Bereits in den 70ern hatte sich die Band aus Hannover mit jedem neuen Album und jeder neuen Tournee als Hardrock-Act etabliert. Ausdruck dieser Entwicklung war der Live-Klassiker ,Tokyo Tapes‘, der auch zeigte, wie stark Lead-Gitarrist Uli Jon Roth mit seinen virtuosen Soli in der Tradition von Jimi Hendrix die Musik prägte. Als dann für ihn Matthias Jabs in die Band kam, wurde der Sound um einiges kompakter.
1979/80 brachten ,Lovedrive‘ und ,Animal Magnetism‘ die Karriere entschieden voran. So gab es für Jabs, Francis Buchholz (b), Herman Rarebell (dr), Klaus Meine (voc) und Rudolf Schenker (g) erstmals Chartplatzierungen in England und den USA. All dies wurde auf ein neues Level gehoben, als am 29. März 1982 das achte Opus ,Blackout‘ herauskam.
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Der eröffnende Titeltrack ging gleich mal fett nach vorne. Und auch weitere schnelle Songs, wie das grandiose ,Now!‘ und ,Dynamite‘, konkurrierten durchaus mit britischen Metalbands wie Iron Maiden oder Judas Priest. ,Can’t Live Without You‘ avancierte mit seinem treibenden Intro und dem hymnischen Refrain zu einem Hit des Albums. Klaus Meines Einzähler „One, two, one, two, three, four“ geriet live zum Mitzählspielchen mit dem Publikum.
Das düstere ,China White‘ walzt langsam mit Drums und Bass nach vorne, erst nach und nach verzahnen sich Gitarren und Gesang. Ein kraftvoller Song, der stimmungsmäßig an ,The Zoo‘ von ,Animal Magnetism‘ anknüpfte. Sicher: Groove und Arrangements atmen den Geist von Led Zeppelins ,Kashmir‘. Nun, in den 80ern war es in Heavy-Kreisen en vogue, so eine langsam treibende Nummer im Repertoire zu haben. Gary Moore gab dazu damals mit dem Song ,Led Clones‘ einen ironischen wie gelungenen Kommentar ab. Aber was soll’s, ,China White‘ ist einfach eine coole Nummer und ein Höhepunkt des Albums.
Apropos: Die Soli von Matthias Jabs sind Energie pur. Seine schnellen Läufe, Tappings, Vibratohebel-Action, Flageolettes-Attacken und ausladende Fingervibrato-Noten veredeln jeden Song.
Die Scorpions gehörten schon lange vor ,Still Loving You‘ und ,Wind Of Change‘ zu den Balladenkönigen des Genres. Mit ,Lady Starlight‘ und ,Holiday‘ der vorherigen beiden Alben hatten sie zwei Klassiker abgeliefert, jetzt kam mit ,When The Smoke Is Going Down‘ ein weiterer dazu. Dessen fast cleane Picking-Gitarre mit etwas Halleffekt war damals schon ein Trademark der Scorpions. Wie schon bei den Alben zuvor hat erneut Dieter Dierks produziert.
Doch diesmal wollten die Musiker eine Luftveränderung, sodass in Südfrankreich eingespielt wurde. Zwischenzeitlich gab es ein großes Problem: Mitten in den Aufnahme-Sessions versagte bei Klaus Meine zunehmend die Stimme und er musste pausieren. Im Interview auf der Bonus-DVD des 2015er-Reissues sagt er, dass er damals nicht wusste, ob es weitergehen würde, und riet der Band zu einem neuen Sänger. Tatsächlich holte man mit Don Dokken einen anderen Sänger ins Studio, doch nur zur Aushilfe, wie Don einmal kommentierte: „Ich habe nur bei einigen Songs Demospuren aufgenommen, um die Melodie für Klaus festzuhalten.“
Bei einigen Stücken ist Dokken als Background-Sänger zu hören. Die Diagnose stand fest: Klaus Meine hatte sich Knoten auf den Stimmbändern zugezogen und musste sich einer Therapie unterziehen. Schließlich kehrte die Stimme zurück, und als die Basic Tracks fertig waren, ging es für zusätzliche Aufnahmen zurück in die gewohnten Dierks Studios in Stommeln bei Köln. Seinen Erfolg verdankt ,Blackout‘ auch dem auffälligen wie damals schockierenden Cover des österreichisch-irischen Künstlers Gottfried Helnwein. Übrigens ist hier nicht Rudolf Schenker zu sehen, wie man aufgrund des Moustache vermuten könnte, sondern es handelt sich um ein Selbstportrait Helnweins.
Artwork, Songs und Sound, alles passt auf ,Blackout‘ zusammen, sodass die Scorpions zum Stadion-Act avancierten. Live in den 80ern, das bedeutete auch bei ihnen gestreifte Spandexhosen, breitbeiniges Posing, Luftsprünge und Headbanging vor einem Drum-Podest und einer riesigen Marshall-Wand. Francis Buchholz bearbeitete live meist einen Fender Precision Bass, Rudolf Schenker war mit seiner markanten Hauptgitarre, einer Gibson Flying V, unterwegs, und Matthias Jabs wechselte zwischen einer Gibson Explorer mit schwarzen Streifen auf dem weißen Korpus und einer schwarzen Fender Stratocaster. Laut www.mjguitars.de handelt es sich um ein Modell von 1963/64, das mit einem Floyd-Rose-Vibrato und einem Bill-Lawrence-L90-Tonabnehmer (Stegposition) modifiziert wurde. Die Gitarre wurde auf vielen Songs eingesetzt, die ein Vibrato benötigten, einschließlich ,Blackout‘.
Beeindruckende vier Jahrzehnte später sind Jabs, Schenker und Meine plus Pawel Maciwoda (b) und Ex-Motörhead-Drummer Mikkey Dee immer noch am Start. Gerade wurde das neue Album ,Rock Believer‘ veröffentlicht, es folgt die obligatorische Tour. Im Juni steht auch Deutschland auf dem Tourplan, ,Blackout‘ ist sicher das richtige Album zur Einstimmung.
(erschienen in Gitarre & Bass 04/2022)
Kommentare zu diesem Artikel
Blumkohl
Für mich war mit dem Ausstieg von Uli Roth auch mit den Scorpions Schluss, danach klang für mich alles von den Scorpions nach vorhersehbaren Kommerz-Hymnen. Und Uli hatte hinterher mit Electric Sun gaanz komische Sachen gemacht.
Aber jedem das Seine 😉
hi hier Charles (Gerhard Hepp) Scorpions Fan schlechthin … Sind der Hammer ca 25 mal Live erlebt Festival Konzerte alles dabei. Uli JRoth ist mit Blackmore zu vergleichen . Klaus Meine das Herz (Stimme) Rudolf Schenker soooo ein Rhytmus u Liedgitarre .. Mathias Jabs ein seeeeehr guter Leadgitarrist .. Hermann Rarebell war für mich der beste Schlagzeuger den wir hatten . auch die anderen gut .. Wir können froh sein das wir eine solche Rockband haben und hatten … dem ist nichts hinzu zu fügen. Rock’n Roll Forever …. bin junge 64 J 🙂
Für mich war mit dem Ausstieg von Uli Roth auch mit den Scorpions Schluss, danach klang für mich alles von den Scorpions nach vorhersehbaren Kommerz-Hymnen. Und Uli hatte hinterher mit Electric Sun gaanz komische Sachen gemacht.
Aber jedem das Seine 😉
hi hier Charles (Gerhard Hepp) Scorpions Fan schlechthin … Sind der Hammer ca 25 mal Live erlebt Festival Konzerte alles dabei. Uli JRoth ist mit Blackmore zu vergleichen . Klaus Meine das Herz (Stimme) Rudolf Schenker soooo ein Rhytmus u Liedgitarre .. Mathias Jabs ein seeeeehr guter Leadgitarrist .. Hermann Rarebell war für mich der beste Schlagzeuger den wir hatten . auch die anderen gut .. Wir können froh sein das wir eine solche Rockband haben und hatten … dem ist nichts hinzu zu fügen. Rock’n Roll Forever …. bin junge 64 J 🙂