Pimp your Cheapo - Epiphone Casino - 1

Gitarren Tuning – Diagnose: Was lohnt sich, was nicht?

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Pimp your Cheapo – was ist das denn? Was geht? Bringt’s das? Ist das gut? Kann ich dann alles spielen? Muss ich das haben? Solche und ähnliche Fragen werden mir immer wieder von Kunden gestellt, die den Satz Pimp your Cheapo auf dem Plakat über meinem Freitagsarbeitsplatz in einem größeren Münchner Musikgeschäft gesichtet haben.

Epiphone-Casino
Epiphone Casino in Surf Green

Die Antworten darauf sind so vielfältig wie die Wünsche der Kunden, die Möglichkeiten ihrer Geldbeutel, die vorhandene Substanz des Objektes und natürlich auch die Sinnhaltigkeit der geäußerten Operations-Wünsche.

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Denn über eines sollten wir uns von vorne herein klar sein: Eine halbwegs ordentliche Pimp-Arbeit kostet womöglich weit mehr als die Instrumente, die man üblicherweise als Tuning-Objekte auswählen würde. Aber das ist in anderen Bereichen auch nicht anders; denn wenn wir z. B. knapp über den Tellerrand zum Nachbarn mit seinem tiefergelegten und fünfmal umgebauten Fast-Youngtimer schauen, werden wir feststellen, das dort allein die Super-Stereoanlage weit mehr gekostet hat, als der Rest des Fahrzeugs wert ist. Von anderen Pimp-Maßnahmen dort ganz zu schweigen. Da lebt ja eine ganze Industrie davon.

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Die schlanke Kopfplatte mit den Mechaniken

Selbstverständlich brauchen wir Musiker für eine Pimp-Aktion mindestens genauso handfeste Argumente wie die Kollegen mit ihren Fahrzeugen. Am besten Argumente, die auch unseren Frauen/Freundinnen einleuchtend erscheinen.

Das in meinen Augen allerwichtigste Argument ist ganz sicher das Erreichen einer besseren, am liebsten optimalen Bespielbarkeit. Das zweitwichtigste ist der Sound, den ich mit meinem Instrument erzielen will. Hier lassen sich schon mal € 250 bis 300 für eine perfekte Neubundierung nebst neuem Sattel und noch einmal eine ähnliche Summe für gute Replacement-Pickups nebst dauerhaft funktionierenden Potis, Schalter und Buchse investieren. Dazu noch ein bisschen Kleingeld für Hardware wie Mechaniken, Steg und Saitenhalter bzw. Vibratosystem.

Ganz böse Zungen würden jetzt behaupten: Projekt versenken. Aber halt! Wir sind doch alle begeisterte Musiker! Also kreative Menschen, die sich gerne mit ihren Instrumenten beschäftigen. Am liebsten natürlich mit Instrumenten, die uns für unsere eigene Musik immer wieder auf’s Neue inspirieren. Instrumente, die so individuell sind, dass nicht jeder Musikerkollege auch so eins hat. Und spätestens an dieser Stelle kommt noch das Argument der optischen Veränderung des Basisinstruments zum Tragen.

Epiphone-Casino-rückseite

Für alle rational denkenden Leser sei an dieser Stelle schon einmal erwähnt, dass die meisten Pimp-Arbeiten mit ein wenig handwerklichem Geschick selbst erledigt werden können – sonst würden wir diese Kolumne auch nicht bringen. Das Gute daran ist, dass nicht alle Möglichkeiten auf einmal ausgeführt werden müssen, sondern ganz nach Lust, Laune und Geldbeutel schrittweise umgesetzt werden können.

Das Objekt

Besonders gut geeignete Pimp-Objekte sind immer Instrumente, die eine halbwegs vernünftige Grundsubstanz haben und/oder die wir auf irgendeine Art und Weise besonders lieb gewonnen haben. In unserem aktuellen Beispiel ist das eine ganz besonders schön-hässliche Epiphone Casino. Ein Instrument, das auf der einen Seite aufgrund ihrer Bauweise sehr charmante Sounds zaubert, aber auf der anderen Seite, bedingt durch die Farbgebung, etwas polarisiert.

Dieses zunehmend vergilbende Pastellgrün ist für Instrumente von Gibson und Epiphone nun wirklich sehr unüblich und will historisch betrachtet eigentlich gar nicht so recht zu diesem Instrumententyp passen. Bei Fender-artigen Instrumenten ist das dort sogenannte Sea Foam Green durchaus eine beliebte und auch passende Farbe. Sie könnte auch prima zu einer Gretsch passen, auch wenn es dort traditionell diese Farbe nicht gab – wohl aber allerhand ähnlich schrille Farben. Und spätestens hier sind wir direkt an dem Punkt, an dem Mike Stumpf ins Spiel kommt. Denn Mike hatte sich als erster gemeldet, als wir im G&B-Internetforum nach einem Objekt für eine neue Folge der Reihe „Pimp your Cheapo“ gesucht hatten.

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Klassisches Design mit zwei P90s und Trapez-Saitenhalter

Diesmal sollte es eine Semioder Vollakustik sein, und Mike bot uns seine Casino an, die wir dankend annahmen und ihm im Verlauf dieser Serie auf den Leib schneidern werden. Diese Epiphone soll – ja muss – laut Mikes Vorgaben zu einer „Gretschophone” mutieren! Denn die Farbe passt; außerdem liefert der bei der Casino übliche vollakustische Thinline-Body ohne Sustainblock die Konstruktion für den typischen, leicht schepprigen Gretsch-Sound gleich mit. Was fehlt, sind ein Vibratosystem, Gretsch-typische Filtertron Humbucker, eine Gretsch-übliche Schaltung und ein bisschen Glitzerkram. Zusammen mit Mike haben wir über Wünsche, Vorstellungen und Machbarkeiten diskutiert, eine Nacht darüber geschlafen und eine Wunschliste erstellt, ehe wir zur Tat schritten.

Wunschliste

  • Bessere Bespielbarkeit
  • Weniger Saitenschnarren
  • Flachere Saitenlage
  • Höhere Bünde für besseren Spielkomfort
  • Weniger Verstimmungsprobleme
  • Neuer Sattel aus Knochenmaterial
  • Bessere Mechaniken
  • Neuer Sound: Gretsch-typisch und ohne Brummen
  • Volume-Potis, die beim Zurückdrehen das Ausgangssignal nicht dumpf machen
  • Potis mit möglichst gleichmäßigem Regelverlauf
  • Potis, die nicht gleich nach zwei Wochen zu knacken beginnen
  • Eine Anschlussbuchse, die sich nicht dauernd selbst lockert
  • Bigsby-artiges Vibratosystem für schöne, schwebende Trem-Sounds
  • Vielleicht die eine oder andere Umschaltmöglichkeit für Sound-Varianten
  • Schlagbrett im Gretsch-typischen Glitzerstil
  • Passende Potiknöpfe
  • Security Locks für den Gurt Da gibt es also eine ganze Menge zu tun, und das gehen wir ab der nächsten Ausgabe gewohnt gezielt an. Bis dahin schon mal viel Spaß beim Schmieden der Pläne für euer eigenes Pimp-Projekt.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Nich am und in der Gitarre herum SChrauben da geht der schuss nach hinten loss b esser das Orginal Setup Lassen oder zum Instrumenten Bauer gehen und da das Umändern lassen

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    1. Warum?
      Ich habe über zehn E Gitarren und alle überarbeitet. Alle sind jetzt so wie ich sie wollte.
      Und ich bin da sehr pingelig!
      Manchmal waren es Kleinigkeiten manchmal viel mehr. Wichtig ist, dass man sich wirklich kundig macht und natürlich das nötige handwerkliche Geschick mitbringt.

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  1. Gitarren Tuning – Bünde und Sattel erneuern › GITARRE & BASS

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