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Guitar Guru: Grassroots und Squier Obey

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Grass-Roots-Explorer Kopie und eine Squier-Stratocaster.

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? Ich bin schon seit über 25 Jahren im Besitz einer Grass Roots GMX-48, das Instrument verfügt über keinerlei Seriennummer oder Modellbezeichnung, weder am Headstock noch am Hals oder in der Halstasche. Als ich das Instrument neulich komplett zerlegt habe, fiel mir aber auf, dass die Verarbeitung sehr hochwertig ist. Alle Bohrlöcher und Fräsungen sind sehr sauber und vorbildlich. Ich wollte nun nachfragen, ob Ihr vielleicht Genaueres zu der Gitarre wisst?

Jürgen (G&B-Leser)

! Bei deiner Gitarre handelt es sich um die Kopie einer Signature-Gitarre, die aus einer mittlerweile legendären Zusammenarbeit entstanden ist: Im Jahre 1987 baute der damals noch recht unbekannte japanische Hersteller ESP einige Explorer-Kopien für niemand geringeren als James Hetfield, Mastermind von Metallica. Der hatte bis zu diesem Zeitpunkt Gibson Explorer gespielt. Kurze Zeit später – 1988 – unterschrieb Hetfield einen Endorsement-Deal mit ESP, der bis heute fortbesteht und mittlerweile unzählige verschiedene Modelle hervorgebracht hat.

Jene ersten ESP-Explorer hatten die Bezeichnung MX-220, dann auch MX-250 (mit leicht anderen Features). Um diese Zeit hatten Gitarren aus japanischer Produktion den Ruf, eher billige Planken zu sein, längst abgestreift, und die hochwertigen Modelle von Ibanez und ESP waren schon damals nicht billig. Um den Einsteiger-Markt bedienen zu können, musste ESP also eine Billiglinie erschaffen – und genau das taten sie mit „Grass Roots“.

Dieses Label bedient nach wie vor die unterste Preisklasse von ESP (LTD und Edwards wurden als Midprice-Label erst später ins Leben gerufen) und beschränkt sich heute auf den japanischen Markt; in den frühen und mittleren 90ern aber tauchten Grass-Roots-Gitarren in den Händen junger Spieler auch in Deutschland auf. Ich erinnere mich da noch lebhaft an Szenen auf dem Pausenhof und bei Schulfesten, in denen Spieler mit Grass Roots und ähnlichen Gitarren von uns Mucker-Polizisten belächelt wurden, wofür ich mich durchaus heute schäme!

Denn die ersten Grass-Roots-Modelle wurden in Japan gefertigt und waren, wie du selbst festgestellt hast, qualitativ sehr ordentlich. Dein Modell wurde von 1990 bis 1996 hergestellt. Zu jener Zeit gab es dann auch eine juristische Auseinandersetzung zwischen Gibson und ESP, da den Amerikanern die ESP-Modelle dann doch zu ähnlich zu ihrem Explorer-Design waren. Seitdem sehen „Explorer-style“- Gitarren von ESP deutlich anders aus, was deine Grass Roots durchaus zu einer gewissen Rarität mit Sammler-Attraktivtät macht – momentan sehe ich Marktpreise von ca. 1.300 €, ob die auch bezahlt werden, steht auf einem anderen Blatt.


? Ich habe eine Strat bei eBay gekauft. Der Verkäufer hatte darüber keine weiteren Informationen. Ich wüsste gerne, ob es sich um eine Sonderserie handelt. Die Metallteile sind mehr als „heavy relic“. Der HB hat 4 Adern + Abschirmung, kann also nachträglich gesplittet werden (PP-Poti). Insgesamt sehr stimmiges Instrument mit außergewöhnlichem Design, das ich einfach toll finde. Für jedwede Informationen wäre ich dankbar.

Heino (G&B-Leser)

! Bei deiner Squier-Strat handelt es sich um das Modell „Obey Stratocaster Collage“. Die Obey-Serie wurde von 2006 bis 2010 gebaut und entstammt einer Kooperation von Squier/Fender mit dem in den USA recht bekannten Street-Art-Künstler Shepard Fairey. Fairey kommt aus der Skater-Szene und entwickelte bereits in den späten 1980er-Jahren unter dem Slogan „Obey“ grafische Kampagnen. Am berühmtesten ist jedoch sein Poster „Hope“ mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama.

Für die Kooperation mit Squier entwarf er verschiedene Grafiken. Neben dem auf deiner Strat gibt es noch ein weiteres Motiv („Dissent“) sowie zwei verschiedene Motive auf Telecaster-Modellen. Deine Strat hat neben den von dir bereits genannten Features einen Lindekorpus, Ahornhals und Palisandergriffbrett. Laut Seriennummer wurde sie 2006 von Cort in Indonesien gebaut. Die Pickups sind „Duncan Designed“, also von Seymour Duncan entworfen, aber in Lizenz woanders gebaut. Die verschiedenen Modelle der Obey-Serie tauchen immer mal wieder auf dem Gebrauchtmarkt auf – heiß umkämpft sind sie nicht, aber besonders in Punk-Kreisen beliebt. Die Preise, die gezahlt werden, bewegen sich etwa zwischen 150 und 300 €.

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2019)

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