Für einen runden Song braucht es in erster Linie eine gute Textidee mit einem einprägsamen Refrain, der hängen bleibt. Im poetischen wie lebensnahen ,Wolke 4‘ kann man sich als Hörer unmittelbar wiederfinden.
Die angeraute Stimme des Berliner Singer/Songwriters Philipp Dittberner, Jahrgang 1990, zieht einen genauso in dieses Stück wie das rhythmische Gitarren-Picking auf der Akustischen. Darunter hat DJ/Produzent Marv alias Marvin Webb einen lässigen Groove gebastelt, der das Stück bei 118 bpm nochmals nach vorne bringt. ,Wolke 4‘ kommt mit ganzen vier Akkorden aus, die halbtaktig gewechselt werden:
Anzeige
I A E I G# C# m I
Tja, und Melancholie pur ist die stets auftauchende Gitarrenmelodie, die im Beispiel zu sehen ist. Sie beginnt auf der Zählzeit „2“ mit einem schnellen Slide vom 6. (g# ) in den 7. Bund (a) der D-Saite. Anschließend wird noch einmal das g# gespielt, der Ton erklingt nach Takt 2 hinüber. Hier startet auf der „2 und“ die Achtel-Sequenz f# -g# -f# -e-d# . Und die mündet auf der „1“ von Takt 3 in der Viertelnote c# . Ab der Zählzeit „2“ wird nun Takt 1 wiederholt. Hinüber nach Takt 4 wird die Note g# gehalten. Auf den Zählzeiten „2“ und „3“ folgen jeweils die Slidings e/f# und f# /g# , anschließend klingt das g# über den Rest von Takt 4 aus. Der Doppelpunkt zeigt an, dass die vier Takte nun wiederholt werden.
Die acht Takte klingen schön locker und geradezu luftig. Das Ganze ist gut zu spielen, lediglich der Puls der Melodie ist zu beachten. Der wird bestimmt durch Viertelpause bzw. die „langen“ Viertelnoten zu Beginn jeden Takes. Erst auf der „2“ bzw. in Takt 2 auf der „2und“ kommt Bewegung hinein. Allerdings nur gemäßigt, das Lick des Monats lebt vom Weglassen oder besser vom Raumgeben. Die reduzierte Album-Version von ,Wolke 4‘ zeigt, welches Potenzial in der Melodie steckt: Sie wird hier per Stimme intoniert. Viele Noten mit Kreuzchen gibt‘s diesmal. Denkt man sich zu e-f# -g# -a-c# -d# noch ein b (dt. = h) hinzu, landet man bei E-Dur.
Stimmt schon, gegen E-Dur spricht das unkonventionelle G# -Dur, der theoretisch ein Moll-Akkord sein müsste. Jedoch kann man ihn als Zwischendominante zu C# m sehen, was praktisch einfach nur gut klingt ;-). Bitte an der Stelle mal einen G# -Moll spielen – kommt nicht so richtig, oder? Viel Spaß beim Hören, Spielen und Sehen! Für einen warmen Solo-Sound bietet sich eine semiakustische E-Gitarre à la Gibson ES-335 an.
Der Verstärkerklang ist unverzerrt, hinzu kommt ein dezenter Halleffekt. Philipp Dittberner sieht man in Live-Mitschnitten seine Akkorde meist auf einer Western-Gitarre in Dreadnought-Form spielen. Hinweise zur genauen Modellbezeichnung bitte an die Redaktion oder info@arndmueller.net.