Willkommen beim zweiten Teil unseres kleinen Notenlese-Crashkurs!
Ich hoffe, du hast das Rhythmuslesen fleißig geübt. Zur Selbstkontrolle und als zusätzliche Übung gibt es drei Rhythmus-Patterns zum Klatschen als kleines Warm-Up (Übung 1a-1c). Tipp: Verwende immer ein Metronom! Ich würde dir das Tempo 84 empfehlen.
DIE BEZEICHNUNG VON TÖNEN
Alle Töne, die wir auf dem Bass spielen können, leiten sich aus den Buchstaben des Alphabets ab. Die wichtigsten dieser Töne, auch Stammtöne genannt, entsprechen den ersten sieben Buchstaben: A – B – C – D – E – F – G.
Im Mittelalter kam es in Deutschland durch den Wechsel der Schriftarten zu einer Veränderung des Buchstabens B, der schließlich zu H wurde. Diese Anpassung verbreitete sich durch den Buchdruck und ist der Grund, warum im deutschsprachigen Raum heute noch das H verwendet wird. Daher sieht die Reihenfolge der Stammtöne so aus: C – D – E – F – G – A – H.
Im englischen Sprachgebrauch tauschen wir das H gegen ein B: C – D – E – F – G – A – B. Um diese Töne als Noten aufzuschreiben, benötigen wir ein Notensystem, welches aus fünf waagerechten Linien besteht.
NOTENSCHLÜSSEL
Jede Notenzeile wird von links nach rechts gelesen und beginnt mit einem Notenschlüssel. Für den E-Bass wird alles im Bass Schlüssel oder F-Schlüssel notiert (der F-Schlüssel wird so genannt, weil die zwei Punkte des Schlüssels die Linie im Notensystem umschließen, auf der die Note f steht). Wir als Bassist:innen lesen aber nicht ausschließlich im Bassschlüssel, auch der Violinschlüssel kann beispielsweise für Melodien sehr nützlich sein.
TONHÖHE
Man unterscheidet verschiedene Töne durch die Positionierung im Notensystem. Je höher eine Note im Notensystem platziert ist, desto höher klingt der jeweilige Ton. Besonders tiefe oder besonders hohe Töne werden mithilfe von Hilfslinien dargestellt, wie hier die Töne c oder E.
OKTAVLAGE
Der E-Bass erklingt eine Oktave tiefer als notiert. Ansonsten würden wir nur mit Hilfslinien spielen, das könnte keiner mehr lesen und wäre sehr umständlich. Die Groß- und Kleinschreibung der Notennamen dient der Unterscheidung mehrerer gleichnamiger Töne. So unterscheiden wir beispielsweise C (großes C), c (kleines c) und c’ (eingestrichenes c’).
LESEÜBUNGEN
Zu den verschiedenen Notenleseübungen: Sie sind so aufgebaut, dass wir zuerst mit den leeren Saiten starten und dann immer mehr Töne hinzufügen. Es lohnt sich auch, zusätzlich einfache Songs anzuhören und die Grundtöne zu transkribieren. Nimm dir zuerst nur einmal einen Teil von einem Stück vor, zum Beispiel nur das Intro, den Vers oder den Chorus und versuche die Grundtöne rauszuhören und aufzuschreiben.
Es fördert das Gehirn besonders effektiv, wenn du das Notenlesen auf unterschiedliche Weise erlernst – sowohl durch das Lesen als auch durch das eigene Aufschreiben. Dieser kombinierte Ansatz beschleunigt den Lernprozess und verbessert deine Fähigkeit, Noten schnell zu erfassen.
Hier sind einige hilfreiche Tipps:
• Nimm dir jeden Tag zwei bis drei Zeilen zum Lesen vor.
• Sprich die Notennamen im Tempo laut aus.
• Versuche, das Tempo regelmäßig mit einem Metronom zu erhöhen und notiere dabei die erreichten bpm.
• Zu Beginn kannst du die Notennamen über die Noten schreiben.
• Beim Spielen solltest du versuchen, deinen Blick auf das Notenblatt zu richten und nicht auf deine Finger.
• Bleib am Ball und integriere das Notenlesen als Aufwärmübung in dein tägliches Training – 10 Minuten reichen aus.
Notenlesen braucht Zeit und fordert anfangs viel Gehirnleistung. Erinnere dich daran, wie schwierig es war, als du das Lesen gelernt hast. In Übung 2a beschäftigen wir uns mit den leeren Saiten E, A, d, g.
Achte bei den Übungen 2b-g darauf, dass du beim Wechsel von einer Saite auf die andere die jeweilige Saite dämpfst, damit sie nicht weiter mitschwingt. In den Übungen 3a-b Wir greifen das H, e und das a mit dem Mittelfinger der linken Hand. Der Zeigefinger bleibt dabei auch auf der Saite liegen und wird nicht weggesteckt.
Ab Übung 3c-3e nehmen wir die leeren Saiten dazu und ab 3f spielen wir typische Disco-Achtel. In Übung 4a werden alle Töne mit dem kleinen Finger gespielt! Achte darauf, dass alle Finger auf der Saite liegen und der Druck gut verteilt ist (sonst müsste der kleine Finger die ganze Arbeit alleine machen, die anderen Finger helfen also mit). Der kleine Finger soll rund und nicht eingeknickt sein.
In Übung 4b-e werden alle Töne die wir bis jetzt gelernt haben vermischt, die Übungen 5a-5d beziehen zusätzlich alle Rhythmen, die wir bis jetzt gelernt haben, ein.
Um zusätzliches Übungsmaterial für das rhythmische Notenlesen zu haben, empfehle ich dir folgende Literatur: ‚The New Breed‘ von Gary Chester. Dieses Werk ist zwar ursprünglich für Schlagzeuger:innen gedacht, eignet sich jedoch auch hervorragend für Bassist:innen. Noch effektiver ist es, diese Übungen mit einem Schlagzeug zu üben, um das Zusammenspiel von Bassdrum und Bass zu trainieren.
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)