Vibratotechnik auf neustem Stand ist das Thema dieses Repair Talks. Grundlage ist ein Auftrag zur Modifikation einer Gibson Les Paul Studio. Neben ein paar elektrischen Änderungen wünscht der Kunde die Aufrüstung auf ein Floyd-Rose-FRX-System.
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Dieses System habe auch ich noch nicht verbaut oder zum Service auf der Werkbank gehabt. Die Recherche im Vorfeld lässt aber Interesse aufkommen. Das FRX ist die Lösung des Herstellers Floyd Rose wenn es darum geht, Instrumente ohne Federkammer mit einem Double-Locking-System auszurüsten.
Die Webseite des Herstellers sowie auch einige YouTube-Videos schildern geradezu euphorisch die einfache Montage sowie das verstimmungsfreie Arbeiten des Systems. Hier könnte auch der interessierte Tuner auf die Idee kommen, seine Workhorse-Les-Paul mit den spieltechnischen Möglichkeiten eines Double-Locking-Vibratos aufzupeppen (Abb. 1). Ohne zu viel vorwegzunehmen an dieser Stelle schonmal der Hinweis, dass die Tuning-Realität oftmals von der Internet-Euphorie abweicht. Mit dieser Vorwarnung geht es zunächst an die Montage des Klemmsattels.
KLEMMEN MIT ZUGANG
Der Klemmsattel des FRX-Systems unterscheidet sich in mehreren Details vom herkömmlichen Floyd-Rose-Klemmsattel. Er ist eine Kombination aus Saitenklemmer und T-Rod-Cover (Abb. 2). Befestigt wird er mit zwei Holzschrauben auf der Vorderseite der Kopfplatte. Diese beiden Schraublöcher, die etwas links und rechts des gewohnten glockenförmigen T-Rod-Covers positioniert sind, sind in der Tat die einzigen notwendigen Modifikationen, die nicht hundertprozentig rückbaubar sind.
Der FRX-Sattel funktioniert nur in Verbindung mit einem herkömmlichen Sattel, da er auf der Griffbrettseite eine glatte Flanke aufweist. Damit sich die Klemmplättchen beim Anziehen der Inbussschraube nicht verdrehen, sind sie asymmetrisch geformt, sodass eine Kante an der hinteren Flanke des Klemmsattels anliegt.
Ein erstes Auflegen des Sattels an die angedachte Position zeigt zu Beginn der Montage zwei Stolperstellen, auf die in diesem Umfang kein Video und auch keine Rezension im Internet hingewiesen haben. Liegt der Sattel auf, passt zum einen der T-Rod-Schlüssel nicht auf die Mutter (Abb. 3/oben). Dieser Zugang zum T-Rod ist aber essenziell, will man den Hals mal nachstellen, um eine kommode Bespielbarkeit aus der Gitarre herauszukitzeln.
Zudem ergibt sich eine recht große „Stufe“ (Abb. 3/ unten) am Übergang Sattel/Klemmsattel. Zieht man die Klemmplättchen an, wird die Saite stark nach oben verstimmt. Das kann unter Umständen dazu führen, dass die Feinstimmer nicht genügend Einstellbereich haben, das Instrument sich also nicht ohne weiteres stimmen lässt. Zwei Probleme, die zwei Lösungen fordern.
Im ersten Schritt fertige ich eine Unterlage aus einem 1,5 mm starken Furnier (Abb. 4). Diese Unterlage erhöht nun den Sattel so, dass der Schlüssel über die T-Rod-Schraube geschoben werden kann (Abb. 5). Zugang hergestellt. Bei der Baustelle mit der „Stufe“ wähle ich den Königsweg und fertige einen neuen Sattel an.
Zunächst markiere ich den Verlauf des Klemmsattels (Abb. 6/oben) und feile die Nuten entsprechend (Abb. 6/unten).
Im Resultat folgen die Saiten fast genau dem Verlauf Sattel/Klemmsattel (Abb. 7) und es ergibt sich nur eine sehr kleine Stufe. Noch werden die Saiten durch die Kombination Stop-Tailpiece/Steg gehalten. Aber ein probehaftes Klemmen der Plättchen verheißt ein brauchbares Resultat, da die Saiten sich beim Klemmen nur wenig verstimmen.
Etwas Vorsicht sollte man beim Verschrauben des Klemmsattels auf der Kopfplatte walten lassen. Die mitgelieferten Schrauben stehen trotz Ahornfurnier gut 12 mm über. Die Les Paul auf der Werkbank liefert die geforderte Materialstärke nur mit Glück. Der Sicherheit zuliebe habe ich die Originalschrauben durch kürzere ersetzt. Das hält sehr gut und ein peinliches „Durchschrauben“ konnte vermieden werden. Nur mal so nebenbei: Bis hierhin stehen eher ein paar Stunden auf dem Block und nicht – wie es einige Internetquellen darstellen – ein paar Minuten.
RAHMEN MIT MESSERKANTE
Nachdem die Arbeiten am Sattel abgeschlossen sind, geht es nun um die Montage des eigentlichen Vibratosystems, das aus einer Art Rahmen besteht, auf dem die typischen Bolzen aber auch die Vibratofeder montiert sind (Abb. 8). Anders als beim normalen Floyd arbeitet die Feder auf Druck, nicht auf Zug. Der bewegliche, kippelnde Teil erinnert an die Grundplatte eines herkömmlichen Floyds.
Es ist auffällig, dass die Messerkante nicht separat im System sitzt, sondern abweichend vom Original direkt aus der Grundplatte geformt ist (Abb. 9). Bleibt zu hoffen, dass die Materialwahl auch einer langjährigen, intensiven Nutzung standhält.
Das System selbst bietet alle erdenklichen Einstellmöglichkeiten. Im montierten Zustand ruht es vorne auf zwei recht dicken Inbusschrauben (Abb. 10/Pfeil links). An diesen Schrauben lässt sich die Saitenhöhe/Saitenlage einstellen. Interessant ist die große Rändelschraube mittig am System (Abb. 10/Pfeil rechts). Sie ist ein verstellbarer Anschlag.
Ähnlich dem Keil, der in vorangegangenen Repair Talks das Vibrato am Block fixiert hat, kann diese Schraube als Anschlag genutzt werden, auf dem das System ruht. Somit kann ohne viel Gefummel das System zum Beispiel in einen „Down only“-Modus gebracht werden. Durch Erhöhen der Federspannung (auch dies funktioniert sehr transparent einfach mittels Justieren an einer Inbusschraube) und der Position des Anschlags hat man dann quasi einen festen Steg, der bei Double-Bendings, dem Stimmen und auch dem gesamten Handling einfacher unter Kontrolle zu halten ist.
Auch der komplette Einstellvorgang (Intonation, Saitenlage, etc.), der ja noch erfolgen muss, geht mit der dann festgelegten Ruheposition schneller und präziser über die Bühne. Je nach Einstellung der Feder lässt das System dann aber trotzdem eine (dann zwar etwas schwergängigere) Tonmodulation nach unten zu. Zum „Frei-Schweben“ wird die Rändelschraube einfach wieder reingedreht und anschließend die Federspannung angepasst. Einmal durchschaut, ist diese Schraube eine echte Hilfe, um das System zu bändigen.
BALANCEAKT
Die eigentliche statische Aufgabe übernehmen die Bolzen, die in die Hülsen des Stop-Tailpieces geschraubt werden (Abb. 11/Pfeil). An diesen beiden Bolzen (werden zöllisch und metrisch mitgeliefert) „hängt“ das System. Vorne ruht es dann auf den beiden Inbusschrauben. Ähnlich wie ein vierbeiniger Tisch auf unebenem Grund, dem man mit Bierdeckeln einen festen Stand geben muss, ist auch die Relation Inbus/Bolzen gerade bei Instrumenten mit gewölbter Decke Vermittlungssache.
Das System soll frei über dem Korpus schweben (etwa in der Flucht der Saiten) aber auch die beiden (!) Inbusschrauben sollen fest auf dem Korpus aufsitzen und nicht in der Luft schweben. Bei der Paula auf der Werkbank stand das System nach ein paar Justierungen fest auf allen Vieren. Floyd Rose liefert für die vorderen Inbussschrauben, auf denen das System steht, klebbare Kunststoffunterlagen (Abb. 12/vorne). So soll verhindert werden, dass sich die Schrauben in den Lack/das Holz hineindrücken und Spuren hinterlassen. Bei Instrumenten mit Polyesterlacken sehe ich da auch keine Schwierigkeiten.
Bei Instrumenten mit Nitro- oder Kombinationslacken bin ich mir aber nicht sicher, ob die Klebstellen nach längerer Nutzung tatsächlich ohne Folgen bleiben. Häufig frisst sich der Kleber irreversibel in den Lack. Das sollte ggf. bei der Wahl des Tuningkandidaten berücksichtigt werden. Somit ist der eigentliche Montagevorgang abgeschlossen und es kann ans Einstellen gehen. Dies geschieht genauso wie bei herkömmlichen Floyd-Systemen (siehe ältere Repair-Talk-Ausgaben) geht aber dank der oben beschriebenen Rändelschraube etwas unkomplizierter vonstatten.
Genau wie beim Original-Floyd sind die Einzelreiter nicht individuell in der Höhe einstellbar. Anders als beim Original sitzen aber sechs gleiche Reiter auf einer gestuften Grundplatte (Abb. 13). Im Bedarfsfall werden hier wohl kaum Standardersatzreiter für das Floyd passen.
ZÄHMENDE SCHRAUBE
Der modulationsorientierte Tuner wird ab diesem Punkt Spaß bekommen. Entsprechend eingestellt, liefert das FRX jetzt schon überzeugend ab, bietet aber zusätzlich noch ein interessantes Feature. Die Abb. 14 zeigt eine spezielle Schraube, die ich mal als N.P-Schraube (Nullpunktschraube) bezeichnen möchte.
Deren kugelförmig aus gleitendem Material geformter Kopf findet in einer Aussparung des wippenden Vibratoschlittens Platz. Sie sitzt etwas versteckt hinter der Rändelschraube (Abb. 15/Pfeil).
Die N.P-Schraube ist eine Art Tremsetter oder Backbox, die dem Vibrato in der Nullposition ein wenig mehr Führung verleiht, indem sie es locker hält. Dadurch ist das Vibrato nicht mehr ganz so sensibel, was das Handauflegen angeht und das Zurückkehren in die Nullposition ist auch noch etwas klarer definiert. In der Summe bietet das FRX somit drei Modi: Free-Floating, Down-only, und „gebremst“. Da gibt es viel zu experimentieren.
Die Optik mag Geschmackssache sein, die Funktion ist aber durchaus überzeugend – das findet nach ausgiebigem Testen dann auch der Kunde. Wer seine Paula und/ oder Co. das etwas Mehr an Vibratotechnik verleihen möchte, hat mit dem FRX eine echte Alternative zur Neuanschaffung eines kompletten Instrumentes. Das war es jetzt auch erst einmal in Sachen Tonhöhenmodulation, und es ist an der Zeit, etwas Neues anzustoßen. Man könnte ja mal eine Gitarre bauen … Da überlege ich mir was Passendes.
Die Optik des FR-Tremolos ist ja wirklich potthäßlich! Ich würde mir niemals solch ein extrem grausiges Teil an meine Gibson LP schrauben,das ist ganz sicher.Es gibt Sachen,die gibt es eigentlich gar nicht.Kaum zu fassen,wie man seine Les Paul mit einem derart häßlichen „Freud´ los“ Tremolo verunstalten kann! Dies ist in Wahrheit keine Alternative,sondern nach der Montage lediglich ein sehr trauriger Zustand.
Gebe meinem Vorredner Recht., Ästhetik sieht anders aus. Außerdem gehört ein Vibrato nicht auf eine Les Paul, das fühlt sich nicht richtig an. Wenn es die Spieltechnik erfordert, gibt es einige Alternativen bei denen Sound, Optik und Haptik passen. Muss also keine Paula sein.
Da ist auch noch die Frage : Was mußte der erwähnte Kunde für die Vestümmelung seiner einstmals gutaussehenden Paula löhnen ? Eine Schande…
Ein ausreichendes Vibrato kriegt man auch spieltechnisch bei einer Paula mit Saitenziehen hin, und wenns mehr sein muß, als die Fingerkraft oder der Saitenzug erlaubt, dann greift man eben zu einer anderen dafür prädestinierten Gitarre.
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters und ist wie so vieles subjektiv. Interessant fand ich die Stolperstellen und die Detaillösungen während der Montage.
Am Ende zählt die musikalische Vorstellung des Spielers. Wie das Ganze dann aussieht ist zweitrangig. Eine Gitarre ist primär erstenmal ein Werkzeug um den Klang hervorzulocken, den der Spieler innerlich hört und fühlt.
Wem´s gefällt…… Ich denke, die Paula ist halt eine Gitarre ohne Vibrato, Die meisten, die eine Gibson LP besitzen, haben auch noch andere Gitarren. Will ich eine Gitarre spielen mit Vibrato gibt’s die SG oder die Stratocaster etc.. Ich trau mich auch nicht ran an so schönen Instrumenten kompliziert rum zu basteln.
Die Optik des FR-Tremolos ist ja wirklich potthäßlich! Ich würde mir niemals solch ein extrem grausiges Teil an meine Gibson LP schrauben,das ist ganz sicher.Es gibt Sachen,die gibt es eigentlich gar nicht.Kaum zu fassen,wie man seine Les Paul mit einem derart häßlichen „Freud´ los“ Tremolo verunstalten kann! Dies ist in Wahrheit keine Alternative,sondern nach der Montage lediglich ein sehr trauriger Zustand.
Gebe meinem Vorredner Recht., Ästhetik sieht anders aus. Außerdem gehört ein Vibrato nicht auf eine Les Paul, das fühlt sich nicht richtig an. Wenn es die Spieltechnik erfordert, gibt es einige Alternativen bei denen Sound, Optik und Haptik passen. Muss also keine Paula sein.
Da ist auch noch die Frage : Was mußte der erwähnte Kunde für die Vestümmelung seiner einstmals gutaussehenden Paula löhnen ? Eine Schande…
Ein ausreichendes Vibrato kriegt man auch spieltechnisch bei einer Paula mit Saitenziehen hin, und wenns mehr sein muß, als die Fingerkraft oder der Saitenzug erlaubt, dann greift man eben zu einer anderen dafür prädestinierten Gitarre.
Den Kommentaren ist nichts hinzuzufügen….trauriger Anblick….
Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären..!
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters und ist wie so vieles subjektiv. Interessant fand ich die Stolperstellen und die Detaillösungen während der Montage.
Am Ende zählt die musikalische Vorstellung des Spielers. Wie das Ganze dann aussieht ist zweitrangig. Eine Gitarre ist primär erstenmal ein Werkzeug um den Klang hervorzulocken, den der Spieler innerlich hört und fühlt.
Wem´s gefällt…… Ich denke, die Paula ist halt eine Gitarre ohne Vibrato, Die meisten, die eine Gibson LP besitzen, haben auch noch andere Gitarren. Will ich eine Gitarre spielen mit Vibrato gibt’s die SG oder die Stratocaster etc.. Ich trau mich auch nicht ran an so schönen Instrumenten kompliziert rum zu basteln.
Ich finde das ziemlich klasse. Ich finde allerdings Gibsongitarren mit wenigen Ausnahmen pothäßlich. Geht das auch auf ner Explorer oder Firebird?
Ein Stetsbar Tremolo wäre vielleicht eine Alternative: kein Klemmsattel und keine Finetuner, aber soll ganz gut funktionieren.