Parts Lounge: Hörprobleme bei Musikern – Teil 2

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Jeff Beck zuhause in Sussex (Bild: Udo Pipper)

In dieser Folge wollen wir uns etwas näher mit einem prominenten Beispiel von Hörproblemen sowie einigen Ursachen und Lösungsansätzen beschäftigen. Mittlerweile hat sich bei mir selbst wieder ein unschöner Tinnitus aus heiterem Himmel durchgesetzt. Einfach so! Es begann mit einer Schwindelattacke, die aber schnell wieder vorüber war. Danach folgte ein Gefühl im linken Ohr als hätte
ich Wasser darin.

Kurze Zeit später kam ein hoher Pfeifton dazu. Ein „F“, aber sehr hoch. Und der scheint nun nicht gehen zu wollen. Die Ursachen waren und sind mir schleierhaft. Eine befreundete Ärztin vermutet Stress, eine Nackenverspannung und dadurch verursachte Durchblutungsstörungen im Gehörtrakt. Gut möglich. Mein HNO-Arzt fand einen großen Ohrenschmalzpfropf in diesem Ohr, entfernte ihn und war nun überzeugt, den Übeltäter gefunden zu haben.

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Doch es pfeift weiter. Mal schlimmer, mal weniger laut. Manchmal schmerzt das Ohr auch etwas. Aber das ist zu ertragen. Immerhin hält die Pein nun schon seit vier Wochen an. Es erinnerte mich an die Leidensgeschichte von Jeff Beck. In einem langen Interview sprach er mit mir über seine Hörprobleme. Und da das alles so typisch klang, möchte ich es hier weitergeben. Ende er Neunziger sprach ich mit Beck über die bevorstehende Deutschland-Tour.

Beinahe zehn Jahre lang hatte man kaum etwas von ihm gehört, und ich fragte ihn nach dem Grund dafür. Und zu meiner Überraschung war die Antwort ausführlicher und ehrlicher als ich dachte. Irgendwann in den frühen Achtzigern habe er ein Live-Konzert gespielt, bei dem sein Drummer (vermutlich Simon Phillips) neuartige Becken mitgebracht habe, die einen ohrenbetäubenden Lärm gemacht hätten.

Während des Konzerts hätte es ein paarmal so gekracht, dass ihm die Knie weich geworden seien und er das Gleichgewicht verloren hätte: „Mich stach etwas mitten ins Ohr und zog mir den Boden unter den Füßen weg“, erinnerte er sich. „Dann kam ein hoher Pfeifton, der wahnsinnig laut war und nicht mehr wegging. Irgendwann spielten wir in Japan, und da wurde es so schlimm, dass ich Panikattacken bekam.

Ich musste die Tour abrechen und kam noch vor Ort ins Krankenhaus. Zunächst wurde ein Herzinfarkt vermutet, der sich jedoch trotz ähnlicher Symptome nicht bestätigte. Man liegt im eigenen Schweiß, zittert, hat Atemnot und unglaubliche Todesangst. Man rechnet damit, dass man in der nächsten Minute den Löffel abgibt. Und das ausgerechnet in Japan, wo man dann weder die Ärzte
noch sonst jemanden versteht und sich nicht mitteilen kann.

Auch an Fliegen war in diesem Zustand nicht zu denken. Also blieb ich zwei Wochen dort. Ich bekam unheimliches Heimweh und fühlte mich vollkommen verloren. Ich habe es eigentlich noch nie so richtig gemocht, auf Tour zu sein – ich bin lieber zuhause, da fühle ich mich sicher. Aber es muss ja sein … Wieder zuhause in Sussex ging  es mir etwas besser.

Vor allem bekam ich die Angst wieder in den Griff. Aber dann wurde der Tinnitus richtig schlimm und ich konnte irgendwann zwei Wochen nicht mehr schlafen. Da hatte ich eine Art Nervenzusammenbruch, weil dich das in erster Linie depressiv macht und du die düstersten Gedanken hast. Ich dachte, ich such mir irgendeine schöne hohe Klippe in Südengland und mache einfach Schluss damit … Gott sei Dank gab es dann ein paar Menschen, die sich um mich gekümmert haben. Aber es ist ein sehr, sehr langer Weg, um da wieder rauszukommen.

Jedenfalls war es bei mir so. Und das Verrückte ist, dass meine Mutter mich immer davor gewarnt hatte. Spätestens als Hendrix nach London kam, wurde alles unglaublich laut. Laut war cool, war groovy … Und auch ich schmiss meinen geliebten Vox AC30 aus dem Fenster und kaufte ein paar Marshall-Türme. Auf der Bühne stand ich dann direkt davor und ließ die Gitarre praktisch im Urschrei-Modus rumheulen.“

Beck musste sich dann für mehrere Jahre zurückziehen. Sein Album ‚Flash‘ nahm er hauptsächlich über einen Rockman auf, der direkt das Pult speiste. So konnte er leise genug spielen. Sein Erfolgsalbum ‚Guitarshop‘ wurde über einen langen Zeitraum mit Unterbrechungen eingespielt, in denen sich Beck wieder etwas erholen konnte.

An den Drums saß jetzt Terry Bozzio, an den Keyboards wieder Tony Hymas. Die beiden wohnten in dieser Zeit bei Beck zuhause, wo sie nächtelang probten. Die Aufnahmen endstanden dann in einem nahegelegenen semiprofessionellen Studio: „Nur so war das möglich. Ich brauchte das heimische Umfeld.

Das gab mir Sicherheit. Und ich brauchte Mitmusiker, die Verständnis für meine Situation aufbringen würden. Und das taten die beiden. Wir hatten in dieser Zeit auch ungemein viel Spaß, gingen ins Pub oder spazieren. Wir machten alles zusammen. Und das war herrlich.“ Beck stellte zu dieser Zeit sein Leben auf den Kopf. Er hörte auf zu rauchen und wurde Veganer.

In seiner Küche brodelt die ganze Woche in einem riesigen Kessel eine hausgemachte Gemüsesuppe vor sich hin. Das Gemüse pflanzte er selbst direkt vor der Küche an und erntete die saisonalen Ergebnisse mit Erfolg. Er ging mit seinen Hunden auf seinem mehrere Hektar großen Grundstück spazieren und versuchte, genügend Schlaf zu bekommen: „Wenn du zu mir kommst, dann bitte erst gegen Mittag“, sagte er mir vor meinem Besuch. „Ich schlafe immer sehr lang.“ Wie viele Künstler oder Kreative gehörte Beck zur Gruppe der Hochsensiblen.

Heute vielleicht ein Modebegriff, aber irgendwas ist da auch dran. Man spürt und fühlt alles ein bisschen intensiver als andere Menschen. Lautstärke stresst solche Gemüter eben mehr als die robusteren Typen. Hinzu kommt der Druck, immer gut oder innovativ zu sein. Beck, der ursprünglich im Rock’n’Roll beheimatet war, wandelte sich Anfang der 70er zum Fusion-Musiker, hatte aber gar nicht die theoretischen Grundlagen dafür.

Er laß keine Noten und konnte nicht mal einen Akkord benennen. Und so traf er Während ‚Blow by Blow‘ auf Musiker wie Max Middleton, Jan Hammer, John MacLaughlin oder Stevie Wonder. Die Verlockung erwies sich schnell als eine enorme Herausforderung.

„Plötzlich war ich umgeben von all diesen Cracks und meinem Produzenten George Martin, die eine ganz andere Sprache sprachen als ich. Ich habe kaum etwas verstanden. Ich habe meine Parts dann Stück für Stück gespielt, wenn alle anderen weg waren. Das war anstrengend und stressig. Eigentlich hätte ich Blow by Blow nie machen sollen.“

Eine typische Beschreibung für eine Drucksituation, die den Musikern alles abverlangt und eine Art Dauerstress darstellt. Man befürchtet, dieses Niveau nicht dauerhaft durchhalten zu können. Dann kommen Existenzängste dazu. Beck wurde gewarnt, mit dieser Art von Instrumentalmusik keinen Pfifferling verdienen zu können. Kein Sänger, kein Refrain, kein Hit! Ich beschreibe das, weil es offenbar eine ganze Palette von Ursachen für Tinnitus gibt.

Jeff Beck zu Besuch in Köln (Bild: Udo Pipper)

Man tut gut daran, alle Aspekte zu berücksichtigen, will man das Leiden mindern oder irgendwann ganz beenden. Nachdem bei Beck der Tinnitus über Jahre nicht mehr wegging, sorgte er allein durch seine Lebensweise für eine bessere Durchblutung seines Hörapparats. Auch die Zeit, die er sich nahm, half ihm, mit dem Leiden besser zu leben. „Auch heute gibt es bessere und schlechtere Tage. Aber ich weiß jetzt, dass man damit leben kann. Gewisse Einschränkungen bleiben aber ein Leben lang. Ich höre einfach schlecht“, fasst er seine Krankheitsgeschichte zusammen.

Nur wenige Wochen nach unserem Gespräch begleitete ich ihn auf seiner Deutschlandtour 1998. Das erste Konzert war in der Kölner Live Music Hall. Ich kam kurz vor dem Soundcheck an, und zu meiner Überraschung spielte Beck irrsinnig laut. „Absurd laut“, dachte ich und wunderte mich über diesen Leichtsinn angesichts seiner Vorschäden. Etwa 15 Jahre später erlebte ich ihn in Bonn, aber diesmal spielte er über einen kleinen Fender Pro Junior. Und vielleicht hatte das seinen Grund …
Bis zum nächsten Mal.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Extreme Lautstärke macht uns dauerhaft sehr krank. Dies bestätigen nicht nur HNO-Fachärzte. Gut,daß diese dummen Sprüche nach „der weltweit lautesten Rockband“ nun endlich keinerlei Beachtung mehr finden!

    Ich persönlich konnte es wirklich nie verstehen,daß Gitarrenverstärker stets bis zum Anschlag aufgedreht werden „müssen“,um „richtig vollmundig“ zu klingen. Dieser absolute Schwachsinn kam mir schon immer total krank vor!

    Aber,es ist ist wirklich wahr,daß auch Dauerstress zu einem lebensbedrohlichen Hörsturz und zu einem folgenschweren Tinnitus führen kann. All das führt unweigerlich zu Panikattacken.
    Ich bin nun selbst endlich im wohlverdienten Ruhestand,hatte jahrzehntelang Stress im Job,erlitt dadurch zwei Herzinfarkte an einem einzigen Tag,wurde erfolgreich reanimiert,hatte später noch einen Hörsturz überlebt,zusätzlich wurde bei mir eine Krebserkrankung diagnostiziert,und verbrachte deshalb eine geraume Zeit stationär im Hospital,was mich physisch und psychisch extrem belastete.
    Eine anschließende Reha half mir dann sehr,nun wieder halbwegs „normal“ leben zu können. Der notwendige,tägliche Medikamenten-Cocktail und etliche Nachuntersuchungen bei den Fachärzten sind notwendig geworden.

    Heute spiele ich sehr gerne auf meinen Akustikgitarren,treffe liebe echte Freunde,die mir in dieser schweren Zeit halfen,und bin sehr froh darüber,meinen stressigen Job als Vollzeit-Kraftfahrer in Berlin nicht mehr ausüben zu müssen,und meine „netten Kollegen“,die sich immer nur um sich selbst kümmerten,zukünftig nie mehr begegnen zu müssen!

    Herzliche Grüße! ❤️

    Ich bedanke mich hier ganz besonders bei der G&B-Redaktion und Udo Pipper für den ausführlichen zweiten Bericht über Hörprobleme bei Musikern!

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  2. Lieber Udo, danke für den tollen Artikel und liebe Grüße aus Frankfurt, Olaf

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  3. Welch ein wichtigeer Beitrag! Dabei sollte man nicht aus dem Blick verlieren, dass es auch viele andere Umgebungen gibt, die viel zu laut sind: Als Publikum in Konzerten, beim Tanzen in Clubs, in der Arbeitswelt mit lauten Maschinen usw.

    In unserer berliner Straße, die ähnlich einer Autobahn ausgebaut ist und direkt zum Ku’ Damm führt, kann ich meinen Balkon iim Sommer kaum noch benutzen oder Fenster offen lassen. Dort fahren unglaublich viele extrem laute Autos und Motorräder vorbei. Ein Stressfaktor, den Niemand braucht.

    Auch ich war lange Jahre sehr sorglos bei diesem Thema aber wenn sich langsam ein Dauertinnitus einschleicht sollte man gewarnt sein und laute Orte nur noch mit Gehörschutz besuchen. Die gibt es für Musikgenuss und andere Bedürfnisse abgestimmt beim Hörgeräteakustiker deines Vertrauens.

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  4. Liebe Kollegen, da gibt es noch einen weiteren Faktor, der Tinnitus begünstigt. Leider wird so mancher, der darauf zu sprechen kommt, NOCH belächelt. Aber die Zusammenhänge werden immer offensichtlicher. Der Punkt ist die allgegenwärtige Funkstrahlung. Wer einmal erlebt hat, dass beim Verzicht auf WLAN der Tinnitus verschwindet oder sich die rechte Hand wieder natürlich anfühlt, wenn man eine kabelgebundene Maus benutzt, der ist aufgewacht. Leider gibt es immer mehr Produkte, die uns helfen wollen und doch am Ende schaden. Ein bisschen Recherche zum Thema und ihr werdet euch wundern !

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  5. Nun, bei mir ist es neben dem Tinnitus auch noch eine relativ starke Schwerhörigkeit. Damit umzugehen ist mir gelungen, es geht mir damit eigentlich recht gut.
    Ich trage Hörgeräte, die mich wieder am Leben teilhaben lassen. Mein Problem geht jetzt eigentlich um das hören meiner Akustikgitarre.
    Die Hörgeräte sind so eingestellt, dass ich die Sprache meiner Mitmenschen wieder gut verstehe. Das führt allerdings dazu, dass meine Gitarre für mich total schräg klingt. Alle hohen Frequenzen werden deutlich stärker wiedergegeben als die Basstöne.
    Jetzt habe ich schon Hörgeräte bei denen man unterschiedliche Hörprogramme einstellen kann, bei mir dann auch eins, bezogen auf meinen Hörschaden, ohne Rauschfilter, Höhenverstärkung und was da sonst noch geschaltet wird um Sprache besser zu verstehen nur fürs Gitarre spielen. Die kleinen Dinger sind fast ein komplettes Tonstudio.
    Aber so die richtige Einstellung habe ich noch nicht gefunden. Hinzu kommt auch noch, dass ich mich eigentlich garnicht mehr erinnern kann wie etwas normal klingt. Keine Ahnung was andere hören wenn ich es gut finde.
    Gibt es da bei euch einige die auch mit diesem Problem umgehen müssen.

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    1. Hallo Dieter,
      ich spiele Gitarre, E-Bass und gelegentlich auch Blockflöte mit Kindern. Genau wie du bin ich Hörgeräteträger. Seit 13 Jahren trage ich die gleichen Geräte, bis das Ersatzteillager keine Teile mehr liefern kann oder mein Ohrenarzt sagt, dass es mit diesen Geräten nicht mehr geht, weil ich damit recht gut klar komme. Zwei Programme, eines für Sprache, eines für Musik, wo die Höhen beschnitten sind. Als ich für einige Tage wegen einer Reparatur Ersatzgeräte hatte, bin ich beim Blockflötenunterricht fast verrückt geworden. Jeder Ton klang wie ein Dauertremolo! Ich habe ohne meine “Lauschies” unterrichtet. Es gibt gewaltige Unterschiede im Klang bei den Geräten und man muss jemanden finden, der als Hörgeräteakustiker gut darauf eingeht, dass man als Musiker manchmal auf spezielle Problematiken stößt.
      Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich die hohen Saiten der Gitarre immer zu hoch gestimmt habe, wenn ich nach Gehör und ohne Hörgeräte im Ohr gestimmt habe. Mit Hörgerät passiert mir das nicht. Und das war schon vor dem ersten Hörsturz.
      Jetzt hat sich meine Band entschieden mit In-Ear-Monitoring zu arbeiten und ich stehe vor dem nächsten Problem… noch was in die Ohren stöpseln geht schlecht und mit Kopfhörern über den Hörgeräten auf der Bühne sieht ziemlich doof aus. Hat da jemand eine Lösung?

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      1. Hallo…
        Bei InEar-Monitoring müsste es doch möglich sein, den InEar-Mix mit dem Soundmann zusammen so anzupassen, das die Hörgeräte für die Zeit auf der Bühne dann nicht gebraucht werden. Was den Kopfhörer betrifft: Paul Gilbert war immer wieder mal mit Kopfhören auf der Bühne zu sehen. Wenn`s der eigenen Gesundheit dienlich ist, ist die Optik eher zweitrangig. Denke ich zumindest. Habe selber seit Jahren Tinnitus beidseits und Hörverlust in den höheren Frequenzen. (Stressbedingte Hörstürze) Konnte z.B. den Piepton meines Weckers nicht mehr hören. Mache Musik ohne Hörgeräte, weil die hauptsächlich für Sprache sind, finde den Klang von Gitarre und Amp akzeptabel und meine Mitmusiker sind kulant und sagen Bescheid sollte ich mal zu laut oder zu höhenlastig sein.
        Grüße…

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  6. Ich habe Jeff Beck vor einigen Jahren in Berlin gehört. Voller Sound und ich konnte hören, wie sich meine Nachbarn unterhielten, Geht doch!

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  7. Auch von mir herzlichen Dank für die ausführliche Schilderung Ihrer Erfahrung mit Tinnitus. Meine eigene Erfahrung kann, ich hoffe, dem einen oder anderen Leser Hoffnung geben. Vor etwa drei Jahren habe ich durch ein lautes Schlagzeug im Proberaum Schaden in beiden Ohren erlitten. (Ich trug in dem Moment keinen Gehörschutz, obwohl ich welchen besass und öfter trug.) Danach litt ich an, neben Geräuschen in beiden Ohren, eine überhöhte Empfindlichkeit auf Klänge und Geräusche aller Art. (Angst hatte ich auch, weil ich nicht wusste, ob und wann die Symptomen verschwinden würden.) Ich habe nach ein paar Wochen eine HNO-Ärztin aufgesucht, die mir wenig Hoffnung auf Besserung und auch wenige Behandlungsmöglichkeiten anbieten konnte. Ein Hörtest hat ein für mein Alter (damals 64) gutes Gehör nachgewiesen, trotz der Verletzung. Ich kam auf den Gedanken, eine Zeitlang Gehörschutz praktisch immer zu tragen, um die Ohren erholen zu lassen; davon riet die Ärztin ab. Ihre Prognose war eher, dass ich mich daran gewöhnen musste. Ich habe bei einem Hörgerät-Laden massgegossene Hörschutz (Fa. Dreve) besorgt und diese bei allen Proben sowie bei allen Situationen, wo es etwas lauter werden könnte, getragen, inklusive klassische Konzerte (insbesondere Klaviere fand ich in bestimmten Registern unerträglich und habe eine deutliche Verzerrung im Ohr wahrgenommen; wobei ich das auch früher erfahren hatte.) Ich habe langsam aber merkbar eine Verbesserung gemerkt. Heute ist mein Gehör nach meiner Wahrnehmung so, wie es vor dem Vorfall war.

    Was ich aus der Erfahrung entnommen habe: Die Symptome, die man unter dem Begriff Tinnitus zusammenfasst, können unterschiedlich sind und unterschiedliche Ursachen haben. Was ich erlebt habe, hat eine klare Ursache gehabt, eine Art Verletzung der Ohren, wie ich es mir vorstelle. Mit viel Zeit und Gehörschutz haben sie sich weitestgehend erholt. Andere leiden unter Geräusche oder Überempfindlichkeit die eher unvermittelt auftreten und schwerer zu behandeln sind, wo wohl Faktoren wie Streß oder Durchblutungsstörungen eine Rolle spielen. Hier ist wahrscheinlich eine andere Prognose und eine andere Behandlung angezeigt. Mein Eindruck ist es, dass Ärzte solche Fälle häufiger erleben und daher vielleicht etwas zu pessimistische Prognosen machen.

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