Heute möchte ich mit euch über eine wahre Ikone unter den Metal-Gitarren sprechen: Die Ibanez RG. Dafür habe ich tief in der Historie dieses populären Modells gegraben und u. a. auch meine eigene 1989er-RG550 aus dem Koffer geholt.
Der Legendenstatus der RG ist unbestreitbar und sie ist nicht ohne Grund seit gut dreißig Jahren unverändert beliebt bei Metal-Gitarristen aller Couleur. Zwar hat diese Gitarre anfangs noch besonders die Shredder Fraktion abgeholt, aber sie ist immer auch mit der Zeit gegangen. So wurde ihr quasi in jeder Dekade eine extra Saite mehr gegönnt, was 2014 in der RG-9-String gipfelte. Auf die Reise von den Anfangstagen bis hin zu dieser Monstrosität werde ich euch heute mitnehmen.
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Von der Jem zur RG
Ob ihr es glaubt oder nicht – die RG ist eher ein Nebenprodukt als eine vom Grund auf neu designte Gitarre gewesen. 1987 entwickelte Ibanez mit Steve Vai die JEM – die RG550 war die abgespeckte Variante für die breitere Masse. Natürlich ist auch das Design der JEM nicht in einem Vakuum entstanden: Die populäre Signature-Gitarre ist klar von der Fender Stratocaster inspiriert (daher auch der Begriff Superstrat), wurde aber von Steve Vai und Ibanez nicht nur mit einer aggressiveren Linienführung, sondern noch ein paar weiteren, kostspieligen Extras ausgestattet. Dazu zählten vor allem der markante „Monkey Grip“ sowie die „Lion’s Claw“ Tremolo-Fräsung.
Bei der Ibanez RG550, die damals noch zur Roadstar Deluxe Serie zählte, wurde auf diese Schnörkel verzichtet, aber in der Basis ähnelten sich beide Gitarren noch immer stark: gleiche Hölzer, Korpusform, Kopfplatte, die H-S-H-Pickup-Bestückung, Pickguard, Ahorngriffbrett und Edge-Vibrato. 1987-1988 umfasste das Roadstar-Lineup die neue RG genauso wie die klassische Roadstar Form – letzte wurde danach allerdings ganz aus dem Programm genommen und wich noch mehr RG-Modellen. 1992 verschwand der Name Roadstar schlussendlich komplett von der Bildfläche und aus der RG wurde eine ganz eigenständige Serie. Insider wissen allerdings, dass das Kürzel ausgeschrieben für „Roadstar Guitar“ steht, auch wenn das heute weniger Relevanz hat. Dem aggressiveren Design konnte man es schon ansehen: Auch die Bespielbarkeit war an modernere Anforderungen angepasst. Und in den späten 80ern dominierten virtuose Shredder klar die Zielgruppe der Metal-Gitarristen. Entsprechend waren die Hälse der RG-Serie von Anfang an super flach designt. Der Korpus erleichterte mit weit ausgeschnittenen Cutaways die Bespielbarkeit des 24 Bünde umfassenden Griffbretts. Bis in die späten 90er betrieb Ibanez mit der RG-Serie überwiegend Modellpflege.
1996 wurde die Ibanez-Prestige-Line ins Leben gerufen – diese bot noch bessere Qualität sowie eine hochwertigere Ausstattung und teils edlere Hölzer wie z.B. geflammte Ahorndecken. Im gleichen Jahr wurde auch die J.Custom-Serie etabliert, die mit noch exotischeren Hölzern und absoluter Spitzenqualität glänzen konnte. Für Letztere war und ist bis heute allerdings ein prall gefüllter Geldbeutel von Nöten.
Dramatische Innovationen blieben allerdings bis 1998 aus, als endlich die erste in Serie produzierte RG mit 7 Saiten auf den Markt kam – Ibanez reagierte damit auf den Nu-Metal-Boom der späten Neunzigern mit solch populären Bands wie Korn oder Limp Bizkit, deren Gitarristen allesamt Ibanez spielten.
Bis in die frühe Mitte der 2000er-Jahre waren die RG-7-Strings auch ein durchschlagender Erfolg. Das Sortiment wurde mit einer Vielzahl von zusätzlichen Modellen erweitert, bis hin zu der legendären Bariton-XL-Serie, die 2019 wieder aufgelegt wurde. Ab Mitte der 2000er verschwanden Siebensaiter allerdings mitsamt dem Nu Metal für ein paar Jahre in der Versenkung.
Ende der 2000er sollte sich daran aber gehörig etwas ändern. Wie auch schon in den späten 90ern war eine populäre Band und ein dazugehöriges Genre dafür verantwortlich, dass die RG noch eine Saite mehr spendiert bekommen sollte: Die Rede ist natürlich von Meshuggah, die mit ihren Ibanez-Custom-Shop-8-Strings einen ganz neuen Sound kreierten. Die daraus resultierende Nachfrage sollte 2007 mit einem achtsaitigen Ibanez-RG-Serienmodell gestillt werden, der RG2228.
Und es kam, wie es kommen musste: Als der Schock-Faktor von acht Saiten abgenutzt war, entstand kurzfristig sogar eine Nachfrage nach neunsaitigen Ibanez-RGs. 2014 war es soweit und Ibanez brachte die RG9 und RG90 heraus. Viele sieht man davon auf freier Wildbahn allerdings heute nicht – das Konzept erwies sich als eine Blase die schnell platzte. Im Gegensatz dazu erfreuen sich sieben- und achtsaitige RGs allerdings einer Beliebtheit die größer und langlebiger denn je scheint. Erweitert wurde das Sortiment seitdem lediglich mit gefächerten Bünden.
Auch noch erwähnenswert wären an dieser Stelle einige Abwandlungen der RG Serie: Die RT z.B. war eine Vintage-orientierte Variante mit stärkerer Anlehnung an das Design der Fender Stratocaster. Darüber hinaus wurde 2005 die RGA-Serie mit einer gewölbten Decke veröffentlicht. Unter dem Kürzel RGT gab es vereinzelt auch Modelle mit durchgehendem Hals. All diese Unterarten teilten sich mit der RG die Korpusform. Lediglich die 2010 vorgestellte RGD-Serie brach mit dieser Tradition und sah mit ihren abgeschliffenen Zargen noch deutlich aggressiver aus. Darüber hinaus ist sie bis heute ausschließlich mit 26.5-Zoll-Mensur, also als reines Bariton-Modell, erhältlich.
REVIEW
(Bild: Simon Hawemann)
Mayhem – Daemon
Bei ‚Daemon‘ handelt es sich um eines meiner meist erwarteten Alben des Jahres. Nach dem soliden, aber (zumindest bei mir) nicht gerade oft rotierenden ‚Esoteric Warfare‘, war bei Mayhem gefühlt wirklich alles offen.
Und das Black-Metal-Urgestein besinnt sich nach experimentelleren Momenten (die mit ‚Ordo ad Chao‘ ihren beeindruckenden Höhepunkt gefunden hatten) nun eher wieder auf alte Stärken. Man hört deutlich, dass dieses Album direkt nach einer ausgedehnten ‚De Mysteriis dom Sathanas‘-Revival-Tour geschrieben worden ist. Das heißt: Auf dem neuen Langspieler hört man vor allem wieder klassische Mayhem-Elemente.
Und diese sind so schlüssig, catchy und atmosphärisch dicht ausgefallen, dass man sich ‚Daemon‘ kaum erwehren kann. Mit ‚Falsified and Hated‘ haben Mayhem gar einen Hit im Gepäck der selbst in der umfangreichen und legendären Diskografie der Norweger ein herausragendes Highlight ist. Doch auch das restliche Material auf ‚Daemon‘ weiß voll und ganz zu überzeugen. Mayhem haben hier ein unfassbar gutes Gespür gezeigt – das Album kommt für die Band genau zum richtigen Zeitpunkt!
1989 RG550 Mod Projekt
Im Jahre 2011 kam ich auf die Idee, unbedingt eine RG550 auftreiben zu wollen. Zu der Zeit konnte ich schon einige RGs mein Eigen nennen, aber das Bedürfnis nach einem Original im spektakulären Road Flare Red wuchs und wuchs. Die Farbe gehört für mich zu den absolut ikonischsten Finishes der 80er-Jahre. Auch das Desert Sun Yellow und Loch Ness Green sind heute legendäre Finishes, aber dieser Rot-Ton hatte es mir immer besonders angetan. Nach ein paar Monaten intensiver Suche wurde ich schließlich auf eBay fündig. Die ersteigerte 1989er-RG550 wurde auf jeden Fall intensiv gespielt, aber für € 400 konnte ich mich über den Gesamtzustand nicht beklagen.
(Bild: Simon Hawemann)
Das Road Flare Red war vom Vorbesitzer bereits nachlackiert worden und leuchtet deswegen für mein Empfinden noch intensiver als das Original. Die Gitarre glüht förmlich! Aber ab dem Moment als ich die RG550 aus dem Koffer holte war für mich klar, dass ich die 1989 gebaute Gitarre auf ein technisch moderneres Niveau bringen wollte. Also wurde das gute Stück zu meinem Berliner Gitarrenbauer des Vertrauens gebracht, der sich ein paar Wochen Zeit für ein paar Modifikationen und ein ordentliches Setup nahm.
Zunächst sollte mit einem brandneuen Pickguard das originale H-S-H Layout in H-H konvertiert werden. Außerdem entschied ich mich für ein matt-schwarzes Pickguard, um dem Youngtimer einen modernen Touch zu geben. Weiterhin orderte ich ein DiMarzio D Activator/Liquifire Set sowie Volume- und Tone-Poti-Knöpfe in sattem grün aus den USA. Mit dem dramatischen Kontrast wollte ich dem etwas ausgefalleneren Design der originalen JEM777 huldigen, die damals ebenfalls mit verschiedenfarbigen Tonabnehmern und Potis ausgeliefert wurde.
Im Jahre 2012 war der Überarbeitungsprozess abgeschlossen und wenn man die Bilder der RG550 im ursprünglichen Zustand mit dem Endergebnis vergleicht, sieht man, dass die Modifikationen für das Instrument geradezu einer intensiven Verjüngungskur gleich kamen. Wäre da nicht das sichtlich abgespielte Ahorngriffbrett, würde man die 1989er-Ibanez locker für eine brandneue Gitarre halten. Und ja, das legendäre Halsprofil macht seinem Ruf alle Ehre.
(Bild: Simon Hawemann)
Auch heute, 30 Jahre nachdem mein Exemplar gebaut wurde, ist der Hals unsagbar flach und schnell. Kein Wunder dass Flitzefinger und Virtuosen damals auf die RG550 so steil gegangen sind! Die Hälse an aktuellen Ibanez RGs sind jedenfalls nicht so schnell wie der des Originals. Kurz nach Erhalt der fertig modifizierten RG spielte ich mit ihr den War-From-A-Harlots-Mouth-Song ‚To the Villains‘ ein – hier ein Playthrough Video:
Modern Classic
Die Ibanez RG ist nicht ohne Grund eine zeitlose Superstrat, die seit ihrem Launch 1987 Metal-Gitarristen jeder Schule begeistert. Dass ihr Design in gut drei Dekaden nicht verändert wurde, zeigt, was für einen Volltreffer Ibanez damals mit der Form gelandet hat. Ohne Steve Vai und seine JEM777 wäre das Ganze vielleicht nie passiert, aber was zählt, ist das Ergebnis: Die RG ist eine der am meisten verkauften Rock-Gitarren überhaupt!
Ich konnte über die Jahre viele Exemplare von sechs bis acht Saiten mein Eigen nennen – und alle konnten gleichermaßen mit super schnellen Hälsen und einer allgemein vortrefflichen Bespielbarkeit glänzen. Darüber hinaus sind RGs dankbare Modding-Plattformen – ich kann sogar behaupten, dass keine meiner Exemplare im Originalzustand geblieben sind. Tonabnehmer, Potis, Pickguards, Vibrato-System… ja selbst die Knöpfe der Stimmmechaniken habe ich an einer Vielzahl meiner RGs modifiziert. Mit der RG-Serie kann man eine Menge Spaß haben!