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Hot Rod Mod: Morley Classic Wah (Teil 1)

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Seit den 70er-Jahren ist Morley eine wichtige Größe im Bereich der Wah-Wah-Effekte neben dem Standard von Vox oder Dunlop. Dabei ist Morley nicht nur eine klangliche Alternative, sondern zeigte sich schon früh auch technisch besonders innovativ: nach Einführung der elektrooptischen und damit verschleißfreien Steuerung, folgten in den 90ern die schalterlosen Wah-Wahs.

Ich nutze schon lange die schalterlose Version des Morley-Wahs. Neben dem Sound begeistert mich übrigens auch die Buffer-Funktion des Pedals. (Bild: Morley)

Ein 96er-NSW (No-Switch-Wah), das sich bei Betätigung der Wippe über eine lautlose FET-Steuerung selbst einschaltet, ist immer noch ein Standard-Effekt auf einem meiner Boards. Die Morley-Pedale sind extrem robust und zuverlässig – nicht ohne Grund dienten sie schon mehrfach als Basis für Signature-Pedale von Größen wie Steve Vai, Mark Tremonti oder George Lynch.

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Das Morley-Wah-Angebot der letzten Jahre ist allein von seinem schieren Umfang her schon beeindruckend. In den letzten 40 Jahren hat Morley aber nicht nur Geräte mit verschiedenen Wah-Sounds produziert, sondern auch Mehrfachpedale, die neben der Wah-Wah-Funktion noch eine umschaltbare Volumenpedal-Funktion und/oder integrierte Booster oder Verzerrer beherbergen. Auch platzsparende Mini-Versionen der Wah-Pedale bereicherten zeitweilig das Angebot. Neben den Wah-Wahs bietet Morley bis heute auch Switcher/Umschaltpedale an.

Ein Ausflug in den Bereich der klassischen Effekte, wie Verzerrer, Delay oder Flanger, wagte man in den 70ern und in den 90ern, die Firma etablierte sich damit aber nicht nachhaltig auf dem Mark. Der Name Morley ist daher vor allem mit dem Wah-Wah-Effekt verbunden.

TECHNISCH MAL WAS ANDERES

Wem das Cry-Baby und seine verschiedenen Ableger zu schrill sind, der könnte an dem weicheren Morley-Sound Gefallen finden. Aber auch technisch bietet das Morley-Konzept den einen oder anderen Vorteil. So kommen Morley-Pedale z. B. ohne Spule aus, um den typischen Wah-Wah-Effekt zu realisieren.

Die Bauteile verlieren sich auf der riesigen Platine. Spule und Poti braucht das Morley nicht. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Daher sind sie auch weniger anfällig für Einstreuungen und Störgeräusche, die es für Cry-Baby-Nutzer oft notwendig machen, das Wah-Wah weit weg von der Stromversorgung zu platzieren. Allerdings gelten Morley-Pedale trotzdem nicht unbedingt als besonders rauscharm. Mit einer besseren Bauteileauswahl könnte hier wohl noch nachgebessert werden. Das Ersetzen der Kohlenschichtwiderstände durch Metallfilmwiderstände könnte z. B. helfen.

LDR (Bild: Marc-Oliver Richter)

Ein weiterer Vorteil ist natürlich die verschleißfreie Wah-Wah-Steuerung – dies wird ja von Morley auch intensiv beworben. Statt eines teuren Spezial-Potis, wie bei den Cry-Babys, nutzen die Morleys eine optische Steuerung mittels einer langlebigen LED und einem Fotowiderstand (LDR = Light Dependent Resistor). Die Lichtmenge wird durch eine Pappscheibe mit Schlitz zwischen der lichtemittierenden LED und dem lichtaufnehmenden LDR reguliert.

Verschleißfreie optische Steuerung: Die zentrale Steuereinheit für den Wah-Wah-Effekt sind die LED und der Fotowiderstand. Eine an der Wippe befestigten Pappscheibe regelt die Lichtmenge. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Die Pappscheibe bewegt sich mit der Pedalwippe und lässt über die spezielle Schlitzform in der Fersenstellung weniger und in der Ballenstellung mehr Licht für den LDR durch. Der Nachteil der verschleißfreien Steuerung ist, dass sich der Wah-Effekt nicht so einfach nachjustieren lässt, wenn er sich z. B. nicht optimal über den Regelweg der Wippe verteilt. Einige Morley-Nutzer beklagen nämlich, dass der Effekt fast ausschließlich im Fersenbereich stattfindet, während ab der Pedalmitte und im Ballenbereich nichts mehr passiert. Bei einem Cry-Baby würde man in einem solchen Fall einfach das Gestänge gegenüber dem Zahnrad des Potis um einen oder zwei Zähne verstellen.

Bei einem Morley geht das natürlich nicht. Aber in einem gewissen Rahmen kann das Justieren der LED Abhilfe schaffen. Denn oft kommen die Morley-Wah-Wahs nicht optimal eingestellt aus der Fabrik. Justieren meint hier einfach das vorsichtige Verbiegen der LED-Beinchen, sodass die LED mehr oder weniger exakt gegenüber dem LDR sitzt. Da der Steuerungseffekt auf der Lichtmenge beruht, die einen entsprechenden Widerstandswert im LDR hervorruft, kann das Verbiegen tatsächlich den Wah-Effekt auf der Pedalwippe verschieben.

Noch besser kann man das aber regulieren, wenn ein Poti am Vorwiderstand der LED hilft, die Lichtmenge zu regulieren. In der Regel wird man diese Grundeinstellung nur einmal vornehmen und dann so belassen; daher sollte hier ein kleiner Trimpoti (z. B. 10 k) genügen, der, in Serie zu dem 4k7-Vorwiderstand geschaltet, die Lichtmenge der LED absenkt. Über den Trimpoti stellt man nun ganz bequem den optimalen Pedalweg ein.

Alternative zum Verbiegen der LED: Ein Trimpoti in Serie zum Vorwiderstand der LED reduziert die Lichtmenge für den LDR. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Ein dritter Vorteil des Morley-Konzepts ist für mich persönlich eher ein Nachteil: Der Ein-/Ausschalter sitzt – zumindest bei den Morleys, die nicht schalterlos arbeiten – an der Seite neben der Wippe. Das hilft zwar einerseits dabei, den beliebten Fix-Wah-Sound (z. B. Dire Straits ‚Money For Nothing‘) ein- oder auszuschalten, weil man ohne Verstellen der Wippe den Effekt aktivieren kann. Andererseits stört es mich aber, dass ich das Morley-Pedal erst „separat“ einschalten und dann zum Betätigen des Effektes noch einmal den Fuß umsetzen muss. Ich finde das Cry-Baby-Prinzip besser, bei dem ich den Effekt mit einem kräftigeren Tritt im Ballenbereich einschalten kann, da ich dann ohne Verzögerung sofort mit der Wah-Aktion loslegen kann. Das ist sicherlich eine Kleinigkeit – aber sind es nicht gerade die kleine individuellen Optimierungen, die das Wesen des Moddens ausmachen?

DRAUFTRETEN UND WOHLFÜHLEN

Ich habe mir für den heutigen Beitrag auf dem Gebrauchtmarkt ganz bewusst ein günstiges Morley Classic Wah besorgt, das sich auf die primäre Funktion des Wah-Effektes beschränkt. Dann kann ich nämlich nach Herzenslust so umbauen, dass das Pedal meinen individuellen Bedürfnissen entspricht.

Das Morley Classic Wah: der einfache Wah-Wah-Standard darf diesmal auf den OP-Tisch. (Bild: Morley)

Ich möchte nämlich das große Wah-Wah-Gehäuse noch als Heimat für zwei weitere Funktionen nutzen: Zum einen soll der Kanalumschalter für meinen Verstärker hier integriert werden, und zum anderen soll auch noch ein Verzerrer integriert werden. Die beiden Fußschalter der zusätzlichen Funktionen sollen links und rechts von der Wippe Platz finden.

Der Ein-/Auschalter für den Wah-Effekt sitzt bei den Morley-Pedalen neben der Wippe. Das hat Vor- und Nachteile. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Auch aus diesem Grund soll der Schalter des Wah-Wah-Effektes versetzt werden. Am besten unter die Wippe, damit der Effekt – wie bei einem Cry-Baby – mit einem kräftigen Druck des Fußballens eingeschaltet werden kann. Da sich im oberen Teil des Pedals der Platz für die Batterie befindet, kann der Schalter nur knapp unter dem Schaumstoffmantel der Batterie platziert werden.

Dafür muss zuerst ein möglichst großes Loch in die riesige Platine gebohrt oder gesägt werden und später noch eine 12-mm-Bohrung durch das Blechgehäuse erfolgen. Wenn weiterhin der Original-Schalter verwendet werden soll, kommt man mit handelsüblichen Bohrgrößen nicht weit genug, um ein ausreichend großes Loch in die Platine zu bekommen Ich empfehle daher, hier z. B. mit einer Laubsäge oder dem Trennschleifer-Aufsatz eines Dremels zu arbeiten. Die Platine ist ja weich genug, sodass hier mit leichtem Gerät schon schnell ein Fortschritt erzielt werden kann. Ausgehend von der rechteckigen Aussparung für das Batteriefach hat man einen guten Ansatzpunkt für die Laubsäge.

Das Bearbeiten der Platine ist der erste Schritt, um dem Schalter einen neuen Platz zu verschaffen. An dieser Stelle laufen bei dem Classic Wah keine Leiterbahnen, daher kann hier nach Herzenslust Material entfernt werden.
Das Bearbeiten der Platine ist der erste Schritt, um dem Schalter einen neuen Platz zu verschaffen. An dieser Stelle laufen bei dem Classic Wah keine Leiterbahnen, daher kann hier nach Herzenslust Material entfernt werden.

Um das Loch in das Blechgehäuse zu bohren, kann man natürlich die Wippe demontieren. Aber unbedingt notwendig ist das nicht. Mit einem 12er-Stahlbohrer und entsprechender Vorsicht geht das auch ganz gut von unten. Da der Abstand von Gehäuse zur Wippe an dieser Stelle noch recht groß ist, sollte man einen möglichst langen Schalter wählen. Der Originalschalter ist da schon mal gut aufgestellt. Aber selbst wenn der Schalter ohne weitere Muttern und Unterlegscheiben an dieser Stelle befestigt wird, reicht er immer noch nicht ganz bis an die Wippe heran. Der Abstand muss also mit Hilfe von selbstklebenden Gummi- oder Filzfüßchen verringert werden.

Mit der Dicke des Klebefüßchens wird der Abstand zwischen Schalter und Wippe justiert. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Die gibt es in jedem Baumarkt auch in unterschiedlichen Größen und Dicken. Sie werden dann von unten an die Wippe geklebt, wo der Schalter die Wippe berühren soll. Mit der Materialdicke kann man dann ziemlich exakt justieren, dass der Schalter bei gedrückter Wippe gerade noch betätigt wird.

Die Kabel von Platine zum Schalter werden entsprechend der neuen Schalterposition verlängert. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Die nachfolgende Lötarbeit ist trivial: Es geht ja lediglich darum, die Kabel von der Platine zu den neuen Schalterposition zu verlängern. Die weiteren Umbaumaßnahmen schauen wir uns dann im nächsten Beitrag an.


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2021)

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