Licks, Spieltechnik, Einflüsse und Songwriting einer Ikone
Jeff Beck: The Strat Cat
von Peter Fischer, Artikel aus dem Archiv
WELCOME TO THE WHAMMY BAR – SAITENZIEHEN ODER VIBRATOHEBEL?
Eines der auffälligsten Merkmale Jeff Becks ist sein Einsatz des Vibratohebels, um damit ein meist recht schnelles Vibrato zu erzeugen. Hank Marvin lässt grüßen. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass dieses Element vielleicht sogar am plakativsten, stiltypischsten und gleichzeitig am leichtesten umzusetzen ist (ein schwebendes Vibrato-Setup vorausgesetzt). Das etwas längere Lick über eine populäre Akkordfolge aus Beispiel 7 bietet weitere interessante Möglichkeiten: old school Jeff Beck würde die melodiösen Bending-Licks in Takt 2 und 6 mit regulärem Saitenziehen spielen, modern Jeff Beck würde mit dem Vibratohebel nachhelfen, was etwas mehr nach menschlicher Stimme klingt. Auf jeden Fall bei allen längeren Noten: schnelles Vibrato mit dem Hebel!
Der Einsatz des Hebels zur Gestaltung von Noten ist seit Mitte der 80er ja ein sehr stilprägendes Tool, das von JB permanent eingesetzt wird. In Beispiel 8 wird ein Repeating-Pattern mit einem typischen Move, um von A nach B zu kommen, kombiniert. The 80s are back!
Jeff Beck war sicherlich nicht der erste, der Melodien mit dem Whammy Bar gespielt hat. Ray Gomez und Steve Vai haben dies nachweislich vorher schon getan. Als dann 1989 allerdings ‚Guitar Shop‘ mit ‚Where Were You‘ droppte, fiel allen zurecht die Kinnlade herunter. Die Art und Weise mit der Beck bei diesem Stück Melodien mit durch den Tremolohebel manipulierten Obertönen spielt, war einfach ein Level weiter.
Mit der o.g. Handhaltung hat man einen sehr guten Zugriff und Kontrolle über den Hebel. Wenn man die Gitarre passend eingestellt hat, ist die präzise Verstimmung nach oben relativ einfach. Die gezielte Verstimmung nach unten kann aber zu einer echten Geduldsprobe werden und fühlt sich obendrein auch noch auf jeder Gitarre anders an. Das muss man echt lange üben und geduldig sein, um das notwendige Feingefühl zu entwickeln.
Beispiel 9 und 10 sind leichte Einstiege in dieses Konzept.
FAKE SLIDE
Ein weiteres wichtiges Element ist „fake slide“-Spiel. Sehr oft klingt es bei JB so, als würde er nicht normal, sondern Slide-Gitarre spielen, indem er permanent mit dem Whammy Bar die Tonhöhe der Noten manipuliert.
In Beispiel 11 findest du ein paar kurze Fragmente in dieser Art über einen A7. Man kann sie mit PreBends übrigens auch ohne Hebel spielen – klingt auch hübsch. Diese Fragmente sollen so klingen, als würde man typische Slide-Phrasen im Open-G-Tuning spielen. Man kann diese Phrasen auch gut auf anderen Saitenpärchen spielen. Hört man übrigens auch gerne mal bei Steve Lukather, Michael Lee Firkins oder Scott Henderson.
Und dann noch ein Lick für Spezialisten: In Beispiel 12 spiele ich die Tonleiter A-Mixolydisch mit Hilfe des Vibratohebels. Alle Halbtonschritte werden durch die Verstimmung der Saite nach unten mittels des Hebels erzeugt. Hört man auch SEHR oft bei Scott Henderson.
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