Hallo und willkommen zu Instant Shredding! In dieser Folge wollen wir uns mit dem Stil von Greg Howe beschäftigen. Greg wurde in den 80er-Jahren von dem Shred-Guru Mike Varney entdeckt und hat auf seinem Label etliche Alben herausgebracht. Mit jeder neuen Veröffentlichung hat sich sein Stil mehr und mehr verändert.
Es begann mit typischem Shred-Rock, mit der Zeit hat sich sein Spiel jedoch in Richtung Fusion entwickelt. Howe hat sich in der Instrumental-Rock-Gemeinde schnell einen Namen gemacht und ist auch von berühmten Pop-Künstlern wie Michael Jackson und Enrique Iglesias als Gitarrist angeheuert worden. Ich habe ein Solo im Stil von Greg Howe geschrieben und dabei verschiedene Elemente seines Spiels eingebracht. Greg ist ein Meister der melodischen und flüssigen Linien. Er benutzt dabei verschiedene Techniken, um seine Ideen umzusetzen. Das Solo spiele ich über einen Backing Track A-Dorisch.
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Das Solo beginnt mit einer einfachen String-Skipping-Idee in B-Moll (Takt 1-2). Diese melodischen Patterns sind sehr typisch für Greg, und er benutzt sie auch als Sprungbrett, um andere Licks oder Linien anzusteuern. Die erste Phrase endet mit dem für ihn so typischen Vibrato-Slide zwischen 2 Tönen. Es geht dann weiter in A-Moll (Takt 3-4) und anschließend mit einem D7-Arpeggio-Lick, um den dorischen Klang herauszuarbeiten.
Die nächste Idee beginnt mit einem C-maj7-String-Skipping-Arpeggio (Takt 5-8) mit verschiedenen interessanten Intervall-Ideen, das dann in einen langen Skalen-Tapping-Lauf übergeht. Legato-Läufe sind Gregs Markenzeichen und werden von ihm häufig mit Tapping umgesetzt. Hier beginne ich zuerst mit einer einfachen E-Moll-Skala, die dann in eine D-Ganzton-Skala überleitet und anschließend in einem Tap-Bending endet. Die nächsten acht Takte haben es in sich; wir schauen uns daher die einzelnen Elemente etwas genauer an. Wir beginnen mit einer Vierer-Gruppen-Phrase, die ein D7-Arpeggio umspielt und dann in ein E-Moll-Arpeggio mit einem chromatischen Annäherungston übergeht. Das Lick endet dann mit einem F# m7b5-Arpeggio. Die nächsten Takte (11-13) zeigen die für Greg Howe so typischen Tapping- und Legato-Läufe. Die Tapping-Sequenz wird mit „Hammer-Ons from Nowhere” gespielt.
Das bedeutet, dass die Finger deiner Greifhand die Töne nur durch Hammer-Ons auf die Saiten erzeugen, ohne diese mit rechts anzuschlagen. Danach erfolgt ein Tap mit deiner Anschlagshand. Der Legato-Lauf ist etwas komplizierter, da dieser die von Greg viel genutzte „Barring-Technik” (Barré) beinhaltet. In den letzten Takten geht es nur um Legato-Licks und Barring. Die erste Phrase ist eine einfache Legato-Skalen-Sequenz, die dann in eine lange Pentatonik-Legato-Barring-Idee übergeht. Achte hier besonders darauf, die Barré-Sektionen sauber zu spielen.
Das Solo beinhaltet viele Ideen und Techniken, die Greg Howe sehr oft benutzt. In den folgenden Beispielen zeige ich dir verschiedene Licks, die seinen Stil charakterisieren.
Beispiel 1 zeigt eine einfache Pentatonik-Sequenz, die mit Gregs typischem Barring-Konzept gespielt wird.
Beispiel 2 ist eine längere Variation der ersten Idee. Versuche auch hier, die Barré-Sektionen so sauber wie möglich zu spielen.
Beispiel 3 ist eine Arpeggio-Idee, die auch mit der Barré-Technik gespielt wird.
In Beispiel 4 zeige ich dir eine typische 3-Oktaven-Skala, die mit Wechselschlag gespielt wird. Greg vermeidet die typischen 3-Noten-Pro-Saite-Skalen-Positionen und versucht, besonders den problematischen Übergang von der G- zur H-Saite zu vereinfachen.
Beispiel 5 illustriert ein A-Moll-Arpeggio mit verschiedenen diatonischen und chromatischen Verzierungen.
Beispiel 6 zeigt dir ein typisches Dur-Tapping-Arpeggio. Auch hier werden die Noten deiner Greifhand durch das „Hammer-On from Nowhere” gespielt.
Beispiel 7 und 8 sind typische „Old-School”-Greg-Howe-Tapping-Licks, die alle mit der schon erwähnten Technik gespielt werden. Versuche, diese Ideen sowohl auf verschiedene Arpeggio-Positionen und -Umkehrungen, als auch auf Skalen und Pentatoniken anzuwenden. Greg Howes Stil ist nicht nur virtuos, sondern auch richtig musikalisch. Er weiß genau, wann er rhythmische und melodische Linien spielen muss und wann er einfach nur seiner exzellenten Technik freien Lauf lassen kann.
Der Greg ist schon ein Flitzefinger