Vor gut einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle einen Artikel, den ich „Strom aufwärts, Strom abwärts“ betitelte und der sich mit der grundsätzlichen Qualität unserer Netzversorgung beschäftigte…
Was das in der Praxis bedeutet, hatte ich in meinem Workshop auf dem Guitar Summit 2018 in Mannheim auf offener Bühne demonstriert. Damals standen vor allem klangliche Aspekte im Vordergrund: „Wie beeinflussen Spannungsschwankungen oder Verunreinigungen im Netz den Klang von Gitarrenverstärkern?“ Abhilfe schaffen, so damals mein Rat, vor allem sogenannte Labornetzteile. Das sind meist sehr teure Geräte, die nicht nur ein ganz neues autarkes Netz generieren, sondern sich auch seitens der exakten Spannung und sogar der Netzfrequenz regeln lassen.
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Das Interesse an meinen Beschreibungen war überraschend groß. Natürlich fragten mich die meisten Leser, ob es auch preiswertere und einfachere Lösungen gäbe. Immer wieder erwähnt wurden dabei Power Conditioner wie die bekannten Tools der Firma Furman.
Conditioner (dt. Aufbereiter) helfen vor allem Verunreinigungen oder Störungen im Netz zu beseitigen. Oft sind sie gleichzeitig Mehrfachnetzleiste von hoher Güte. Klangliche Vorteile lassen sich daraus nur schwerlich ableiten. Es hängt dabei stark von den Möglichkeiten des jeweiligen Gerätes ab.
Mittlerweile hat sich aber in der Industrie zu diesem Thema einiges getan. Störende Oberschwingungen oder sogenannte Transienten, das sind enorme Netz-Überspannungen, die teils nur im Nano-Sekundenbereich stattfinden, gefährden nicht nur die Klangqualität unseres Equipments, sondern auch nachweislich deren Funktion. Ein Beispiel: Meine im ganzen Haus verwendeten LED-Glühbirnen halten seit geraumer Zeit nur noch wenige Wochen und manchmal nur Tage. Meist brennen sie beim Einschalten der Lampe durch. Das ist ärgerlich, vor allem weil so ein Birnchen nicht selten fünf Euro kostet. Viel schlimmer ist jedoch meine Beobachtung bei Gitarrenverstärkern. Hier bekomme ich beinahe jede Woche einen Amp mit durchgebranntem Netztrafo.
Rahmenbedingungen
Bis etwa 2010 waren solche Defekte äußerst selten. Aber besonders in in den letzten beiden Jahren nimmt dieser Fehler in einem Maße zu, dass ich schon davon ausgehen muss, dass sich an unserem Netz etwas geändert haben muss. Natürlich nimmt die Zahl der Mischverbraucher stetig zu. Im Vergleich zu – sagen wir mal – 1970 entspricht ein durchschnittlicher Haushalt heutzutage schon fast einem Elektro-Fachgeschäft. Da laufen nicht nur Lampen, sondern oft diverse (LCD-) Fernseher, Computer, Küchenmaschinen, Kühlschränke, Dimmer, WLAN-Router, der Elektroherd mit Ceran- oder Induktionsfeld, HiFi-Anlagen, Smartphone-Ladegeräte und vieles mehr gleichzeitig. Zudem befeuern Industrieanlagen mit großen Schaltzentralen das Netz in der Nachbarschaft mit Netzverunreinigungen. Außerdem habe ich den Verdacht, dass vor allem die aus den USA stammenden Netztrafos seitens der Stabilität zu knapp berechnet werden. Häufig klagen meine Kunden über auffällig große Hitzentwicklungen und irgendwann brennen die Trafos durch.
Die Angabe in den Funktionsdaten, dass solchen Trafos problemlos bei 50 und 60 Hertz laufen, trifft dann einfach nicht zu. Bei der in den USA üblichen Netzfrequenz von 60 Hz wird der Netztrafo immerhin 20 Prozent geringer belastet als in Europa. In Puncto Hitzeentwicklung sprechen wir hier von 10 bis 15 Grad Celsius Unterschied, was schon eine Menge sein kann. Ob der Trafo 50 oder 65 Grad heiß ist, kann durchaus über dessen Lebensdauer entscheiden. Defekte Netztrafos sind in meiner Werkstatt mittlerweile der häufigste Defekt. Zudem finden sich diese fast ausschließlich auf der Primärseite der Trafos. Diese ist jedoch nur durch den Netzschalter vom Netz getrennt.
Abhilfe schaffen
Aufgrund dieser Beobachtung kommen die sogenannten Power Conditioner ins Spiel. Schon die preisgünstigeren Modelle beispielsweise von Furman reinigen nicht nur „in einem gewissen Maß“ Netzverunreinigungen, sondern verfügen auch über einen Transientenschutz, der Überspannungen abfängt. Ein empfehlenswertes Gerät ist hier der Power Conditioner AC-210/AE der Firma Furman (ca. € 193). Das kompakte und leichte Kästchen bietet zwei Netzzugänge mit insgesamt 10 Ampere und 2300 Watt, Filtertechnologie für störungsfreie Audiowiedergabe, einen Transienten-Schutzfilter sowie eine automatische Abschaltung bei externer Überspannung ab 270 Volt. User berichten im Netz hochzufrieden vom Einsatz dieses Einsteiger-Geräts. Der Gitarrenverstärker wäre hiermit schon gegen die wesentlichen Angriffe aus dem externen Netz gesichert.
Was bei den meisten Conditionern noch nicht möglich ist, ist die Regelung der Netzspannung. Hier müsste man zu hochwertigeren Furman-Geräten greifen, die aber für den Profi-Bereich schon über € 4.000 kosten. Der P-6900 AR etwa generiert die äußere Netzspannung stets auf 230 Volt und ist mit 30 Ampere extrem stabil. Für einen alten Fender-Amp können jedoch auch 230 Volt noch zu viel sein. Das hatte ich in meinem Artikel letztes Jahr beschrieben. Referenz ist jeweils die Heizspannung der Röhren. Liegt diese deutlich über 6,3 Volt, läuft der Verstärker nicht optimal, klingt harsch und unmusikalisch. Außerdem kann man auch mit dem Profi-Furman den Netztrafo nicht durch Einstellung auf den 60-Hertz-Betrieb entlasten.
Mit dieser Funktion fand ich im vergangenen Jahr mit dem REK RK5000 eine preiswertere Alternative (um € 700). Sowohl Spannung als auch Netzfrequenz lassen sich hier regeln. Die Netzspannung wird eigens im Gerät generiert und ist daher frei von äußeren Störungen. Sogar der Stromverbrauch wird in einer gut erkennbaren LED-Anzeige angegeben. Im Klangtest war jedoch ein Innenwiderstand auszumachen, der sich durch eine leichte Kompression bemerkbar machte. Mittlerweile haben wir auch das bei den Profis beliebte Kikusui PCR500 geordert und getestet. Klanglich liegt das Gerät auf Augenhöhe mit dem im letzten Jahr beschriebenen GWInstek, ist aber robuster und kompakter verarbeitet und daher nicht nur für das „Labor“ geeignet, sondern sicher auch für den Transport im Tour-Bertrieb.
Die Frage nach der Anwendung
Auf der Suche nach dem besten Schutz für das Equipment kommt es daher stets auf die eigenen Ansprüche an. Möchte man entbrummen und gegen Ausfälle absichern, sind die Conditioner von Furman oder ähnliche Geräte durchaus zu empfehlen. Möchte man betagte Röhrentechnik in vollem Umfang genießen, kommt man meiner Meinung nach kaum noch an einem Labornetzteil vorbei. Erst recht, wenn man bedenkt, wie teuer die Reparaturen für einen neuen Netztrafo sein können. Die Spannungsproblematik finde ich in meiner Werkstatt bei fast allen amerikanischen Produkten. Vor allem Fender-Amps sind davon betroffen. Wer noch einen älteren Fender-Amp mit schaltbarem Export-Trafo besitzt, sollte diesen vorsichtshalber auf 240 Volt stellen.
Es gibt sicher einige Experten, die eventuell mehr zu der bestehenden Netzproblematik sagen können als ich. Daher werde ich dieses Thema bestimmt in Kürze wieder aufnehmen. Ich suche derzeit nach einem geeigneten Interview-Partner. Bis dahin…
Hallo Udo
Da Labornetzteile bisher unpraktikabel und zu teuer waren, habe ich bisher immer verschiedene Netztrafos(wenn möglich Fatstack) ausprobiert. Ein Teil der Lösung war dabei unter mehreren Netztrafos, den auzuwählen, der thermisch stabil und vor allen Dingen klanglich das beste Ergebnis lieferte. Manchmal war die 240 V Klemmung die Lösung und die Anpassung der internen Spannungsverhältnisse. Das 60 Hz Problem konnte so nicht gelöst werden aber dafür laufen die Amps so nun jahrelang stabil. Danke für die fundierten Lösungsansätze.
Hallo Udo
Da Labornetzteile bisher unpraktikabel und zu teuer waren, habe ich bisher immer verschiedene Netztrafos(wenn möglich Fatstack) ausprobiert. Ein Teil der Lösung war dabei unter mehreren Netztrafos, den auzuwählen, der thermisch stabil und vor allen Dingen klanglich das beste Ergebnis lieferte. Manchmal war die 240 V Klemmung die Lösung und die Anpassung der internen Spannungsverhältnisse. Das 60 Hz Problem konnte so nicht gelöst werden aber dafür laufen die Amps so nun jahrelang stabil. Danke für die fundierten Lösungsansätze.