Nach diversen Licks, Soli und Tonleitern in der offenen E-Stimmung zeige ich in dieser Folge die zweite populäre Slide-Gitarren-Stimmung: Open G. Open G bedeutet, dass die Gitarre auf einen offenen G-Dur-Akkord gestimmt wird.
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Die Stimmung der Saiten lautet folgendermaßen:
D G D G H D
Das G-Tuning ist tiefer als Open E (E H E G# H E), denn E-, A- und hohe E-Saiten werden um einen Ganzton nach unten gestimmt, und es klingt dadurch etwas archaischer, mehr nach frühem Blues als das fröhlichere E-Tuning. Bekannt ist die Stimmung vor allem durch Stones-Gitarrist Keith Richards, der sie aber weniger für Slide-Parts einsetzt, sondern vor allem für seine charakteristischen Akkordbegleitungen. Wem die tiefe Stimmung etwas zu schlabberig vom Saitenzug her ist, kann das Tuning um einen Ganzton erhöhen. Alle Beispiele klingen dann in Open A, ein Tuning, das Johnny Winter oft verwendet hat.
G-Blues-Rhythm
Als Einstieg in die neue Stimmung habe ich einen kleinen Blues komponiert. Beispiel 1 zeigt die Rhythmusgitarre des 12-taktigen Blues, die überwiegend auf klassischen Boogie-Patterns basiert und im Shuffle-Feel gespielt wird. In Takt 2 gibt es den typischen Keith-Richards-Vorhalt, einen C-Dur-Dreiklang über den Basston G. Die vierte Stufe wird mit einem Lauf eingeleitet, der den Grundton chromatisch ansteuert. Durch die offene G-Saite klingt dieser Übergang schön fett. Kein Wunder, dass viele frühe Blues-Gitarristen, die ohne Band gespielt haben, offene Stimmungen bevorzugten. Für den C7-Akkord nutze ich dasselbe Pattern wie für den G7.
Der Bb-Powerchord am Ende von Takt 6 sollte mit Slide und leicht sharp gespielt werden, sprich das Slide kann ruhig ein bisschen höher als über dem Bundstäbchen des dritten Bundes platziert werden, um die typische Blues-Terz zwischen Dur- und Moll zu erzeugen. Den D7-Akkord kann man in der G-Stimmung sehr tief spielen, was wieder eine dreckige Delta-Blues-Atmosphäre erzeugt. Der Turnaround am Ende des Blues-Schemas ähnelt dem aus der ersten Folge des Slide-Workshops („Beginners Blues“, falls du dich erinnerst…), wandert aber eine Saite nach oben. Im Laufe der Zeit wirst du feststellen, dass sich viele Licks in beiden Stimmungen spielen lassen, sie wandern lediglich auf andere Saitenpaare.
G-Blues-Lead
Die Lead-Gitarre des G-Blues beginnt in der Leersaiten-Position mit einem typischen Call & Response-Lick. Die Frage wird in Takt 1 und 3 gestellt, die unterschiedlichen Antworten gibt es in Takt 2 und 4. Achte bei den mit Slide gespielten Noten darauf, nur die Saite klingen zu lassen, die das Slide berührt, sonst gibt es einen eher lärmigen Akkord-Sound und keine definierte Melodie. Für den C7 rutsche ich in die Barré-Position am 5. Bund. Dieses Konzept kennst du schon vom E-Blues. Auch in der G-Stimmung befinden sich die drei Akkorde des Blues-Schemas auf den Leersaiten/am 12. Bund (G7), am 5. (C7) und am 7.Bund (D7).
Bei der Rückkehr zur ersten Stufe nutze ich dann auch für G7 die Barré-Position. Mit einer geschickten Kombination aus Leersaiten und der Barré-Position kommt man schon auf eine Menge gut spielbarer Melodien. Über den Turnaround in Takt 11 und 12 setze ich diverse Blue-Notes ein: über den G7 die verminderte Quinte sowie das leicht erhöhte Bb (die sogenannte Blues-Terz) und über den D7 das leicht gezogene F (die Blues-Terz des D7).
Diese zwischen den Halbtönen liegenden Töne machen den Sound der Slide-Gitarre aus und lassen sich noch authentischer erreichen als mit gezogenen Tönen im regulären Lead-Gitarren-Spiel. Definitiv ein anderer Klang als man ihn von europäischer Klassik kennt und nah dran an einer gesangsartigen Phrasierung.
Ausblick
In der nächsten Folge zeige ich dir dann, wie du das Material aus der E-Stimmung in die G-Stimmung übertragen kannst. Je mehr du dich mit beiden Stimmungen beschäftigst, umso leichter kannst du Ideen vom einen ins andere Tuning übertragen. Aber jetzt erst mal viel Spaß beim Üben des G-Blues! Anregungen und Kritik kannst du wie immer bei der Redaktion und unter martin@the-incredible-mr-smith.com loswerden.
sehr gut für Anfänger
Absolute Anfängerfrage aber bei obigem Beispiel: an welchem Finger sollte sich das BN befinden, Zeige- oder Mittelfinger?