Workshop
Hometraining: Jil’s Eartraining – Reine Quarten und Primen
von Jil Y. Creek, Artikel aus dem Archiv
Im heutigen zweiten Teil (HIER geht’s zum ersten Teil) der Eartraining-Reihe stehen die Intervalle reine Quart sowie Prim (auch Einklang oder Unisono genannt) im Mittelpunkt unserer Betrachtungen und Hörübungen.
Ich möchte mich zuerst den reinen Quarten zuwenden und diese, so wie schon letztes Mal bei den Quinten, anhand der Klaviatur (Bild 1) detailliert besprechen.
Kurz zur Erinnerung: Wir haben gesagt, dass erstens die Zahl des Intervalls der Anzahl der weißen Tasten auf der Klaviatur entspricht, und zweitens danach die genaue Anzahl der Halbtonschritte zur ‚Feinabstimmung‘ angepasst werden muss. Für die reine Quart wären das zunächst vier weiße Tasten (Quart = 4), z. B. von C nach F, bzw. 5 Halbtonschritte, was wiederum C-F ergibt (siehe Klaviatur). Möchten wir eine reine Quart z. B. von Cis aus spielen, müssen wir das F auf Fis erhöhen, damit die Anzahl der Halbtonschritte erhalten bleibt.
In der Folge habe ich alle Notennamen der Quarten aufgeschrieben: C-F/Cis-Fis = Des-Ges/D-G/Dis-Gis = Es-As/ E-A/Eis-Ais = F-Bb/Fis-B, G-C, Gis-Cis = As-Des, A-D, Ais-Dis = Bb-Es/B-E.
Mit diesem Wissen bist du nun bereit für die „große Runde“ – dem Spielen und Mitsingen unseres neuen Intervalls, beginnend auf der tiefen E-Saite mit dem Ton E, chromatisch aufsteigend mit Verwendung der Kreuz-Vorzeichen bis zur Oktave und danach wieder abwärts mit b-Vorzeichen, wie in Beispiel 1 dargestellt. Auf diese Weise kannst du dir den Klang des Tonabstandes gleichzeitig mit den Notennamen einprägen. Die reine Quart versteht sich im Übrigen als Komplementärintervall zur reinen Quint, das heißt, die Töne einer reinen Quint aufwärts (z. B. C-G) sind dieselben wie jene einer reinen Quart abwärts (G-C), und beide Intervalle zusammen ergeben genau eine Oktave.
Höre dir nun im Beispiel 2 Quarten in unterschiedlichen Sounds an. Als Gitarrist bzw. Bassist bist du sicherlich mit diesem Tonabstand vertraut, da die Saiten zueinander in reinen Quarten gestimmt sind (mit Ausnahme der G- und B-Saiten der Gitarre). Dasselbe Intervall bekommst du auch, wenn du zwei übereinander liegende Saiten im gleichen Bund greifst (Abb. 2 und 3),bzw. um einen Bund versetzt (G und B Saite). Man findet Quarten oft im Auftakt einer Melodie – hier habe ich wieder ein paar bekannte Hörbeispiele rausgesucht:
Das Intervall der reinen Prim ist selbsterklärend: zweimal der gleiche Ton (Beispiel 3). Da es auf der Gitarre ein und denselben Ton an mehreren Stellen gibt, kann dies als spezieller Effekt eingesetzt werden. Des Weiteren findet man diesen Tonabstand in Unisonoläufen von zwei oder mehreren Instrumenten, oder in Themen, in denen ein einziger Ton rhythmisch eingesetzt wird – wie z. B. im A-Teil des Standards ‚One Note Samba‘. Wie man eine Prim auf der Gitarre spielt, veranschaulichen die Abb. 4 und 5.
Die Gehörtrainings-Soundfiles zu diesem Workshop bieten nun die Möglichkeit, die neuen, sowie die bereits bekannten Intervalle weiter zu vertiefen. Die Lösungen hörst du immer kurz nach dem Intervall. Hörbeispiel 4 enthält reine Quarten und Quinten, Hörbeispiel 5 reine Quarten, Quinten, Primen und Oktaven, und Hörbeispiel 6 das gleiche nochmal, jedoch mit dem E-Bass gespielt. Ich wünsche dir auf deiner akustischen Entdeckungsreise viel Spaß und Erfolg! Über Fragen und Anregungen oder einen Besuch auf www.jilycreek.com freue ich mich! [3382]
(erschienen in Gitarre & Bass 01/2018)
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