Workshop

Hot Rod Mod: Morley Classic Wah (Teil 2)

Anzeige
(Bild: M. O. Richter)

Die Morley-Pedale sind ja mittlerweile der zweite Standard für Wah-Wahs neben den verschiedenen Cry-Baby-Typen. Klanglich unterscheiden sie sich vor allem durch den in der Regel etwas weicheren Klang.

Technisch sind die Unterschiede noch größer: Morley-Pedale benötigen weder eine Spule noch ein Potentiometer, um den Filtereffekt zu erzielen, den wir lautmalerisch als Wah-Wah bezeichnen. Statt der Spule genügen der Morley-Schaltung ein IC, um den sich Widerstände und Kondensatoren versammeln. Die spulenlose Konstruktion ist hilfreich, weil hier Einstreuungen z. B. durch ein Netzteil, für die Cry-Baby-Typen durchaus empfindlich sind, bereits von vorneherein ausgeschlossen sind.

Anzeige

Auch der Verzicht auf ein Potentiometer zur Steuerung des Wah-Wah-Effektes unterscheidet die Morleys eindeutig von seinen Mitbewerbern. Statt über einen Poti, wird der Wah-Wah-Effekt über eine LED-LDR-Kombination gesteuert. Dazu wird das Licht der LED über eine geschlitzte Pappscheibe, die mit der Wippe verbunden ist, zu einem Fotowiderstand (LDR) emittiert und dort in einen elektrischen Widerstand umgewandelt. Je nach Lichtmenge, die der LDR empfängt ist der Widerstand dann höher oder niedriger.

Ziemlich genial, denn die optoelektronische Lösung ist verschleißfrei und ein teurer Austausch eines verschlissenen Spezialpotis wird bei einem Morley-Pedal nie Thema sein. Aber natürlich gibt es auch bei Morley genug Ansatzpunkte für Modifikationen!

Typisch Morley: Verschleißfrei dank Optoelektronik. LED und LDR steuern den Wah-Wah-Effekt. Im Hintergrund die Mod zur Steuerung der LED-Helligkeit. (Bild: M. O. Richter)

WAS BISHER GESCHAH

In der letzten Folge wurde mein Morley Classic Wah bereits an zwei Stellen auf meine Bedürfnisse angepasst. Den Ein-/ Ausschalter des Wah-Effektes habe ich unter die Wippe versetzt, damit das Pedal, wie bei einem Cry-Baby auch, mit einem festen Druck des Fußballens geschaltet werden kann. Weil dazu die Platine eh raus musste, nutzte ich gleich die Gelegenheit, um einen 10-K-Trimmpoti in Serie zum Vorwiderstand der Steuerungs-LED zu schalten.

Umbau à la Cry-Baby: Der Ein-/Ausschalter unter der Wippe, damit es nach dem Einschalten des Effektes sofort mit der Wah-Action losgehen kann.
Der originale Fußschalter des DSL100 hat bereits eine Status-LED, die mit Spannung vom Verstärker aus versorgt wird.

Grund für die Mod war, dass damit eine Justierung des Wah-Wah-Effektes ermöglicht wird. Denn auch mein Pedal zeigte leider das häufige Manko schlecht eingestellter Morley-Pedale: Der Effekt verläuft nicht gleichmäßig über den Regelweg des Pedals, sondern findet vor allem im Fersenbereich statt; ab der Pedalmitte und im Ballenbereich passiert dagegen so gut wie nichts mehr. Durch vorsichtiges Verbiegen der LED kann hier zwar häufig bereits eine Verbesserung erreicht werden, doch mit der Trimmpoti-Lösung geht das noch besser.

Nun kann es mit der individuellen Anpassung weitergehen. Denn das große Pedal soll noch zwei weiteren Funktionen eine neue Heimat bieten. Zum einen möchte ich noch den Kanalwahlschalter meines Verstärkers in dem Wah-Wah-Gehäuse unterbringen. Dafür bietet sich der frei gewordene Platz des Wah-Wah-Schalters ja geradezu an. Zum anderen könnte auf der anderen Seite der Pedalwippe aber auch noch ausreichend Platz für einen Verzerrer sein.

SCHALTZENTRALE DELUXE

Der Einbau eines Kanalwahlschalter für den Verstärker ist eine minimale Herausforderung. Benötigt wird lediglich ein weiteres Loch im Blechgehäuse des Morley-Pedals, um entweder ein Kabel herauszuführen oder eine weitere Klinkenbuchse für den Anschluss des Kabels zu befestigen. Für eine einfache Kanalumschaltung genügen den meisten Verstärkern On/Off- oder SPST-Fußschalter. Die Umschaltung erfolgt dann, wenn die beiden Kabel entweder Kontakt oder eben keinen Kontakt haben.

Interessanter wird die Sache erst, wenn die Kanalumschaltung mit einer Status-LED einhergehen soll. Dies ist bei manchen Verstärkermodellen – wie z. B. auch bei meinem Marshall JCM 2000 DSL100 – bereits über eine serielle Verschaltung einer LED vorgesehen. Hier wird über das zweiadrige Kabel für die Kanalumschaltung auch bereits eine ausreichende Spannung für die LED mit übertragen.

Für Verstärkertypen, die diesen Service nicht anbieten, kann eine Status-LED über einen DPDT-Schalter realisiert werden. Die notwendige Betriebsspannung der LED kann dann von dem Wah-Schaltkreis abgegriffen werden. Da dieser mit 9 Volt betrieben wird, ist noch ein Vorwiderstand zwischen 1k und 4k7 – je nach gewünschter Helligkeit der LED – notwendig. Die eine Seite des DPDT-Schalters wird dann zur Schaltung der LED, die andere Seite zur Kanalschaltung genutzt.

Jeder Kanalwahlschalter kann natürlich mit Hilfe eines DPDT-Schalters und einer Spannungsversorgung eine Status-LED bekommen. (Bild: M. O. Richter)

Da die Status-LED des Wah-Wahs genau über dem Schalter für die Kanalwahlschaltung sitzt, wäre es durchaus sinnvoll, diese an einen anderen Platz zu versetzen, um Verwirrungen zu vermeiden. Ich schenke mir das Umsetzen aber und bohre einfach ein Loch für die LED der Kanalanzeige über die Status-LED des Wah-Wahs. Zur Unterscheidung kommt hier dann eine gelbe LED zum Einsatz.

PLATZ IST IN DER KLEINSTEN HÜTTE

Da wir gerade schon beim Bohren von Löchern sind und das bei dem Blechgehäuse des Wah-Wahs so schön einfach geht, kommen auf der anderen Seite der Wippe gleich noch ein paar weitere Bohrungen hinzu. Eine 12er-Bohrung für einen weiteren Fußschalter, eine 5er-Bohrung für die passende Status-LED und zwei (oder drei) 8er-Bohrungen für entsprechende Potis.

Das Gehäuse bekommt jede Menge neuer Löcher, um die zusätzlichen Funktionen bedienen zu können. Herausfordernd ist weniger das Bohren an sich als das exakte Bohren. (Bild: M. O. Richter)

Nach dieser Vorarbeit kann in dem großen Wah-Wah-Gehäuse auch gleich noch ein Verzerrer untergebracht werden. Ich entscheide mich für eine MXR-Distortion-Plus-Schaltung, die noch in meiner Bastelschublade liegt. Die Schaltung stammt aus einem uk-elektronik-Bausatz und wartet schon seit Längerem auf eine neue Heimat.

Wenn der Verzerrer hinter dem Wah-Wah liegen soll, kann man das Signal einfach zwischen dem Schalter und der Ausgangsbuchse (Anschluss W2 auf der Platine) am blauen Kabel abgreifen. (Bild: M. O. Richter)

Um den Verzerrer mit dem Wah-Wah zu verbinden, muss das Signal entweder an der Eingangs- oder der Ausgangsbuchse – je nach dem, ob der Verzerrer vor oder hinter das Wah-Wah soll – unterbrochen werden und über einen 3PDT-Schalter zum Verzerrer-Schaltkreis geführt werden. Soll der Abgriff am Eingang erfolgen, kann man auf der Platine mit einem Cutter-Messer oder dem Trennschleiferaufsatz des Dremels die Leiterbahn durchtrennen und zwei Löcher an die getrennten Enden bohren. Die beiden Löcher bekommen je eine Litze, die zum Ein- und Ausgang des 3PDT-Schalters geführt werden.

Verdrahtung des 3PDT-Schalters: Links der Ausgang, rechts der Eingang. Die Litzen in der Mitte kommen (rechts) vom Wah-Wah-Schalter und gehen (links) nach W2. Die Litzen oben führen (rechts) zum Verzerrer-Eingang und (links) zum Verzerrer-Ausgang. Unten ist die Bypass-Brücke. (Bild: M. O. Richter)

Einfacher ist der Abgriff am Effektausgang, denn der wird über den Fußschalter geführt. Dann genügt es, das blaue Kabel aufzutrennen, um den 3PDT-Schalter zwischen Wah-Wah-Ausgang und Ausgangsbuchse zu setzen. Die Verdrahtung des 3PDT-Schalters ist der gewohnte Standard.

Die Versorgungsspannung für den Verzerrer kann z. B. direkt an der DC-Buchse oder hinter der Diode abgegriffen werden. (Bild: M. O. Richter)

Die Stromversorgung zapfe ich vom Wah-Wah-Schaltkreis ab. Die Masse wird direkt von der Buchse genommen, die 9 Volt können z. B. hinter der Schutzdiode entnommen werden, ein Abgriff an der DC-Buchse geht aber auch. Die Platine kommt nun mit zwei Klebesockeln auf die große Wah-Wah-Platine einfach obendrauf.

Die Verzerrer-Platine wird mit Klebesockeln auf der WahWah-Platine befestigt (Bild: M. O. Richter)

EIN BISSCHEN WAS GEHT NOCH

Für mich ist der selbst gestellte Arbeitsauftrag eigentlich schon erfüllt. Natürlich gibt es durchaus noch weitere Möglichkeiten, das Classic-Wah zu modifizieren, aber alle Eingriffe in den Klang oder die Funktion machen für mich keinen Sinn, da mir das Pedal ansonsten ja gut gefällt. Daher hier nur noch eine kleine Sammlung, was im Netz sonst noch für sinnvoll gehalten wird:

Ein 1-nF- oder 2,2-nF-Kondensator parallel zu R1 soll den Höhenanteil des Wah-Sounds etwas erhöhen, ein 2,2-nF-Kondensator parallel zu C6 die Breite des Wah-Effektes etwas verringern. Ein logarithmisches 10-k-Poti am Effektausgang, hinter C7 (1 uF), dient als Level-Poti für die Lautstärke des Wah-Wah-Effektes. Das nahezu baugleiche Morley Power-Wah (PWA) führt den Potiausgang über einen 3k3-Widerstand auf Masse und den Schleifer (mittlerer Pin) über einen 2k2-Widerstand zur Ausgangsbuchse und regelt dadurch die Effektlautstärke. Aber wie gesagt – mir reicht es erst mal.

Das fertig modifizierte Morley Classic Wah ist die neue Schaltzentrale für die vorgeschalteten Effekte. Mit einem Chorus und einem Delay im Einschleifweg ist das Minimalismus-Board für mich schon komplett. (Bild: M. O. Richter)

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2021)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.