In den letzten Ausgaben haben wir uns bereits mit der Konstruktion meines Vintage-Sound-Pedalboards beschäftigt. Die Effektpedale, die dem Fender 65 Deluxe Reverb die gewünschte Soundvielfalt bescheren sollen, wurden ausgewählt und in einer sinnvollen Effektreihenfolge zusammengestellt. Heute geht es nun um die Platzierung und Befestigung auf dem Pedalboard.
Insgesamt sollen neun Pedale und eine Stromversorgung in dem Flightcase untergebracht werden. Die Reihenfolge der Pedale orientiert sich an klanglichen Gesichtspunkten. Den Anfang macht das Wah Wah, gefolgt vom Stimmgerät und dem Oktaver. Danach geht es zu den Verzerrern. Zuerst in den TS-9, dann in den Blues Driver und in den Guv’nor-Klon. Hinter den Verzerrern liegen Flanger, Chorus und Delay. Zum Schluss kommt die A/B-Box, mit der das Signal wahlweise in den Normal- oder den Vibrato-Kanal des Deluxe Reverbs geführt werden kann. Als Stromversorgung genügt ein einfaches 1-A-Schaltnetzteil mit zehnfach Verteiler von Belcat. Wegen der geringen Ansprüche des Pedalboards – alle (Standard-) Pedale liegen in einer Reihe – ist mehr Aufwand beim Strom, wie z. B. die Verwendung isolierter Ausgänge, nicht unbedingt notwendig.
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Als Behausung dient ein Flightcase mit abnehmbarem Deckel. Das Flightcase kommt vom Gebrauchtmarkt und ist mit seinem Maßen (650 x 265 mm) perfekt als Pedalboard geeignet. Wahrscheinlich wurde es in den 80er- oder 90er-Jahren auch genau dafür angefertigt. Früher war die Nutzung von Flightcases nämlich guter Standard für Pedalboards, die auch live auf Tour eingesetzt wurden. Und der Schutz, den die stabile Alu-/Holzkonstruktion gewährleistet, sucht immer noch seinesgleichen. Mittlerweile setzen sich allerdings mehr und mehr leichtere Konstruktionen durch, die in Taschen, sog. Softbags, transportiert werden. Zum neuen Standard scheint sich die Alukonstruktion z. B. der Pedaltrain-Produkte zu entwickeln, die wegen der großen Schlitze auch sehr einfach und sauber zu verkabeln sind. Aber bleiben wir für mein Vintage-Pedalboard auch bei einem Vintage-Gehäuse.
Platzwahl
Natürlich werden die Pedale jetzt nicht wahllos in das Flightcase gelegt, sondern sinnvoll positioniert. Dabei spielen sowohl klangliche als auch praktische Überlegungen eine Rolle. Die praxisbezogenen Überlegungen zielen darauf ab, dass sich die Position der Effekte auf dem Board vor allem nach dem Grad der Benutzung richten soll: Häufig verwendete Effekte kommen nach vorn, seltener verwendete Effekte kommen in die zweite Reihe. Mit „Verwendung“ meine ich übrigens nicht, wie oft oder lange er verwendet wird, sondern, wie oft der Effekt an- oder ausgeschaltet werden muss. Daher soll der Octaver, den ich meist nur ganz kurz ein- und ausschalte, um ein paar Läufe zu betonen, auch in die erste Reihe. Genauso wie der TS-9, den ich gerne mal für ein Solo dazuschalte. Natürlich kommt auch noch das Delay wegen seiner Tap-Tempo-Funktion nach vorn. Über den Rest kann man diskutieren. Ich habe mich entschieden, die Modulationseffekte nach hinten und die Verzerrer nach vorn zu bringen, da ich die Verzerrer häufiger benutze als Flanger und Chorus. Das Stimmgerät darf auf jeden Fall gerne nach hinten. Es kommt ja nur in Spielpausen zum Einsatz, wenn ich viel Zeit habe, den Schalter zu suchen und zu drücken.
Die klanglichen Überlegungen sagen, dass die Verkabelung der Pedale so kurz wie möglich gehalten werden soll. Und damit ist die Position der Effekte auch schon festgelegt. Da die Eingangsbuchsen von Pedalen in der Regel rechts sitzen, kommt das WahWah nach rechts Außen. Ein kurzes Patchkabel führt zum Stimmgerät und ein längeres Patchkabel vom Stimmgerät zum Oktaver nach vorn. Dann geht es wieder mit drei kurzen Kabeln durch die Verzerrerreihe und mit einem langen Kabel nach hinten zu Flanger und Chorus, um mit langen Kabeln wieder zum Delay und zur A/B-Box geführt zu werden. Die längeren Patchkabel könnte man durchaus noch etwas kürzer halten, indem man die Modulationseffekte und die A/B-Box weiter nach links positioniert. Aber den Platz, der am weitesten vom WahWah entfernt ist, habe ich für die Stromversorgung reserviert.
WahWah-Spulen, wie sie z. B. bei den weit verbreiteten Cry-Baby-Typen verwendet werden, reagieren nämlich ziemlich empfindlich auf Störgeräusche, z. B. aus Netzgeräten, und quittieren Einstreuungen mit unschönen Brumm-Geräuschen. Auch wenn das in diesem Fall wohl nicht notwendig ist, da mein Ibanez WH-10-Klon ohne Spule arbeitet und es sich bei dem Netzgerät um ein Schaltnetzteil handelt, behalte ich gerne meine traditionelle Vorsichtsmaßnahme bei und lasse das Netzteil dem WahWah nicht zu nahe auf die Pelle rücken.
Befestigung
Um auch die hinteren Pedale gut bedienen zu können, sollen sie etwas höher stehen als die vorderen Pedale. Modernere Pedalboards gewährleisten dies durch die Schrägstellung der Fläche. Für unser Flightcase genügt es aber auch, ein ca. 20 – 25 mm dickes Brett von ca. 400 x 120 mm Länge zu legen. Darauf finden die hinteren Effekte bequem Platz und können gut über die vorderen Effekte hinweg bedient werden. Entsprechende Holzbretter, z. B. aus MDF oder Sperrholz, findet man für kleines Geld in den Zuschnittresten von Baumärkten oder Schreinereien. Dort kann man sich ein Brett zur Not auch in den Maßen zuschneiden lassen. Für die Befestigung der Pedale auf dem Board gibt es mehrere Möglichkeiten: Ob man der Klett-Band-Methode (Velcro) oder dem Verschrauben den Vorzug gibt, ist auch eine Frage, wie oft man die Effektgeräte austauschen wird.
Da ich mich kenne und weiß, dass sich meine Lieblingseffekte in einem ständigen Wechsel befinden, bevorzuge ich die Klettbandmethode. Dafür habe ich den gesamten Boden des Flightcase mit Flauschband beklebt, das es nicht nur in dünnen Streifen, sondern auch in Flächen zu kaufen gibt. Der Boden der Effektpedale bekommt dann jeweils zwei oder mehr Streifen Klettband. Am besten hält das Klettband auf Metallflächen. Bei Pedalen mit Gummiunterseite gibt es zum Teil Schwierigkeiten wegen der Weichmacher im Gummi, die einer festen Klebeverbindung im Wege stehen. Auf dem Gummi der alten Ibanez-Pedale hält das Klettband. Unter dem Stimmgerät und dem Octaver habe ich die Gummimatten entfernt. Beim Kleben sollte man darauf achten, dass die Klebeflächen sauber und fettfrei sind und dass der Kleber Zeit zum Trocknen bekommt – im Idealfall 24 Stunden.
Ich benutze das Klettband lieber sparsam, damit ich die Pedale ohne große Mühe wieder lösen kann. Bei einer großzügigen Verwendung kann es nämlich durchaus sein, dass man die Pedale nur noch mit Gewalt abreißen kann. Hier empfiehlt es sich dann, z. B. eine Plastikkarte vorsichtig zwischen Klett- und Flauschband zu schieben, bevor man durch rohe Gewalteinwirkung die Klebestelle löst.
Die Schraubmethode ist natürlich deutlich professioneller und road-tauglicher. Für eine bombenfeste Schraubverbindung bietet der Markt z. B. mit dem Mounty P-System von Nobels sinnvolle Hilfsmittel an. Die Mounting Plates gleichen den Gliedern einer auseinandergenommenen Fahrradkette und werden mit Hilfe der Bodenschrauben am Pedal befestigt. Danach kann das Pedal dann auf dem Board verschraubt werden. Sparfüchse nehmen zum Verschrauben auch gerne Lochband oder tatsächlich eine zerlegte Fahrradkette. Damit geht das Befestigen ähnlich gut. Allerdings benötigt das Verschrauben etwas mehr Platz und bei meinem Pedalboard geht es für diese Methode zumindest in der vorderen Reihe schon zu eng zu. Nicht zuletzt aus diesem Grund kommt natürlich auch die Befestigung mit Pedalboots nicht in Frage.
Ein besonderes Problem ist die Befestigung des WahWahs, das nicht nur groß und schwer ist, sondern auch wegen seiner Gummifüße nicht ohne Weiteres mit Klettband befestigt werden kann. Auch nach dem Entfernen der Füße stehen die Schrauben noch etwas heraus und verhindern, dass das Klettband ordentlich zupacken kann. Wer einen bombefesten Halt wünscht, nimmt einfach einen mit Klett- und Flauschband beklebten Plastik- oder Holstreifen als Zwischenstück.