Hot Rod Mod: Electro-Harmonix Small Clone – Teil 1
von Marc-Oliver Richter,
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Also, das war ja wohl längst überfällig! Seit über fünf Jahren werden an dieser Stelle Effektpedale modifiziert, aber bisher war noch kein einziges Electro-Harmonix-Pedal hier zu Gast! Dabei ist Electro Harmonix, oder kurz EHX, doch einer der Pioniere im Pedal-Bereich und gehört auch heute noch zu den ganz großen im Business.
Gründer, Mastermind und CEO ist Mike Matthews. Der Vater legendärer Pedale, wie z. B. des Big Muff Distortion, Small Stone Phaser oder Holy Grail Reverb, ist seit 1968 im Geschäft und schaffte es bis heute immer wieder, dass die eine oder andere seiner Neukreationen zu einem modernen Klassiker wurde. Also höchste Zeit, endlich auch ein Pedal von EHX zu würdigen.
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KLEINER CHORUS – GANZ GROSS
Da es angesichts der vielen Verzerrer, die hier in der letzten Zeit vorgestellt wurden, auch mal Zeit wird, wieder mal einen anderen Effekttyp an die Reihe zu nehmen, soll die Chorus-Legende von EHX, der Small Clone, heute die große Palette der EHX-Effekte vertreten. Legendär ist der Small Clone unter anderem, weil er untrennbar mit dem Namen Kurt Cobain und dem Sound von Nirvana verbunden ist.
Der Small Clone begleitete den wichtigsten Protagonisten des Grunge während seiner gesamten Karriere. Kurt Cobain nutzte ja bekanntlich ein recht simples Setting für seinen Sound: Während die meisten Rockstars damals mit kühlschrankgroßen Racks voller Effekte und Vorstufen tourten, genügten ihm Gitarre, Verzerrer, Chorus und Verstärker. Umso wichtiger war dann aber auch der Chorus-Anteil im Nirvana-Sound. Unter anderem ist er im Hauptthema von ‚Come as you are‘ zu hören. Aber auch bei den Soli von Titeln wie ‚School‘, ‚About A Girl‘ oder ‚In Bloom‘.
Natürlich wäre der Small Clone wohl auch ohne Kurt Cobain ein Kult-Effekt geworden. Ganz abgesehen davon, dass der Small Clone toll klingt, sind Design und Ausstattung – typisch EHX – einfach zu speziell, um übersehen zu werden. Die Blechkiste ist eigentlich überdimensioniert für die wenigen Regelmöglichkeiten, die der Small Clone bietet. Und da sind wir genau beim Punkt: Was dem Einen den Small Clone sympathisch macht – nämlich die überschaubaren Einstellmöglichkeiten eines Rate-Potis und eines Depth-Schalters – weckt bei dem Anderen den Wunsch, den Lötkolben auszupacken und hier nachzuhelfen.
Auch wenn das Pedal mit der Minimalausstattung erstaunlich flexibel ist, kann mit einfachen Mitteln noch deutlich mehr aus dem Chorus herausgeholt werden. Wie wäre es denn mit einem Depth-Poti, einem Vibrato und einem Flanger-Schalter? Und auf jeden Fall muss diese Old-School-Klinkenbuchse gegen eine Standard-DC-Buchse ausgetauscht werden. Vielleicht möchte auch jemand den Bauteilen ein neues Zuhause spendieren. Das könnte ich verstehen, denn das große und hohe Gehäuse passt auch auf meine Pedalboards nicht wirklich gut. Alles kein Problem, der hier vorgestellte Small Clone ist ein dankbarer Kandidat fürs Modding.
Aber auch hier gilt wieder die übliche Warnung: Vorsicht vor modernen Effektpedalen in SMD-Technik. Auch EHX hat seine Produktion mittlerweile auf SMD-Technik umgestellt. Die Choruspedale der Nano-Serie, wie z. B. der Neo Clone oder der Nano Clone sind daher unmodbar. Wer hier mitmachen will, sollte also vorzugsweise auf dem Gebrauchtmarkt Ausschau nach einem Small-Clone-Reissue halten. Nicht, dass EHX auch die Small Clones mittlerweile mit SMD-Bauteilen bestückt.
POTI STATT SCHALTER
Die Mod ist so trivial, dass ich mich fast scheue, ihr eine eigene Überschrift zu widmen. Aber der lieben Ordnung halber macht das dann doch Sinn. Der Abschnitt wird halt kurz, denn die Sache ist ganz einfach: Der Small Clone hat ja nur zwei Bedienelemente: den großen zentralen Poti zur Geschwindigkeitsregelung der Modulation und einen Schalter mit zwei Stellungen für die Effekttiefe. Statt des DPDT Schiebeschalters hätte es auch ein einfacher On-Off-Schalter getan, denn es gilt lediglich eine Verbindung wahlweise auf Masse zu legen oder nicht. Wahrscheinlich war das Schiebeschaltermodell in entsprechenden Stückzahlen bestellt aber günstig genug.
Wenn nun statt des Schiebeschalters einfach ein 50-k-Poti an die beiden Litzen gelötet wird, ist die Effekttiefe bereits stufenlos regelbar. Den Schalter heben wir auf, den können wir später für eine andere Mod noch gebrauchen. Empfehlungen aus dem Netz nennen auch schon mal einen 10-k-Poti oder regen an, den Widerstand R11 (39 k) durch einen 4,7 k zu ersetzen und dann einen 100-k-Poti zu nehmen. Ich bin mit dem 50 k-Poti aber sehr zufrieden.
ER LEIERT SO SCHÖN!
Wenn die Modulationsgeschwindigkeit und die Effekttiefe ganz aufgedreht werden, kann der Small Clone so richtig schön leiern. Das geht aber noch besser mit dem Vibrato-Mod. Ein Vibrato ist eine periodisch wiederkehrende geringfügige Tonhöhenänderung und im Prinzip ist der Vibrato-Effekt die Grundlage des Chorus-Effektes. Denn der Chorus-Sound entsteht, indem ein Signal periodisch um 20-40 ms verzögert und durch einen LFO (Low Frequency Oscillator) moduliert wird. Wird das bearbeitete Signal (mit minimal anderer Tonhöhe) dann dem Originalsignal zugemischt, klingt das so, als würden zwei Instrumente spielen: das direkte Signal („dry“) des „Hauptinstrumentes“ und das in der Tonhöhe leicht abweichende Signal eines weiteren Instrumentes („wet“).
Wir empfinden das als „lebendig“, denn wenn z. B. in einem Orchester mehrere Instrumente den gleichen Ton intonieren, weichen die Tonhöhen der einzelnen Instrumente immer minimal voneinander ab. Der Chorus-Effekt ahmt diese Lebendigkeit nach, indem er ein „Dry“- und ggf. mehrere „Wet“-Signale mischt. In einem Modulationsdurchgang ist die Frequenz des Wet-Signals zuerst etwas tiefer, dann identisch und dann etwas höher. Das wiederholt sich in jedem Durchgang und sorgt für den lebendigen Chorus-Sound, wenn die Tonhöhen verschieden sind. Um die Zeiten, in denen die Frequenz gleich ist, zu minimieren, verwenden manche Hersteller mehrere Einheiten, die um 180° phasenversetzt sind, und kreieren ein „Chorus-Ensemble“.
Wenn man bei einem Chorus nun das Dry-Signal kappt, bleibt nur das in der Frequenz modulierte Signal übrig und wir hören einen Vibrato-Effekt. Das erreicht man beim Small Clone am besten, indem man R18 aus dem Signalweg nimmt. Mit Hilfe eines einfachen On-Off-Schalters hat man die Soundoptionen des Small Clones schon erweitert. R17 kontrolliert übrigens das Wet-Signal. Das könnte man auch aus dem Signalweg nehmen, um einen unmodulierten Sound zu bekommen. Der klingt auch sehr schön und unterscheidet sich von dem Bypass-Sound deutlich durch mehr Transparenz und Brillanz. Ein On-On-On-Schalter oder ein Dreifach-Schiebeschalter würde dann drei interessante Soundoptionen zur Verfügung stellen.
NOCH EIN PAAR KLEINIGKEITEN
Eine weitere, ganz einfache Mod will ich nur kurz vorstellen. Ausprobiert habe ich sie nicht, da sie zwar grundsätzlich sinnvoll sein kann, ich persönlich aber hier keinen Bedarf sehe. Es geht um die Erhöhung der Effekt-Gesamtlautstärke. Realisiert werden kann das, über R19 (10 k). Die Verkleinerung des Wertes, z. B. über einen parallelgeschalteten Poti (z. B. 25 k), erhöht die Lautstärke des Pedals.
Auf dem Gebrauchtmarkt scheint es einige Small-Clone-Modelle zu geben, die noch nicht über einen echten True Bypass verfügen, sondern mit einem 2PDT-Schalter auskommen müssen, der lediglich Eingang und Status-LED schaltet. Dem kann natürlich durch einen einfachen True-Bypass-Umbau mit einem 3PDT-Schalter abgeholfen werden.
Weitere interessante Eingriffe in den Small Clone heben wir uns dann für das nächste Mal auf!
Das Bild von Cobain sagt alles, ein völlig durchgeknallter Typ, wo das Ende vorhersehbar war.