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Guitar Basics: Legato 3 – Slides

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(Bild: Shutterstock Evannovostro)

Mit dem Hammer On, dem Hammer On „Out Of Nowhere“ und dem Pull Off haben wir wichtige Legato-Techniken kennengelernt, bei denen die Greifhand aber immer in der gleichen Lage bleibt. Mit dem Slide (Sl) kommt ein Legato-Tool hinzu, das es uns erlaubt, auf der gespielten Saite die Lage zu wechseln.

Dabei sind wir in der Wahl des Intervalls völlig frei, vom Hineingleiten in einen Zielton mit einer kleinen oder großen Sekunde (= ein bzw. zwei Bünde) bis hin zu sehr großen Strecken weit über der Oktave (= 12 Bünde) ist alles möglich. Allerdings verlassen wir hier das lagenbezogene sogenannte „Position Playing“, bei dem oft jedem Finger ein Bund zugeordnet wird und zum Beispiel in der fünften Lage der Zeigefinger (1) die Töne am fünften Bund, der Mittelfinger (2) die Töne am sechsten Bund, der Ringfinger (3) die Töne am siebten Bund und der Kleine Finger (4) die Noten am achten Bund greift.

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Die wohlbekannte A-Moll-Pentatonik am fünften Bund ist ein gutes Beispiel für „Position Playing“. Mit Slides können wir aber prinzipiell alle musikalisch-melodischen Bausteine, also Tonleitern, Pentatoniken und Arpeggien auf eine Saite legen, und nichts anderes ist das so wichtige „horizontale“ Spielen. Dafür sollten aber die zugrundeliegenden Intervall-Strukturen bekannt sein. Nehmen wir als Beispiel die oben schon angesprochene A-Moll-Pentatonik. Die besteht aus folgenden Noten: A C D E G.

Messen wir die Intervalle einfach ab:

A-C                       kleine Terz                         3 Bünde

C-D                       große Sekunde                2 Bünde

D-E                       große Sekunde                2 Bünde

E-G                       kleine Terz                         3 Bünde

Mit dem Schritt von G zu A schließen wir die Lücke zur nächsten Oktave, und das Spiel beginnt von vorne.

G-A                       große Sekunde                 2 Bünde

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Beispiel 1 enthält eine längere Übung, bei der wir auf jeder Saite vom fünften Bund startend vier Schritte innerhalb der Pentatonik nach oben sliden. Wir landen schließlich beim A am 17. Bund der hohen E-Saite. Danach geht es die ganze Strecke über insgesamt satte drei Oktaven wieder zurück. Man sollte zunächst ohne festen Rhythmus jeden einzelnen Takt durchspielen. Das ist am Anfang ungewohnt, aber uns hilft das Wissen, dass wir nur zwei Intervalle, die kleine Terz (drei Bünde) und die große Sekunde (zwei Bünde) sliden.

Mit der Zeit beginnt man, die Intervall-Struktur der Pentatonik zu hören, zu verinnerlichen, und schafft so eine Verbindung zwischen dem Gehör und der Greifhand. Diese Übung ist ein Turbo-Booster in Sachen Griffbrett-Orientierung und zeigt viele Wege, um aus dem Gefängnis der A-Moll-Pentatonik-Box in der fünften Lage zu entkommen. Ein Ziel ist, die komplette Übung am Stück fehlerlos spielen zu können. Das Tempo spielt dabei zunächst eine untergeordnete Rolle.

In Beispiel 2 machen wir etwas ganz Ähnliches wie vorher, jetzt aber mit Tonleitern. Die vier genannten Kirchentonleitern sind alle in der C-Dur-Tonleiter enthalten, die ja aus einer definierten Abfolge von großen Sekunden (zwei Bünde) und kleinen Sekunden (ein Bund) besteht. Die Reihenfolge (in Bünden beschrieben) ist die Folgende:

Lydisch                2-2-2-1-2-2-1

Dorisch                2-1-2-2-2-1-2

Äolisch                2-1-2-2-1-2-2

Mixolydisch        2-2-1-2-2-1-2

Die Formeln sind universell gültig, man kann so von jedem beliebigen Ton auf jeder Saite seine Kirchentonleiter erzeugen.

In Beispiel 3 kommen jetzt auch größere Intervalle auf uns zu. Mit denen sliden wir vom Grundton ausgehend in jeden Ton der entsprechenden Kirchentonart bis zur Quinte und wieder zurück. Bei der Quint beträgt die Strecke schon sieben Bünde. Übungsziel ist wieder, jeden Zielton sauber und punktgenau zu treffen.

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Beispiel 4 zeigt, wie gut Slides auch bei Oktaven klingen. Die Oktav-Technik wurde von dem Jazz-Gitarren-Giganten Wes Montgomery erfunden und ist stilübergreifend ein wichtiges Tool, um Singlenote-Lines noch fetter klingen zu lassen.

In Beispiel 5 sind zwei Möglichkeiten notiert, die identische Tonfolge aufs Griffbrett zu übertragen. Mit Slides wechseln wir mehrfach die Lage und decken innerhalb von zwei Takten mehr als drei Oktaven ab. Die Zieltöne der Slides, A, C, E und G bilden das aufsteigende Arpeggio von Am7.

Mit Beispiel 6 kombinieren wir Hammer Ons, Pull Offs und Slides, um One-String-Licks mit einer absteigenden A-Moll-Pentatonik-Sequenz zu spielen. Der Legato-Sound klingt ganz eigen und liefert uns eine neue Klangfarbe, die hierbei nur durch Spieltechnik entsteht.

Für Beispiel 7 mischen wir konventionelles Hammer On mit Hammer On „Out Of Nowhere“, Pull Off und Slides. In den ersten beiden Takten entsteht durch Gruppen von sieben Noten, die, beginnend mit G am dritten Bund der tiefen E-Saite, D am fünften Bund der A-Saite und C am zehnten Bund der D-Saite, die A-Moll-Pentatonik aufsteigen – eine sehr interessante Sequenz.

Wir sehen, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, nur mit den fünf Tönen einer Pentatonik interessante Lines zu kreieren. Und mit der Legatotechnik werden auch schon recht schnelle Sextolen-Licks, wie das im vierten Takt, spielbar.


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2023)

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