr im Wege steht. Das klare Ziel in greifbarer Nähe schafft es diese ES dann aber doch noch einen Stolperstein in den gerade aufgenommenen Zieleinlauf zu werfen.
Die Potiknöpfe (also quasi der Ursprung des Übels) sind mittlerweile in der Werkstatt eingetroffen. Natürlich (weil anders wäre auch zu einfach) sind es Dome-Speed-Typen, die mit ihren seitlichen Befestigungsschrauben normalerweise für Solid-Shaft-Potis vorgesehen sind. Verbaut sind aber Split-Shaft-Potis, die eine geschlitzte Achse haben. Je nach Stellung des Knopfes auf der Achse drücken die Schrauben gegebenenfalls die Wangen der geschlitzten Achse zusammen. Dann hält das zwar schon irgendwie, der Potiknopf läuft aber häufig unprofessionell eierig.
Damit alles schön rund läuft und die Knopforientierung frei wählbar bleibt, verwandele ich die Split-Shaft-Variante kurzerhand in eine Solid-Shaft. Dazu fülle ich die Schlitze jeweils mit einem passenden Furnier aus (Abb. 14/oben). Das Furnier muss schon recht stramm sitzen, damit die beiden losen Wangen wie ein Solid-Shaft agieren. Wenn nötig platziere ich einen kurzen Streifen Klebeband über die Achse (Abb. 14/unten), um den unwilligen Knopf in eine gerade und rundlaufende Position zu zwingen.
Als wäre nie etwas gewesen (aber nun deutlich hübscher), zeigt die Abb. 15 das brauchbare Resultat der Tauschaktion. Kann man so abgeben, finde ich! Weiter geht es nun bei dieser ES mit der Neubundierung. Immer auf der Suche nach frischem Stoff klinkt sich der Repair Talk an dieser Stelle erst einmal aus.
Sehr schön beschrieben, kenne ich auch aus eigener Erfahrung –
beim Austausch der Potis bietet sich auch sog. Aquariumschlauch an, der ist meist preiswerter zu bekommen, und es gibt ihn in verschiedenen Durchmessern.
Denn falls die Potiöffnungen mal sehr weit vom F-Loch wegliegen (ich hab’ da so einige), muss man schon mal etwas strammer an dem Schlauch ziehen – wäre gut, wenn er dann auch fest auf der Achse sitzt.
Ich habe das Problem bis jetzt imer mit festem Zwirn gelöst: einfach um die Potiachse knoten. Da rutscht nichts ab, ist aber eine ziemlich Fummelei, da sich das Poti häufig verkantet, wenn es zurück durchs Loch soll. Das mit dem Schlauch ist ein super Tipp.
Hallo ! Genau so hab ich es auch bei dem Pickup-Schalter gemacht, entsprechendes Band durchs Loch gezogen und dann so an dem konischen Schalterhebel geknotet, dass der Knoten beim Durchfädeln im Loch nicht sperrt. ABER: vorher auf den Faden schon mal die Unterlegscheibe und Mutter von oben draufgezogen, damit man gleich wenigsten 1-2 Gewindegänge aufschrauben kann, damit nicht alles zurückfällt, wenn man den Knoten löst !! Ganz wichtig !
Ich habe es bei der Reparatur des Pickup-Schalters auch mit einem entsprechendem Band gemacht, durchs Loch gezogen, mit den Pinzette (da Finger zu kurz) bis zum F-Loch gehohlt und dann so an dem konischen Schalterhebel geknotet, dass der Knoten beim Durchfädeln im Loch nicht sperrt. ABER: vorher auf den Faden schon mal die Unterlegscheibe und Mutter von oben draufgezogen, damit man gleich wenigsten 1-2 Gewindegänge aufschrauben kann, damit nicht alles zurückfällt, wenn man den Knoten löst !! Ganz wichtig !
Sehr schön beschrieben, kenne ich auch aus eigener Erfahrung –
beim Austausch der Potis bietet sich auch sog. Aquariumschlauch an, der ist meist preiswerter zu bekommen, und es gibt ihn in verschiedenen Durchmessern.
Denn falls die Potiöffnungen mal sehr weit vom F-Loch wegliegen (ich hab’ da so einige), muss man schon mal etwas strammer an dem Schlauch ziehen – wäre gut, wenn er dann auch fest auf der Achse sitzt.
Ich habe das Problem bis jetzt imer mit festem Zwirn gelöst: einfach um die Potiachse knoten. Da rutscht nichts ab, ist aber eine ziemlich Fummelei, da sich das Poti häufig verkantet, wenn es zurück durchs Loch soll. Das mit dem Schlauch ist ein super Tipp.
Hallo ! Genau so hab ich es auch bei dem Pickup-Schalter gemacht, entsprechendes Band durchs Loch gezogen und dann so an dem konischen Schalterhebel geknotet, dass der Knoten beim Durchfädeln im Loch nicht sperrt. ABER: vorher auf den Faden schon mal die Unterlegscheibe und Mutter von oben draufgezogen, damit man gleich wenigsten 1-2 Gewindegänge aufschrauben kann, damit nicht alles zurückfällt, wenn man den Knoten löst !! Ganz wichtig !
Ich habe es bei der Reparatur des Pickup-Schalters auch mit einem entsprechendem Band gemacht, durchs Loch gezogen, mit den Pinzette (da Finger zu kurz) bis zum F-Loch gehohlt und dann so an dem konischen Schalterhebel geknotet, dass der Knoten beim Durchfädeln im Loch nicht sperrt. ABER: vorher auf den Faden schon mal die Unterlegscheibe und Mutter von oben draufgezogen, damit man gleich wenigsten 1-2 Gewindegänge aufschrauben kann, damit nicht alles zurückfällt, wenn man den Knoten löst !! Ganz wichtig !