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Hot Rod Mod: Boss OS-2 Overdrive/Distortion

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Was für ein geniales Konzept! Wieso gibt es das eigentlich nicht häufiger? Ein Pedal, das nicht nur einen Overdrive- und Distortion-Sound unter einem Dach anbietet, sondern auch alles dazwischen! Der Boss OS-2 kann das und die verwendeten Grundsubstanzen für die Verzerrungs-Melange können sich auch sehen, oder besser hören lassen.

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Denn für den OS-2 durften die beiden Boss-Altmeister SD-1 und DS-1 ihre Gene spenden. Mit dem Color-Regler des OS-2 sind stufenlose Übergänge von dem transparenten und dynamischen Overdrive im Stil eines Tube Screamers / SD-1 bis zum weichen Sägen eines DS-1- Distortions möglich. Die Stärken liegen dabei v. a. in den Zwischentönen. Denn wem der SD-1 schon immer zu wenig Verzerrung hatte oder wem der DS-1 schon immer zu wenig transparent war, der findet in den Zwischenstellungen des OS-2 vielleicht genau seinen Sound.

DAS ZWEI IN EINS-KONZEPT

Der OS-2 kam schon vor einiger Zeit als defektes Pedal zu mir und lag seitdem herum. Meine Motivation, ihn zu reparieren, war eher gering, denn aus dem Pedal kam leider gar kein Ton raus. Deswegen bekam ich ihn ja auch so günstig. Es war also eher das nicht abzulehnende Angebot, das mich mit dem OS-2 zusammenbrachte, als seine mir bis dahin unbekannten klanglichen Qualitäten. Diese unverdiente Missachtung scheine ich aber mit vielen Pedal-Nerds zu teilen, denn der OS-2 gilt jetzt nicht unbedingt als ein Must-Have-Verzerrer.

Obwohl er seit 1990 bis heute unverändert produziert wird, steht er ziemlich versteckt im Schatten seiner älteren Brüder SD-1 und DS-1. Während die beiden Klassiker im Boss-Programm unzählige namhafte Nutzer vorweisen können, sieht man den OS-2 kaum auf Pedalboards. Auch in der Modding-Szene gibt es deutlich weniger Hinweise darauf, wie man einen OS-2 klanglich anpassen kann, als für SD-1 und DS-1.

Die OS-2-Platinen teilen sich die Bauteile der DS-1- und SD-1-Schaltungen.

Natürlich findet man im Netz immer noch irgendetwas und anscheinend bin ich mit meinen klanglichen Änderungswünschen auch nicht allein: Auch mir würde ein kräftigerer und vollerer Grundsound gefallen. Aber langsam! Bevor wir an die klangliche Feinabstimmung gehen, will der tote OS-2 ja erstmal wieder zum Leben erweckt werden.

ERST MAL REPARIEREN…

Auch wenn ein Pedal so gar keinen Ton mehr von sich gibt, rentiert es sich, mal einen Blick hineinzuwerfen und es nicht gleich aufzugeben. Zumindest wenn es sich noch um ein älteres Modell mit konventionellen Bauteilen handelt, sind Reparaturen auch ohne vertiefte elektronische Kenntnisse erstaunlich oft erfolgreich. Pedale mit SMD-Technik lohnen sich dagegen kaum für Reparaturversuche. Weder Fehlersuche noch Bauteiletausch sind wegen der winzigen Bauteile auf den Miniplatinen trivial. Hier befördert die technische Weiterentwicklung leider wieder mal die ökologisch bedenkliche Ex-und-Hopp-Mentalität.

Wer extra auf dem Gebrauchtmarkt nach günstigen defekten Pedalen sucht, sollte daher sicher sein, dass er ein älteres Pedal findet. Denn neuerdings bauen fast alle Hersteller, und so auch Boss, selbst ihre alten Klassiker in SMD-Technik – und die sind dann nicht nur Reparatur unwillig, sondern auch nahezu „unmodbar“.

Die Fehlersuche beginnt mit einem Blick ins Innere. Zuerst werden die Zuleitungen und Kabel inspiziert. Falls sich hier etwas gelöst hat, ist eine Reparatur oft ganz schnell mit dem Anlöten der Litze erfolgreich. Falls nicht, folgt der Blick auf die mechanischen Teile. Sind z. B. die Buchsen korrodiert, hilft Schmirgeln, damit sie wieder Kontakt finden. Potis können mit Kontaktspray (z. B. Deoxit) behandelt werden, um sie wiederzubeleben.

Auch der Schalter oder Taster ist ein häufiger Quell von Defekten. Ein Austausch dieser Verschleißteile kostet nur wenig und rettet so manches Pedal. Bei dem OS-2 half das alles aber leider nicht. Hier waren alle mechanischen Teile ok.

Also ging es nun in Phase 2 der lebensrettenden Maßnahmen: ein Blick in die Elektronik. Hier wird es kniffliger, weil der Umgang mit den Messgeräten und eine Schaltplananalyse bereits elektrotechnische Kenntnisse voraussetzen. Aber auch mit Minimalkenntnissen kann man schon erfolgreich sein. Wer Widerstände, Kondensatoren, Dioden, Transistoren und ICs identifizieren kann, hat durchaus gute Chancen. In der Regel sind es nämlich die aktiven Bauteile, die ihren Dienst quittieren und hierbei eher die ICs als Transistoren oder Dioden. Also kann man es schon mal riskieren, einfach auf Verdacht die ICs zu wechseln. Die Investitionen halten sich ja in Grenzen.

Meist sind Standard-ICs verbaut, die zwischen 50 Cent und ein, zwei Euro kosten. So auch beim OS-2. Einer der beiden ICS war der Grund, warum das Gerät toter Mann spielte. Um die Sache zu erschweren, war es natürlich nicht der JRC1458D, den ich als Standard in meinem Vorrat gehabt hätte, sondern der für Boss typische aber sonst eher ungewöhnliche SIL (Single in Line) vom Typ Mitsubishi M5218AL. Der IC kostet zwar gerade mal 99 Cent (z. B. bei Reichelt), muss aber bestellt werden. Seit dem Wechsel des ICs funktioniert der OS-2 einwandfrei und begeistert mich mit seiner Vielseitigkeit zwischen Overdrive und Distortion. Nur ein bisschen wuchtiger könnte er halt schon sein.

Der neue IC wird zur Sicherheit gesockelt.
Auch der IC für den SD-1-Schaltkreis darf in einen Sockel – auch um z. B. für späteres IC-Modding gerüstet zu sein.
Der Korpus des zweiten Fußschalters sitzt im Batteriefach.

… DANN NOCH EIN PAAR MODS

Ein bisschen wuchtiger? Klar geht da was! Die beiden Gen-Spender SD-1 und DS-1 lagen auch schon mal auf meinem Tisch, und einige Sachen, die dort wirksam waren, könnte man dem OS-2 auch angedeihen lassen. Ich sage nur: Dioden-Mod. Aber erst mal schauen, was das Internet so empfiehlt. Insgesamt nicht viel, was wohl bestätigt, was ich zuvor schon beschrieben habe.

Daher bin ich auch über ein Format gestolpert, das ich bisher weniger beachtet hatte, wenn es um technische Details von Effektpedalen ging: In einem YouTube-Video demonstriert ein junger Kollege bei seinem gemoddeten OS-2 nicht nur wie sonst dort üblich die klanglichen Unterschiede zwischen Original und Mod, sondern zeigt auch, welche Bauteile er wie geändert hat.

Interessant, das probiere ich auch mal. Folgende Empfehlung für den „Marshall-Mod“ gibt er in seinem Video: C16: 0.033uF, C18: 0,47uF, C23: 10uF, C27: 0,047uF und C28: von 0,22uF plus einem parallel geschalteten 1,8K-Widerstand, der auf der Platinenrückseite platziert wird. Zudem werden noch die Clipping-Dioden D3 und D8 durch LEDs ersetzt. Für D3 kommt eine rote LED und für D8 eine gelbe LED zum Einsatz.

Die Soundunterschiede zum Original werden im Video anschaulich demonstriert und entsprechen ziemlich genau dem, was auch mir für den OS-2 vorschwebt. Der modifizierte OS-2 klingt nicht nur lauter, sondern vor allem voller und wuchtiger, mit mehr Bauch und mehr Tiefe. Der Änderungsvorschlag an C18 irritiert mich allerdings etwas. Denn in meinem OS-2 hatte C18 bereits den Wert von 0,47 uF.

Ganz schön fummelig: Die Dioden sind direkt am Minischalter verlötet. Die korrekte Einbaurichtung beachten: Die Kathodenseite ist bei der Kleinsignaldiode mit dem Strich markiert; eine LED hat an der Kathodenseite das kürzere Bein.

Das ist auch nach Schaltplan richtig so. Ich habe ihn daher nur gegen einen Folienkondensator des gleichen Wertes (470nF) getauscht. Ansonsten werden die Werte zum Teil kräftig erhöht: C16: von 18nF auf 33nF, C23: von 4,7uF auf 10uF, C27: von 4,7nF auf 47nF und C28: von 22nF auf 220nF. Das Dioden-Modding ist problemlos nachvollziehbar: Indem die originalen Kleinsignaldioden gegen LEDs getauscht werden, wird das Clipping asymmetrisch und das Pedal klingt nicht nur lauter, sondern auch offener und mehr „amp-like“. Das haben wir ja in letzter Zeit auch schon mehrfach durchexerziert.

Wie üblich wird die Dioden-Mod schaltbar gemacht. Beide Soundoptionen machen Sinn.

Wie üblich mache ich den Dioden-Mod schaltbar, denn ich finde beide Clipping-Varianten gut. Durch die Schaltoption wird dann auch offensichtlich, welch deutlichen Anteil die Kondensatoren-Mod an der Klangänderung hat. Insgesamt gibt es von mir eine klare Empfehlung für die beschriebenen Eingriffe am OS-2. Der kleine Tausendsassa ist nun noch flexibler!

Fertig ist der gemoddete OS-2.

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2020)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mal wieder ein guter interessanter Artikel. Für den engagierten Bastler wäre noch der Bau einer kleinen Adapter-Platine für den OpAmp im SIL-Gehäuse auf eine “klassische” 8-polige DIL-Fassung (2 Reihen mit 4 Pins) denkbar. Wenn ich das Datenblatt richtig lese, ist die DIP-Variante des M5218AL Pin-Kompatibel mit den gängignen Dual-OpAmps wie z.B TL072 / TL062 uä. – bei einem erneuten Defekt wäre dann die Auswahl an Erstzteilen größer. Das Pinout des M5218AL lässt das auf einer kleinen Lochrasterplatine vermutlich ohne größere Probleme zu. Aber mehr geht ja immer, und die Modding-Workshops sind IMHO meist sehr praktikabel und eine gute Inspriations-Quelle.

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  2. Hi, vielleicht find ich ja über diesen Weg einen Hinweis zur Lösung meines Problems: Mein kürzlich erworbenes, relativ altes OD-2 funktioniert soweit noch tadellos, der Sound ist großartig. Allerdings ist die Status LED viel zu dunkel. Möglicherweise ist das so, vielleicht liegt ja auch ein defekt vor, ich habe keinen Vergleich. Woran kann es liegen, was verschafft Abhilfe, LED tauschen oder Widerstand verkleinern, oder…?

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