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Guitar Guru: Ibanez-Petrucci-Signature & Framus-Gitarre

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(Bild: G&B Leser)

Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie. Monat für Monat.

Diesmal geht es um eine Ibanez-Petrucci-Signature und eine Framus-Gitarre.

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FRAGE

Guten Tag,

Vor einiger Zeit habe ich diese Gitarre vom Dachboden geholt und in die Reparatur gebracht. Auf der Rückseite am Hals oben ist die Nummer 59K 37677 eingestanzt. Sie hat einen wirklich schönen Klang. Mich interessiert das Jahr in dem sie produziert wurde und was für Pickups das sind. Mein Vater hat mir die Gitarre gekauft, als ich noch klein war. Könnt ihr mir sagen, was sie wert ist? Bruno

ANTWORT

Bei dem schönen Stück handelt es sich um das Modell Framus 07121 Atlantik 6. Bei der von dir angegebenen Einstanzung auf der Rückseite der Kopfplatte muss es sich eher um die Endziffern 69K handeln – denn das ist der Hinweis darauf, wann die Gitarre gebaut wurde: Im November (elfter Buchstabe des Alphabets: K) 1969. Das passt auch mit dem Herstellungszeitraum dieses Modells, und zwar von den späten 1960er-Jahren bis in die Mitte der 1970er-Jahre, zusammen.

Die Abgrenzungen der Modellreihen waren bei Framus damals fließend, weshalb durchaus mal andere Vibrato-Einheiten verbaut wurden oder Farben und andere Details abweichen – dein Exemplar dagegen ist sehr eindeutig zu identifizieren. Framus spürte zu dieser Zeit schon den harten Konkurrenzdruck aus Fernost und hatte begonnen, sich bei der Modellpalette, genau wie die Japaner, auch mehr an den amerikanischen Vorbildern zu orientieren. So ganz gab man sich dem Kopierwahn allerdings nicht hin, weshalb man die Framus-Modelle immer noch als sehr eigenständig bezeichnen kann.

Die Double-Cutaway-Modelle von Framus aus dieser Zeit zeichnen sich auch heute noch durch vergleichsweise hervorragende Bespielbarkeit und robuste, live-taugliche Qualität aus, was man von den Fernostkopien der frühen Jahre nicht durchgehend behaupten kann. Bei den Pickups handelt es sich um Eigenentwicklungen des Framus-Endorsers Billy Lorento, später auch als Bill Lawrence bekannt.

Diesem Tausendsassa der deutschen Musikszene widmete Framus über lange Zeit zahlreiche Iterationen eines heute noch sehr beliebten Signature-Modells, und seine Pickups landeten für einige Zeit auf so gut wie allen Framus-E-Gitarren. Sie überzeugen auch heute noch mit einem kräftigen, glockigen Klang, gar nicht unähnlich zu US-made P90-Typen oder auch Simetos aus der DDR.

Diese Modelle von Framus erzielen heute, je nach Zustand, Preise zwischen € 350 und € 1.000. Bei Deinem Exemplar fehlt leider der Vibratohebel inklusive der dazugehörigen Aufhängung, was nicht leicht zu ersetzen sein wird. Mit etwas Geduld kann man zwischen € 400 und € 600 dafür bekommen.


FRAGE

Hallo,

ich würde Euch gern einmal zu einer Gitarre befragen, die ich 1999 gekauft habe. Ich weiß, dass Ibanez-Gitarren nicht unbedingt vintage sind, aber sie hat auch schon über 20 Jahre auf dem Buckel. Es handelt sich um eine Ibanez John Petrucci. Ich finde die Gitarre optisch immer noch klasse, aber sie ist soundmäßig einfach nicht mehr mein Ding. Die Frage ist, ob ich sie verkaufen, in Zahlung geben, oder als Wertanlage behalten soll. Eure Meinung würde mich sehr interessieren. Michael

(Bild: G&B Leser)

ANTWORT

Ganz genau handelt es sich bei Deiner Gitarre um die Ibanez JPM100 P1. Sie wurde von 1995 bis 1999 gebaut, und zwar in verschiedenen Variationen des Musters im Picasso-Style. Es gab auch preisgünstigere RG-Varianten, die in Korea hergestellt wurden. Nach 1999 wechselte John Petrucci zu Ernie Ball/Music Man.

Besonderheiten Deines Modells sind die beiden DiMarzio-Pickups (Steve’s Special in der Bridge, Air Norton in der Hals-Position), die in der Mittelposition des 3-Wege-Schalters im Coilsplit verschaltet sind, so dass nur die inneren Spulen ertönen. Im Markt habe ich Exemplare gesehen, die preislich so um die € 3.500 liegen – das bedeutet, die japanischen Modelle werden als seltene Sammlerobjekte angeboten, denn das ist schon erheblich teurer als das, was du ursprünglich gezahlt hast. Ob da noch Luft nach oben ist, kann man schwer sagen; ich wäre schon skeptisch, ob diese rund 3.500 € tatsächlich auch gezahlt werden (und nicht nur verlangt).

Als “Wertanlage” sehe ich das Problem, dass es sich nicht um ein Gitarrenmodell handelt, nachdem sehr viele Leute suchen (wie z.B. eine Früh-60er-Strat oder so etwas), weshalb der Markt vermutlich wenig Dynamik hat und diese auch nicht noch entwickeln wird. Ob du sie nun aus anderen Gründen behalten willst, kann ich schlecht beantworten.

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2020)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo zusammen,

    Na wenn das mal kein Zufall ist!
    Ich suche genau diese Petrucci Gitarre! Könnt ihr mich mit Michael verbinden? Das wäre super!
    Viele Grüße an das G&B-Team aus Berlin

    Nick Jasulaitis

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