Parts Lounge: Kloppmann Sinner & Saint Humbucker

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Im Frühjahr diesen Jahres fuhr ich endlich mal wieder zu Andreas Kloppmann nach Stuhr bei Bremen. Auf dem vergangenen Guitar Summit in Mannheim hatten wir uns verabredet und festgestellt, dass mein letzter Besuch schon über ein Jahrzehnt her ist. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.

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Seit meinem großen Vergleichstest mit 19-PAF-Replika-Pickups von 2005 hatten wir uns ein paar Mal bei ihm getroffen und eifrig über Klänge diskutiert. Und das kann man mit Andreas besonders gut. Denn er hatte es nie nötig, andere Produkte abzuwerten oder zu kritisieren. Und das fand ich immer besonders angenehm.

Überhaupt ist er einer der ganz Netten in der Branche und kommt klanglich aus der gleichen Schule wie ich selbst. Daher können wir uns verständigen, ohne aneinander vorbeizureden. Es ist auch diese Gabe, die ihn in den vergangenen zwanzig Jahren bei zahlreichen Kunden beliebt gemacht hat. Man kann zu ihm fahren und sich dort beraten lassen. Er hat so viel Erfahrung und so ein gutes Gehör, dass er die Anliegen seiner Kunden prompt versteht und jedes Mal eine Lösung anbieten kann.

Auch musikalisch stehen wir uns nah. Wahrscheinlich haben wir in unserer Jugend die gleiche Musik gehört. Er mag es vielleicht ein wenig rockiger als ich, aber das ist schon alles. Es wundert daher auch kaum, dass sich um seinen Shop Musiker wie Thomas Blug, Marcus Deml, Peter Weihe oder Gregor Hilden tummeln. Es ist eben nicht nur das Produkt, sondern auch die Freundschaft oder gute Bekanntschaft, die Kunden bindet und sie immer wieder zu ihm führt.

Der Grund für meinen Besuch war aber nicht nur ein längst überfälliges Wiedersehen, sondern auch ein neues Produkt, an dem Andreas schon seit einiger Zeit tüftelt und bei dem er mir die Ehre erweisen wollte, schon mal vorab in die neuen Pickups „hineinhören“ zu dürfen. Andreas liebt den Sound der alten Gibson PAF Pickups. Das ist allgemein bekannt, spiegelt sich in seinem Programm wieder und vereint unsere Vorlieben.

In den letzten Jahren hat er immer wieder Originale getestet und dabei festgestellt, dass es Exemplare gibt, die genauso so klingen, wie man es erwartet. Nicht so viel Output, eher schlank in den Bässen, mild in den Höhen und auffällig klar. Aber hin und wieder gibt es da Sets, die trotz moderatem Spulenwiderstand einen unglaublich starken Druck und Schub in den unteren Mitten bieten. Solche Exemplare sind selten und dafür umso interessanter, denn es gilt herauszufinden, woher dieser Schub kommt.

Letztes Frühjahr haben wir zusammen bei Peter Weihe eine 1960er Les Paul gehört, die genau diese Eigenschaften hatte. Sie war laut, besonders prägnant und druckvoll. Dennoch war der Ton nie scharf oder aufdringlich. Ein echtes Vorzeige-Set unter den PAF-Pickups.

Auch Peter Weihe hat so ein Set von 1959 in seiner Leiblings-Les-Paul. Die hatte er letztes Jahr mit auf dem Workshop in der Toscana. Als ich sie anspielte, fiel ich buchstäblich vom Hocker. Diese Pickups waren laut, aber immer noch so klar, wie man sich das von einem PAF-Pickup wünscht. Diese Lautheit gab dem Instrument auch eine extrem inspirierende Dynamik man konnte zwischen Clean, Crunch oder Overdrive „regeln“, nur indem man seinen Anschlag schwächer oder stärker gestaltete.

SINNER & SAINT

Das Kloppmann Sinner-&-Saint-Set

Andreas nennt seine neuen Humbucker ‚Sinner & Saint‘, um diese Eigenschaften schon im Namen zu manifestieren. Und das trifft es wirklich auf den Punkt. Erst kürzlich bekam ich selbst ein Set zugesendet, um es zuhause in meinen eigenen Gitarren zu testen. Und da habe ich gerade die ganze Palette der „großen Namen“ unter den PAF-Repliken zur Hand.

Es sind tatsächlich so viele, dass ich wieder so einen großen PAF-Vergleichstest machen könnte. Darunter Namen wie Amber, Dommenget, Throbak, 8bomb, WIZZ und natürlich ein originales PAF-Set sowie ein „early Patend Number Set“ von 1963. Ganz bewusst habe ich das Sinner-&-Saint-Set in einer neueren Historic-Collection-Les-Paul getestet, denn für solche Gitarren wurde es schließlich entwickelt.

Zunächst möchte ich noch vorwegnehmen, dass auch alte PAF-Pickups neben all ihren Vorzügen auch ein paar kleinere Nachteile haben können. Bei manchen Sets säuft der Front-Pickup etwas ab, soll heißen, er wird etwas mulmig an manchen Amps, so dass man an der Klangregelung die Bässe rausnehmen und Höhen hinzufügen muss. Dann wird allerdings der Bridge-Pickup etwas zu scharf.

Besonders in den hohen Registern „kiekst“ die Gitarre dann, so wie Peter Weihe das nennen würde. Man muss dann den Tone-Regler, so wie es Bonamassa in zahlreichen Videos erklärt, auf etwa Stellung „5“ zurückdrehen. Was man dann hört, hängt stark vom verwendeten Tone-Kondensator ab. Das Problem kennt jeder Les-Paul-Spieler, auch von neueren Historics.

Die Kunst ist nun, Sets zu wickeln, die für beide Stellungen perfekt abgestimmt sind. Auch diese Schwäche wollte Andreas mit dem neuen Set entschärfen. „Ich hätte jetzt einfach mehr Wicklungen draufmachen oder die Magnete verstärken können, aber das wäre nur die halbe Wahrheit“, erklärt mir Andreas. „Immerhin sind das dann die üblichen Maßnahmen für größeren Output und tiefere Mitten.“

Seine Analysen alter PAF-Pickups sprachen aber dagegen. „PAF-Pickups haben häufig einen lauteren Sound, auch wenn sie vielleicht nur 7,5 Kilo-Ohm haben. Es musste also noch andere Gründe geben.“ Und genau die scheint er nun gefunden zu haben. Das neue Set hatte 7,8 Kilo-Ohm auf dem Front-Pickup und immerhin 8,6 KiloOhm für die Bridge. Und ja, sie sind einen Hauch lauter als herkömmliche Vintage-Low-Output-Modelle. Sie liegen aber auf Augenhöhe mit den alten PAF-Pickups, die ich hier zum Vergleich habe.

v. l. n. r.: Udo Pipper, Andreas Kloppmann sowie seine rechte Hand Elad bei meinem Besuch.

Es verhält sich etwa so wie bei einem Song auf meiner Workstation, der nach dem Mastering erheblich lauter wirkt, obwohl er es laut Pegel gar nicht ist. Masteringenieure beherrschen diese Disziplin mittlerweile gut. Meine eigenen Masters wirken bei gleichem Pegel stets etwas lasch, müde und damit deutlich leiser, wohingegen modernere Produktionen sogar mehr Dynamik haben und dennoch so vehement an den Lautsprechern kleben, dass man jeden Bassdrum-Schlag in der Magengrube spürt.

Und genau diese Eigenschaften haben die Sinner & Saint Pickups. Sie bringen diese Lautheit mit, die man eigentlich nur von alten PAFs kennt, klingen in allen Lagen angenehm rund und ohne Schärfe, bleiben dabei auch am Front-Pickup klar und konturiert in den Bässen und bestechen durch eine überraschend ausgeprägte Dynamik. Klingen sie damit nun moderner als alte PAFs? Nur bedingt!

Manchmal hatten die alten Pickups noch etwas mehr „Honk“, gemeint ist diese vokale Frequenz, die die Gitarre im Overdrive an eine Viola oder ein Cello erinnern lässt. In den oberen Lagen waren die Kloppmanns jedoch überlegen, sprich da war kein „Kieks“ zu hören und das Zurückdrehen des Tone-Reglers überflüssig.

Während ich an den alten Gibsons permanent an den Polschrauben herumdrehe, um den Sound weiter zu verfeinern, war das bei den Sinner & Saint praktisch nicht nötig. Meine Lieblingsstellung fand ich, indem ich alle Schrauben auf gleiche Höhe brachte. Das spricht für die enorm feine Balance dieser Pickups.

Eine Les Paul sollte grundsätzlich diese vokalen Qualitäten unterstützen und natürlich Druck machen. Und genau das zeichnet das neue Set aus. Sie klingen wärmer, aber nicht dunkler, und das tat der Gitarre, in die ich sie eingebaut habe, merklich gut. Der Front-Pickup ist weiterhin schlank, abgerundet, aber nie dumpf, der Bridge-Pickup kräftig, sonor und mit einem Grundton, der fast wie ein Tenorsaxophon daherkommt.

Das ist insgesamt fantastisch, denn es kompensiert zumindest bei der Testgitarre den fehlenden „Klang-Boden“, der dem Holz geschuldet scheint. Man könnte auch sagen, dass diese Pickups einen Vierzylinder in einen Achtzylinder verwandeln, um es mit einem Motorengeräusch zu vergleichen.

Nach dem Test kam ich wieder einmal zu der Erkenntnis, dass neuere Les Pauls eben angepasste Pickups benötigen, um „alt“ zu klingen. Und das machen diese Pickups wirklich hervorragend. Preislich liegt das Set übrigens bei 389 Euro ohne Kappen und ohne Aging. Bis zum nächsten Mal!

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2024)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Unser ganz persönlicher Tonabnehmer-Favorit ist und bleibt Harry Häussel.
    Falls ihr von der G&B-Redaktion unsere Zeilen aufmerksam lest,dann berichtet doch bitte einfach auch mal von Harry Häussel,mit dessen Custom Handwound Pickups (Big Mag´s) wir absolut zufrieden sind!

    Im voraus vielen Dank!

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