(Bild: Shutterstock Evannovostro)
Was verbindet so unterschiedliche Künstler wie Pink Floyd, Carlos Santana, Christopher Cross, Miles Davis, Herbie Hancock, The Shadows und James Brown? Sie alle stehen auf den Sound und die Möglichkeiten der Kirchentonleiter Dorisch! Kirchentonleitern oder Modes, so der englische Begriff, werden in vielen Büchern und Artikeln im Rudel vorgestellt, und sofort fallen die einschlägigen Fachbegriffe wie Ionisch, Phrygisch, Mixolydisch, Lydisch – Verwirrung pur!
Wir gehen hier einen ganz anderen Weg und beschäftigen uns heute nur mit der Dorischen Skala, und dann in der Folge vor allem mit der wichtigsten Frage überhaupt: Wie klingt die eigentlich, und was kann man mit ihr anfangen? Klären wir zunächst am Instrument, wie die Dorische Tonleiter entsteht.
Beispiel 1 zeigt die C-Durtonleiter in der VII. Lage über zwei Oktaven, die vielen schon bekannt sein dürfte. Ansonsten hilft die Tabulatur. Wenn wir diese Tonleiter ab dem zweiten Ton, also ab dem D spielen, entsteht D-Dorisch. Ist D-Dorisch dann identisch mit der C-Dur-Tonleiter? Mitnichten! Obwohl sie aus den gleichen Tönen besteht, hat sie einen ganz anderen Sound, weil das tonale Zentrum, das man sich wie einen immer durchklingen Bass-Pedalton vorstellen kann, D ist.
Beispiel 2 zeigt die so eminent wichtigen Intervall-Beziehungen der Tonleiter vom Grundton D aus. 1, b3 und 5 bilden zusammen den Dreiklang Dm, Dorisch ist also eine Moll-Skala! Fett gedruckt und zusätzlich mit einem Pfeil markiert ist die große Sexte b (= deutsches h), repräsentiert durch die Ziffer „6“. Diese ist für den Sound der Skala von überragender Bedeutung, dazu später mehr. Um den Sound von Dorisch zu verinnerlichen, sind die durch Terzschichtung entstehenden Stufen-Akkorde enorm hilfreich.
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Beispiel 3 zeigt die Dreiklänge, Beispiel 4 die Vierklänge. Ein weiterer einfacher Trick, um sich den dorischen Sound einzuprägen, stelle ich in Beispiel 5 vor. Hier lassen wir den Grundton D als Leersaite klingen und spielen langsam die Tonleiter dazu. Im Audiofile hört ihr, wie dies über einen sogenannten Drone, einem lange durchklingenden dorischen Synth-Piano-Akkord klingt.
Beispiel 6 zeigt die diatonischen Terzen von D-Dorisch. Ihr könnt aber – wie in der letzten Folge auch – auch alle anderen Intervalle auschecken.
In Beispiel 7 sehen wir D-Dorisch nur in gestapelten Terzen gespielt. Durch die Schichtung ergibt sich mit 1, b3, 5, b7 zunächst der Basis-Vierklang Dm7, mit 9 (=2), 11 (= 4) und 13 (= 6) kommen dann die sogenannten Optionstöne hinzu. So entstehen also Akkorde wie Am9 oder Am11. In Beispiel 8 spielen wir die diatonischen Dreiklänge von D-Dorisch in wechselnder melodischer Richtung zunächst aufwärts/abwärts, dann abwärts/ aufwärts.
Beispiel 9 zeigt dann die diatonischen Vierklänge aufwärts/abwärts. Solche Übungen fördern die Spieltechnik und schulen gleichzeitig das Ohr. In Beispiel 10 stelle ich ein faszinierendes, wunderbar klingendes Tool für melodische Improvisation vor. Die sogenannten Triad-Pairs (Dreiklangspaare) gibt es in vielen Variationen. In Dorisch stehen auf der III. und IV. Stufe zwei Durdreiklänge, in D-Dorisch sind das F und G. Durdreiklänge sind ein elementarer Bestandteil der westlichen Musik und docken auch beim nicht musikalisch geschulten Hörer sofort an.
Die drei hier vorgestellten Varianten sind spieltechnisch nicht ohne, ich habe hier noch Fingersätze für die linke Hand eingetragen, wie sie Matteo Mancuso gerne spielt – das geht natürlich auch anders. Wer sich schon mal mit Harmonielehre beschäftigt hat, wird – wenn er die Akkorde I Dm7 I G7 I sieht – sofort an eine II-V-I-Verbindung in C-Dur denken. Mit dieser Analyse liegt man aber öfter daneben.
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