Das Pimp-Objekt wurde in der letzten Folge so gut wie fertig. Heute folgen noch die letzten Feinarbeiten, die Einstellerei und der Bericht von Mike, dem diese Gitarre gehört. Das Instrument hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt einen brauchbaren Knochensattel erhalten. Dieser brauchte also nicht noch einmal erneuert zu werden. Es reicht, den Sattel mit zwei kleinen Tröpfchen Sekundenkleber einzubauen und die Kerben für die neuen Bünde sauber anzupassen.
Zum ordentlichen Bearbeiten der Saitenkerben braucht man unbedingt richtige Sattelfeilen. Notbehelfe mit Sägeblättern, Schlüssel- und Dreikantfeilen führen in den seltensten Fällen zu brauchbaren Ergebnissen. Allerdings kosten Sattelfeilen ein kleines Vermögen. D. h., wer nur ab und zu mal einen neuen Sattel für eines seiner Instrumente braucht, ist beim nächsten Gitarrenbauer sicherlich günstiger (und vollkommen stressfrei) aufgehoben. Nach dem Feilen der Kerben werden die Übergänge zum Lack sowie die Form des Sattels noch verschönert, fein geschliffen und poliert, so wie man es von mir gewohnt ist.
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Halskrümmung
Hier hat sich eine möglichst gerade Einstellung am besten bewährt. Drückt man die Saiten am 1. und letzten Bund herunter, soll dazwischen gerade so wenig Platz bleiben, dass die Saite in diesem Zwischenbereich noch einen Ton erzeugen kann. Der Abstand in der Halsmitte dürfte zwischen Bund Oberkante und Saitenunterkante bei ca. 0,5 mm liegen. Bitte bei dieser Übung darauf achten, dass die Saiten auf die richtige Tonhöhe gestimmt sind.
Saitenlage
Die korrekte Saitenhöhe hängt von mehreren Faktoren ab und muss individuell auf das Instrument und den Spieler abgestimmt sein. Die Standardwerte sind 1,5 mm bei der hohen und 2,0 mm an der tiefen E-Saite. Gemessen wird der Abstand Bundoberseite/Saitenunterseite am 12. Bund. Bei starkem Anschlag wird man eine etwas höhere Einstellung brauchen.
Ebenso bei einem nicht perfekten Instrument. Spielt man mit einem leichteren Anschlag, kann man selbstverständlich auch eine etwas flachere Einstellung wählen. Bitte zum Einstellen unbedingt das Instrument in Spielhaltung bringen. Das gilt auch für die nachfolgend erklärte Einstellung der Oktavreinheit.
Oktavreinheit
Die Einstellung der Oktavreinheit erfolgt mit Hilfe der Einstellschraube an der Brücke. Ist der gegriffene Ton am 12. Bund im Vergleich zum Flageolett-Ton zu hoch, muss der Saitenreiter nach hinten, also Richtung Vibrato gestellt werden. Ist der gespielte Ton dagegen zu tief, stellt man den betreffenden Saitenreiter weiter in Richtung Hals.
Tonabnehmer
Hier gilt in der Regel: Je dichter an den Saiten, je besser – aber zu dicht ist auch nicht gut! Humbucker klingen meist mit Abständen von 2,5 mm am Steg und 3,5 mm am Hals am besten. Gemessen wird bei auf den letzten Bund heruntergedrückten Saiten zwischen Polpiece-Ober- und Saitenunterseite. Die hohe E-Saite stellt man für eine gute Lautstärkebalance etwas dichter an die Saiten. So eingestellt klingen Humbucker recht fett und druckvoll.
Gretsch-Gitarren waren jedoch zu allen Zeiten schon immer anders als andere Gitarren. So auch im Abstand der Tonabnehmer, die bei den alten Gretsch-Gitarren zum Teil sehr groß, also fast schon im Zentimeterbereich lag. Die Folge davon ist ein dünnerer, leiserer Klang, der den typischen Gretsch-Sound einmal mehr unterstützt. Aber was ist schon „richtig”? Am besten selbst ausprobieren! Diese T.V. Jones Pickups sind ohnehin etwas fetter und klingen auch im verzerrten Sound erstaunlich gut. Das harmoniert auch mit einer „modernen”, etwas näheren Einstellung der Pickup-Höhe perfekt.
Soundcheck
So – fertig. Jetzt aber ab an den Amp. Und das klingt – das klingt sogar sehr gut (wer hätte das gedacht?) und lässt sich ausgezeichnet bespielen. Der Powerschalter, der beide Humbucker seriell praktisch zu einem Riesen-Humbucker zusammenschaltet, haut nochmals ein fettes Pfund mehr aus dem Instrument. Damit bleiben selbst für fette bluesige Zerrsounds absolut keine Wünsche offen. Aber lassen wir jetzt einmal Mike berichten, dem das Instrument gehört und der inzwischen schon einige Erfahrungen damit gesammelt hat:
„Hallo André, es ist ein bisschen Zeit ins Land gegangen, aber hier meine paar Zeilen zu der Casino. Dass meine Epiphone über Pimp-Potential verfügt, war mir von vornherein klar. Dass man aus ihr mit dem entsprechenden Know-how allerdings einen echten Gretsch-Killer machen kann, ist jetzt und hiermit bewiesen.
Der Sound der TV-Jones-Pickups, das perfekte Setup und ihr Handling sorgen dafür, dass man sie nur schwer aus den Hand legen kann. Warum auch, wenn eine alte Flamme plötzlich neue heiße Leidenschaft entfacht. Den größten Suchtfaktor löst die „Chickenhead-Schaltung“ aus. Vavooom! Wie ein Kickdown in einem Muscle-Car. Somit bleibt als Fazit: Dieses Pimp your Cheapo war eines der besonders genialen Art. Danke. Auf jeden Fall ist das in komprimierter Form meine Meinung und die jedes anderen, der sie bislang in der Hand hatte. 100% positiv. André: Chapeau!“
Kostenaufstellung
Würde man seine eigene Epiphone Casino genau so pimpen lassen wollen, wie dies Mikes Casino ergangen ist, müsste man eine Stange Geld investieren – sofern man die Arbeiten nicht alle selbst erledigen kann.
Die Kosten:
Neue Bünde: € 240
Neuer Sattel: € 50 (war hier aber nicht notwendig, weil vorher schon erledigt)
Schaller Mechaniken: € 45
ABM Steg: € 65
Duesenberg Diamond Deluxe Tremola: € 120
Schaller Security Locks: € 15
T.V. Jones Pickups, „English mount”, inkl. Rahmen: 2 x € 150
5x CTS 500k log Potis: 5x € 7
1 Drehschalter: € 5
1 Toggleswitch mit vergoldeten Kontakten: € 14
1 Switchcraft Buchse: € 3,50
3 Meter abgeschirmtes Kabel: € 3
5 transparente Potiknöpfe: € 15
1 Chickenhead Knopf: € 3
Materialien für das Schlagbrett aus dem Baumarkt: ca. € 60
Arbeitszeit, wenn man alles vom Gitarrenbauer machen lassen würde: rund € 300
Totale Kosten: ca. € 1300
Wie auch bei der letzten Pimp-Aktion ist diese Summe nicht unbedingt ein Schnäppchen. Aber darum geht es hier auch nicht. Denn schließlich sind wir ja alle ein bisschen crazy. Niemand braucht alles auf einmal machen zu lassen und vieles kann selbst gebastelt werden. Letztendlich ist auch diese gelungene Aktion nichts weiter als eine Vorlage für Ideen und Anregungen, sowie auch eine Anleitung, wie man seine eigene Gitarre zur Dream Machine umbauen (lassen) kann. Tatsächlich aber ist das auch ein ernstgemeinter Hinweis darauf, dass ein Lieblingsinstrument nicht unbedingt den klangvollen Namen einer Edelgitarrenschmiede braucht. Auch ein einfaches, aber gut gepimptes Instrument kann durchaus jede Menge Spaß machen!?
Hallo zusammen,
Ich würde gerne meiner Epiphone casino coupe eine neue Bridge (ABM 2504) und den Duesenberg Diamond Deluxe Tremola spendieren. Bei der
Montage kann ich doch die bereits verbauten Bolzen nehmen, um die
Probleme wie oben Beschrieben zu vermeiden, oder spricht irgendetwas dagegen? Ist der Einbau des Duesenberg Tremola evtl. Problematisch
da er mit zwei Schrauben in der Decke befestigt werden muss. Hält das in der Decke, da ja keine Hülsen für die Schrauben verbaut sind?
Hallo zusammen,
Ich würde gerne meiner Epiphone casino coupe eine neue Bridge (ABM 2504) und den Duesenberg Diamond Deluxe Tremola spendieren. Bei der
Montage kann ich doch die bereits verbauten Bolzen nehmen, um die
Probleme wie oben Beschrieben zu vermeiden, oder spricht irgendetwas dagegen? Ist der Einbau des Duesenberg Tremola evtl. Problematisch
da er mit zwei Schrauben in der Decke befestigt werden muss. Hält das in der Decke, da ja keine Hülsen für die Schrauben verbaut sind?