Kurz mal bitte Hände hoch, wer einen Boss MT-2 zu Hause hat oder hatte! Aha. Und nun mal bitte die melden, die ihn tatsächlich auf der Bühne nutzen!
Dachte ich mir. Der MT-2 ist einer der langjährigen Top-Seller im Boss-Programm. Aber auf den Bühnen der Welt ist es eher selten zu finden. Das Verführerische an dem MT-2 ist, dass sein HiGain leise gespielt unglaublich fett und gut klingt. Er ist ein perfekter Begleiter, wenn man seine ersten Schritte in den Hard-&-Heavy-Bereich wagt, um die Riffs und Soli der Metal-Idole daheim zu lernen. Auch wenn man mit HiGain daheim einfach ein bisschen „rumnudeln“ will, passt der MT-2 ganz prima.
Anzeige
Unter normalen Probe- oder Livebedingungen tritt dann aber zunehmend sein fehlendes Durchsetzungsvermögen und sein doch etwas steriler und harscher Charakter zu Tage. Das passt dann irgendwie nicht so gut, wie man unter leisen Bedingungen vorher noch gemeint hat. Mit diesen Charaktereigenschaften hat sich der MT-2 dann auch seinen Ruf als „Schlafzimmer-Verzerrer“ erworben. Und auch bei mir steht er schon eine ganze Weile im Regal, ohne wirklich Verwendung zu finden. Höchste Zeit also, dem MT-2 mit einem Modding zu helfen, wieder mal Bühnenluft zu schnuppern.
HEAVY METAL FÜRS SCHLAFZIMMER
Als Boss den MT-2 1991 auf den Markt brachte, löste er den ziemlich speziell klingenden HM-2 Heavy Metal ab, der die Fahne der Hi-Gain-Verzerrer im Boss-Programm bereits seit 1983 hoch hielt. Während der HM-2 bei europäischen Death Metal Bands, wie z. B. der schwedischen Band Entombed, zum markanten Sound-Generator wurde, konnte er weder Anhänger des damals boomenden Arena-Rocks noch Hair-Metal-Fans oder Verfechter des New Wave of British Heavy Metal begeistern.
Am Gain-Potential lag das bestimmt nicht, denn das war mehr als üppig. Vielleicht war es die Klangregelung, die mit den beiden Potis, einem L-Regler für den Tieftonbereich und ein H-Regler für die oberen Mitten, zwar gerne behilflich war, den typischen mittenarmen „Scoop-Sound“ zu erzielen, das Pedal insgesamt aber nicht wirklich flexibel machte. Der Klang war halt „speziell“ – aber dafür ist der HM-2 heute Kult. Für den Heavy Metal werden auf dem Gebrauchtmarkt gerne mal 150 Euro und mehr aufgerufen, während sein Nachfolger der MT-2 für ca. 50 bis 60 Euro gehandelt wird.
(Bild: BOSS)
Und das obwohl er deutlich flexibler ist, denn die Sache mit der Klangregelung änderte Boss mit dem Nachfolger des HM-2 sehr eindrücklich. Hier durften sich die Ingenieure so richtig austoben und neben einem Bass- und Höhenregler auch eine (semi-) parametrische Mittenregelung integrieren, bei der man im Frequenzband von 200 Hz bis 5 kHz üppige 15 dB boosten oder cutten kann.
Zusammen mit dem unverändert deftigen Gain-Potential war der MT-2 für die nächsten Jahrzehnte nun gut gerüstet. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Boss 1993, zwei Jahre nach Markteinführung des MT-2, mit dem Hyper Metal HM-3 einen direkten Nachfolger für den HM-2 platzierte, der aber nie aus dem Schatten des MT-2 heraustreten konnte und 1999 die Bühne wieder verließ. 2001 wurde dem MT-2 dann der Mega Distortion MD-2 zur Seite gestellt, um den damals populären Nu-Metal-Sound in ein Pedal zu pressen. 2007 folgte der Boss Metal Core ML-2, um die Bedürfnisse der tiefergestimmten Metal-Fraktion zu bedienen. Das Trio ist bis heute unterwegs, um fette und aggressive Distortion zu predigen.
Und von den dreien ist der MT-2 natürlich der populärste und gängigste. Er hat mittlerweile schon einige Generationen vor allem junger Musiker begleitet, die für vergleichsweise kleines Geld ganz schön viel Bums in ihre Übungsverstärker pumpen können. Den Erfolg des MT-2 belegen nicht nur Klone der Konkurrenz, wie z. B. Digitechs Metal Master, Mooers Rage Machine oder Rocktrons Metal Planet, sondern auch die Tatsache, dass der Metal-Zone-Sound in fast jedem Multi-Effekt-Board enthalten ist.
Aber wie bereits erwähnt, beschränkt sich der Erfolg allzu oft darauf, dass das Pedal über Kopfhörer oder am Übungsverstärker ran darf. Wer den MT-2 auch im Bandkontext einsetzen möchte, dürfte sich ein paar Änderungen am Grund-Sound wünschen. Dies haben auch bereits viele Modder, u. a. Robert Keeley, schon angemerkt. Daher findet man im Netz auch ein paar gute Anregungen, was man am MT-2 ändern kann. Und für einige der Mods braucht man nicht mal einen Lötkolben! Die schauen wir uns heute noch kurz an.
DAS KLAGELIED DER SMD-NUTZUNG
Vorab aber eine wichtige Info: Wer damit liebäugelt, sich noch einen MT-2 zu besorgen, um bei unserem Modding-Spaß dabei zu sein, sollte nicht neu kaufen, sondern den Gebrauchtmarkt nach einem älteren Pedal absuchen. Die aktuellen Boss-Pedale – auch der MT-2 – sind leider bereits auf die SMD-Technik umgerüstet und damit quasi „unmodbar“. Seit vier, fünf Jahren bereits werden nämlich auch die Platinendesigns der älteren Boss-Klassiker, wie z. SD-1, DS-1 oder BD-2, sukzessive auf SMD umgestellt. Bauteile und Herstellungsprozess sind halt doch deutlich billiger, sodass sich für Boss auch ein Redesign der Platine rechnet.
Also Augen auf bei den Gebrauchtmärkten im Netz und Flohmärkten in der Umgebung nach Modellen, die noch die große Platine haben. Das Angebot dürfte angesichts der Verkaufszahlen des schwarzen Klassikers ja üppig sein. Die Boss Pedale mit SMD-Platinen sind von außen in der Regel an der Art der Strombuchse zu erkennen.
Boss verwendet für die SMD-Pedale wieder die Buchsentypen, die man schon mal vor 1994 – damals zusammen mit dem Aufkleber „Use Boss ACA Adapter only“ – verwendet wurden. Wer also den kleinen Buchsentyp mit dem Sticker „Use Boss PSA Adapter only“ identifiziert, darf guter Hoffnung sein, noch ein „modbares“ Boss-Pedal vor sich zu haben. Auf Nummer Sicher geht man natürlich mit Aufschrauben und Nachschauen.
LÖTFREIE MT-2 MODS!
Wenn der MT-2 schon mal auf ist, können wir auch gleich mit dem Modden beginnen. Das geht ganz schnell: ohne Lötkolben, nur mit der Seitenschneiderzange. Um dem Metal Zone etwas von seiner nasalen Kompression zu nehmen, ist das Entfernen des Kondensators mit der Bezeichnung C35 ein guter Anfang. Weiter geht es im Kampf gegen sterile und harsche Klänge mit C25 und wenn das noch nicht genügt mit C24. Es ist sinnvoll, die Reihenfolge einzuhalten, denn wenn C24 zuerst entfernt wird, ist C25 auch stillgelegt. Alle Kondensatoren können durch simples Abpetzen eines oder beider Beinchen entfernt werden. Die Teile kommen einfach raus aus der Schaltung und es werden auch keine Jumper-Verbindungen gesetzt.
Bild: Marc-Oliver Richter
Mit dem Entfernen einiger Kondensatoren (C35, C25, C24 und C17) greift man in die Klangformung des MT-2 ein, ohne etwas an der EQ-Schaltung zu ändern.
Bild: Marc-Oliver Richter
Hier die beiden Kondensatoren C25 und C24. C24 liegt unterhalb von C25. Das Bauteil verdeckt die Beschriftung. C17 liegt auch auf der rechten Seite, nur wenige Bauteile weiter unten.
Mit dem Entfernen der Kondensatoren aus der Schaltung gibt man dem stark komprimierten MT-2-Klang wieder etwas mehr Luft zum atmen, wofür er sich mit mehr Biss und Klarheit bedankt. Wem das noch nicht genügt, kann durch Entfernen von C17 noch eine drastische Klangänderung in Richtung Transparenz und Dynamik provozieren.
Nächsten Monat geht es dann an dieser Stelle mit dem Lötkolben und etwas mehr Hintergrundwissen weiter, um noch mehr aus dem MT-2 herauszuholen.
Intressantes Video zum Thema Metal Zone:
BOSS METALZONE – WORST DISTORTION PEDAL EVER?
Mr. Englund benutzt den MT-2 hier als Preamp in der Loop.