Nach den Licks in der Barré-Position am 12. Bund aus der letzten Folge, zeige ich dir dieses Mal ein paar melodische Wendungen in der Leersaiten-Position, die viel zum archaischen Sound der offenen G-Stimmung beiträgt. Zur Erinnerung hier die Töne, auf die deine Gitarre runtergestimmt werden muss: D G D G H D
Das Lick in Beispiel 1 beinhaltet eigentlich nur Töne des G7-Akkords: G, H, D und F: Die Terz habe ich als Bb notiert, sie sollte aber leicht „sharp“ gespielt werden, sodass der zu hörende Ton zwischen Bb und H liegt. Die verwendeten Techniken dürften dir schon aus der E-Stimmung bekannt sein: Hammer-Ons, Pull-Offs und die Dreier-Figur aus gegriffenem Ton und Leersaiten im zweiten Takt kamen schon in einigen Licks zum Einsatz.
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Am Ende der Figur, in Takt 4, variiere ich das Lick, indem ich zwei Töne eine Oktave nach unten auf die A-Saite lege. Durch die G-Stimmung hat man zwei D und zwei G-Saiten, sodass du Figuren auf der D- und G-Saiten mit demselben Fingersatz auf der E- und Asaite eine Oktave tiefer spielen kannst.
Schnell wie Johnny
In Beispiel 2 und 3 verwende ich die Leersaiten um Tempo zu erzeugen – eine Methode, die auch Blues-Albino Johnny Winter gerne benutzt hat. Für die Pull-Offs auf der E-Saite in Beispiel 2 kippe ich den Slide leicht nach vorne, sodass ich die G- und H-Saite nicht berühre. Versuche mal, das Lick auf die drei Bass-Saiten zu übertragen – es klingt dann eine Oktave tiefer.
Beispiel 3 bringt auch ein Motiv aus Beispiel 1, was zeigt, dass du die Licks nicht einfach nur auswendig lernen, sondern sie in kleinere Bausteine unterteilen solltest, die du dann auf verschiedenen Saiten und an verschiedenen Stellen auf dem Griffbrett spielen und neu zusammensetzen kannst. So kommst du auf eigene Ideen und kannst selbst neue Licks erfinden.
Oktaven
Den Anfang von Beispiel 4 hatte ich schon in der letzten Folge eine Oktave höher verwendet (siehe G&B 08, Bsp. 3). Klingt auch tief gut und wird mit einer Oktav-Figur auf der G- und A-Saite beantwortet. Die Oktaven schlage ich mit Plektrum und Mittelfinger der rechten Hand an. Oktaven sind ein gutes Mittel, um eine Melodie noch fetter klingen zu lassen und funktionieren in der G-Stimmung sowohl auf der G- und A-Saite als auch auf der D- und E-Saite.
Dur statt Moll
Fröhlicher und mehr nach Country klingen Beispiel 5 und Beispiel 6. Das Tonmaterial stammt aus der G-Dur-Pentatonik. Da beide Licks den selben Anfang verwenden, kann man sie gut verbinden oder Teile daraus neu zusammensetzen. Das Konzept aus Beispiel 5 – mit dem Slide gespielte Töne auf der hohen E-Saite, die mit Leersaiten eingefärbt werden, solltest du mit den verschiedenen Tonleitern üben, denn so kannst du mit einfachen Mitteln viel Klangfülle erzeugen.
Beispiel 7 basiert auf derselben Technik, wird aber auf der G- und D-Saite gespielt. Der Lauf am Ende kombiniert Dur- und Moll-Pentatonik und verlangt sauberes Dämpfen mit der rechten Hand, damit die Töne nicht zu einem undefinierbaren, akkordartigen Brei verschmelzen, sondern wirklich einzeln wahrnehmbar sind. Ich schlage die E-Saite mit dem Plektrum und dämpfe, wenn ich auf die G-Saite wechsle, die E- und H–Saite mit dem Mittel- und Ringfinger der rechten Hand ab.
Beim Wechsel auf die D-Saite setze ich dann Plektrum und Finger um eine Saite nach unten. So gehe ich sicher, dass nur der Ton klingt, der mit dem Plektrum angeschlagen wird. Ich wünsche viel Spaß mit den Leersaiten-Licks, die du natürlich mit der Barré-Postion kombinieren solltest. In der nächsten Folge wenden wir dann die ganzen Techniken und Licks auf ein Stück aus meiner Feder an.