Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Strunal-Gitarre.
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Frage:
Hallo, bei meinem kleinen Musikgeschäft um die Ecke bemerkte ich letztens eine neue (gebrauchte) Gitarre an der Wand, die ich zunächst einmal wegen ihrer etwas ungewöhnlichen Optik (kein Logo auf dem etwas unförmigen Headstock, Dreadnought-Body, aber seltsam breiter Hals) in den Bereich der Kaufhaus-Gitarren einordnete. Ich habe sie vom Fleck weg für 150 Euro gekauft.
Der Blick ins Schallloch wies die Firma Strunal aus Schönbach als Hersteller aus, nachdem ich mich zu Hause an die notwendige Pflege nebst Saitenwechsel gemacht hatte, genoss ich schnell den tollen Sound. Allerdings fiel mir dabei schon vor allem beim Spiel mit dem Plektrum ein hochfrequentes Klirren der E- und H-Saite auf. Nachdem ich für mich geklärt hatte, dass es weder am Sattel noch einer Fehlstellung bzw. Krümmung des Halses lag, konnte es eigentlich nur an der (Plastik) Stegeinlage liegen.
Diese tauschte ich dann gegen eine aus Tusq. Leider blieb das Klirren, wenn auch abgeschwächt, erhalten. Ich vermute, die Saite „springt“ beim Anschlagen etwas auf dem Steg. Habt ihr eine Idee, was ich dagegen tun kann? Mein Instrument hat weder ein Strunal-Logo auf dem Headstock, noch eine Seriennummer. Nur im Korpus das Etikett mit Name und Typenbezeichnung. Ich vermute, dass das Instrument schon etwas älter ist. Habt ihr eigentlich schon mal einen Blick auf die Firma geworfen?
Helmut
Antwort:
Die Firma Strunal ist die „Nachfolgerin“ des legendären tschechischen Gitarrenunternehmens Cremona. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946, schlossen sich viele der Gitarren- und Geigenbauer in Schönbach (dem heutigen Luby) in einer Kooperative zusammen. Als diese im Zuge der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei verstaatlich wurde, machten sich viele Mitstreiter auf nach Westdeutschland und gründeten dort Höfner, Framus und viele andere der bekannten westdeutschen Firmen.
Aber nicht alle Gitarrenbauer wanderten aus, einige arbeiteten auch nach der Verstaatlichung 1950 weiter für Cremona in Luby. Die Firma wurde weiter zum alleinigen Produzenten für Geigen und akustische Gitarren in der Tschechoslowakei ausgebaut, allerdings sank in den 1960ern ihr Stern, als immer mehr E-Gitarren nachgefragt wurden und Jolana, die andere große tschechische Firma, Cremona deutlich überflügelte. 1992 – also nach der Wende – meldete Cremona, immer noch in Staatsbesitz, Insolvenz an. Teile des Managements gründeten danach Strunal.
Diese Firma fußt also auf den alten Schönbacher Traditionen und stellt nach wie vor Streichinstrumente und Akustik-Gitarren her. Deine – Modell 977 – wurde zwischen 2000 und 2003 gebaut. Strunal stellt sehr viele Gitarren in Auftragsarbeit her, und ein Logo wurde auf der Kopfplatte nur angebracht, wenn der Kunde das so wollte.
Bezüglich deines Problems mit dem Flirren der E- und H-Saiten: Per Ferndiagnose ist das schwer zu beurteilen, aber es könnte sein, dass die Saiten von der Einhängung zu flach über die Brücke laufen, eventuell weil ein vorheriger Besitzer die Saitenlage runterbringen wollte und die Brücke unten abgeschliffen hat, um sie niedriger zu machen.
Laufen die Saiten zu flach oder unsauber über die Brücke, dann klingen sie auch nicht sauber. Manchmal hilft es hier schon, mit einer Sattelfeile die kleinen Schlitze etwas zu säubern (wenn die Brücke an sich hoch genug ist, aber der Winkel der Kerbung unsauber ist). Ist die Brücke allerdings tatsächlich zu niedrig, dann hilft nur ein Austausch. In beiden Fällen sollte das aber von einem Gitarrenbauer, der weiß, was er tut, leicht zu beheben sein.