Dass eine Fender Telecaster ein extrem cooles Instrument sein kann, wissen wir von Steve Cropper, Albert Collins, P.J. Harvey, Frank Black, Chrissie Hynde, Robbie Robertson, Roy Buchanan, Jeff Beck, George Harrison, Mike Stern, Ed Bickert, Greg Koch, Muddy Waters, Brad Paisley und natürlich von Altmeister Keith Richards, der mit seiner blonden 1953er Micawber seit gefühlt 700 Jahren die Popularität dieses Gitarrentyps steigert.
Großartigen Musikmenschen wie diesen haben wir daher auch zu verdanken, dass dieses wunderbare, simple Gitarrenbrett immer noch und immer wieder gefragt ist, und gute alte Teles, die mehr als 40 Jahre auf dem Buckel haben, ganz schön teuer geworden sind.
Keine Frage, dass auch dieser Kult-Gitarrentyp schon früh kopiert oder auch mal neu interpretiert worden ist, wie es z. B. der japanische Hersteller Yamaha im Fall seines Signature-Modells für den Jazz-Musiker Mike Stern getan hat. SG-Spieler Carlos Santana hatte man ja schon Ende der 1970er-Jahre mit einer übergewichtigen Variante, der SG2000, beglückt.
Sehr gute Telecaster-Kopien made in Japan gab es von Maya, Tokai, Greco, Ibanez, Aria, Kasuga und natürlich auch von Squier und Fender selbst. Ich möchte hier allerdings zwei Instrumente von Fernandes vorstellen – der Name dieses Herstellers und seines Labels Burny ist seit langem für Qualität bekannt: sehr gute Hölzer und Hardware, perfekte Verarbeitung. Instrumente mit oft auffallend gutem Schwingungsverhalten und ganz viel Vintage-Flair wurden in den 80er-Jahren unter diesem Markennamen vertrieben. Fernandes Guitars begannen ihre Akustikgitarren-Produktion 1969 in Osaka, Japan.
In Katalogen von 1972/73 sind dann auch schon diverse Kopien von Stratocaster, Firebird, SG und diverse Juniors zu sehen. Die Gibson-Kopien wurden dann kurz darauf nur noch unter dem Label Burny vermarktet. Die Markennamen „Nady“ und „Orange Guitar“ wurden ebenfalls von Fernandes genutzt, die in den 70er- und 80er-Jahren, neben Fujigen und Matsumoku, zu den größten japanischen Herstellern aufstiegen.
Angeblich hat aber auch Tokai zeitweise Instrumente für Fernandes produziert, wie auch für Fender Japan, deren Squier- und eben auch Fender-Instrumente ansonsten aus verschiedenen, ausgewählten, sehr guten Factories wie Fujigen Gakki oder, im Fall der Acoustics, von Terada stammten.
1976 TELECASTER
Eine sehr schöne Kopie einer 1976er Fender Telecaster, aus der Fernandes-Revival-Serie. Das Modell RTE-45 wurde ca. 1981 bis 1985 gebaut. Sen-Ash-Body, Maple-Neck, dreilagiges Pickguard, die originalen, mit fettem F-gebrandeten Mechaniken (F für Fernandes, nicht für Fender!) im 70s-Style wurden gegen zeitlich eher der 52er Tele zugeordnete Kluson-Deluxe-Typen ausgetauscht.
(Bild: Lothar Trampert)
Die beiden hier zu sehenden Instrumente stammen fast aus derselben Zeit, wie die gesuchten 1982/83er Squier-JV-, -SQ- und E-Series-Modelle, kosten aber noch um einiges weniger. Auch die Preise für die Fender-Japan-Teles aus den 80er- und frühen 90er-Jahren sind inzwischen ganz durch die Decke gegangen, und bewegen sich in Richtung 2000 Euro. Und George-Harrison-Fans müssen für eine sehr gut erhaltene, Mittachtziger-Rosewood-Tele, made in Japan, inzwischen sogar 3000 Euro und mehr hinlegen. Aber erst mal eine finden! Der Preis ist zudem immer noch günstiger (und bei Wiederverkauf auch stabiler), als der der neueren Custom Shop Tribute Series.
1968 THINLINE
Und noch ein Klassiker: Bei dieser Fernandes heißt das Vorbild Telecaster Thinline; gebaut wurde sie ca. 1982. Unter dem Fernandes-Logo auf dem Headstock steht „Electric Sound Research Group“. Sehr schönes, blondes Natur-Finish, feine Maserung. Gut bespielbarer, gerader Maple-Neck.
(Bild: Lothar Trampert)
Für weniger als die Hälfte einer der sehr teuer gewordenen Squier-JV-Telecasters, bekommt man von Fernandes für ca. 600 Euro eine großartige E-Gitarre, die den „Originalen“ in nichts nachsteht. Das haben allerdings schon mehr als drei Telemaniacs bemerkt, und auch diese wirklich sehr guten Fernandes-Teles aus der Revival Series sind auf dem europäischen Markt rar geworden. Und wer mal eine hat, rückt sie nicht mehr raus. Mehr Chancen hat, wer auf eBay, Reverb & Co. international sucht. Beim Import aus Japan, den USA oder inzwischen auch UK fallen neben den Shipping-Kosten aber noch mal knapp 25% Zoll- und Umsatzsteuer-Abgaben auf den Gesamtpreis (Kaufpreis plus Versandkosten!) an. Die Jagd-Saison ist eröffnet!
KATALOGE AUS DEN 80ern
Fernandes hatte in den 80ern immer wieder verschiedene Telecasters, aber auch Broadcaster- und Esquire-Kopien im Angebot.
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)
Interessante Story.Bei Käufen aus dem Ausland würde ich sehr vorsichtig sein! Da kommen,neben der lästigen Wartezeit,noch einige Kosten auf den Empfänger zu.Zollgebühren der Importwaren sind nicht gerade günstig.Und ob die begehrte Gitarre in Wahrheit wirklich den Erwartungen entspricht,wird der Käufer dann letztendlich erst bei Ankunft der Ware feststellen können.Ich kann vor solchen Transaktionen leider nur eindringlich warnen,denn ich kaufte vor einigen Jahren eine alte originale B.C.Rich Mockingbird mit Longhornbody und DiMarzio Humbucker aus den U.S.A.,die zwar wirklich aus der „Golden Era“ der 1980/85er-Jahren stammte,jedoch einen kapitalen Kopfplattenbruch hatte,der im Nachhinein mal unfachmännisch repariert worden war,den der Verkäufer aber einfach mal verschwieg.Sollte jeder selbst entscheiden,ob er dieses hohe Risiko eingehen möchte! Es ist schlußendlich immer eine Vertrauenssache! Aus Japan werden manchmal mitunter sehr hochwertige alte Starfield/by Ibanez Elektrogitarren angeboten,die aber oft nicht mehr im Originalzustand sind,und zudem sehr hochpreisig veräußert werden! Also,Vorsicht! Augen auf beim Gebrauchtgitarrenkauf aus dem Ausland!
Schön, dass Fernandes in einem Artikel erwähnt werden, aber leider ist es mit sachlichen Fehlern geritten. Als große Publikation wäre es gut, wenn Sie es richtig erforscht haben.