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Guitar Basics: Achtel-Rhythmik-Crashkurs

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Wir haben in der letzten Folge gelernt, dass in einem 4/4-Takt mit nur 15 Kombinationen alle Möglichkeiten abgedeckt sind, diesen mit Viertel-Pausen und/oder Viertel-Noten zu füllen. Dieses Prinzip können wir problemlos auf die Achtel-Rhythmik übertragen.

Beispiel 1 zeigt zunächst die benötigten Symbole, Achtel-Pausen, deren Form entfernt an die Ziffer „7“ erinnert, und Achtelnoten, die leicht an dem Fähnchen bei Einzel-Noten bzw. dem Balken zwischen zwei oder mehr Achteln erkennbar sind. Ein 4/4-Takt besteht aus acht Achtel-Noten bzw. Achtel-Pausen. Um diese durch Sprache erlebbar und auch messbar zu machen, verwenden wir die folgenden Silben:

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1 + 2 + 3 + 4 +

Das „+“ wird als Silbe „und“ gesprochen.

Für die Übertragung der 15 Kombinationen der Viertel-Rhythmen in die Welt der Achtel greifen wir zu einem Trick und teilen den 4/4-Takt auf in zwei Takt-Hälften. In den Noten sind die 15 möglichen Kombinationen für die erste Takthälfte ausnotiert. In der zweiten Takthälfte passiert exakt das Gleiche, nur eben auf den Zählzeiten „3“ und „4“. Eine der wichtigsten Regeln bei der rhythmischen Notation im 4/4-Takt ist, dass die sogenannte „Taktmitte“, also die Grenze zwischen Zählzeit 2 und 3, möglichst immer sichtbar bleibt. Dies erleichtert das Erkennen der oben gezeigten Kombinationen enorm.

Zum Üben braucht man zunächst kein Metronom. Eine zielführende Methode ist, bei beliebigem Tempo die Viertel mit dem Fuß zu markieren, die Achtel-Silben 1 + 2 + 3 + 4 + immer mitzusprechen und dann zunächst nur einzelne Kombinationen zu klatschen oder zu spielen. Später kann man nach dem Zufallsprinzip zwischen den Kombinationen hin und herspringen und sie auch mal auf die zweite Takthälfte verlagern.

Beispiel 2 zeigt die Rhythmik des zweitaktigen zentralen Gitarren-Riffs von Michael Jacksons ‚Beat It‘. Dieses wird sehr oft wiederholt und bildet das Rückgrat des Songs. Die Takthälften sind markiert, und die Zahlen zeigen an, welche der Kombinationen aus Beispiel 1 konkret gespielt werden.

Und in Beispiel 3 kommt mit der Bridge aus Chick Coreas Klassiker ‚Spain‘ gleich eine Respekt einflößende Passage auf den Seziertisch, die zeigt, wie komplex reine Achtel-Rhythmen schon sein können. Aber, die Zahlen zeigen es an, auch dieses Monster bedient sich letztlich nur aus dem Pool der 15 Kombinationen aus Beispiel 1. Auch hier ist der beste Einstieg, zunächst nur einzelne Takthälften zu checken und dann Stück für Stück zusammenzusetzen, bis schließlich die komplette Passage geklatscht/ gespielt werden kann. Das Tempo kann zunächst beliebig langsam sein und sollte behutsam gesteigert werden.

Beispiel 4 dokumentiert die Rhythmik der Verses von ‚Easy Lover‘, einem Mega-Hit von Philip Bailey und Phil Collins (vgl. JAM-Playalong 575 in Gitarre & Bass 02/2020). Hier überlasse ich euch selbst, die Kombinationen zu identifizieren.

Achtel-Rhythmen können auch durch konstante Wiederholung eine enorme musikalische Wirkung erzeugen. In Beispiel 5 seht ihr, wie dies in dem Michael-Jackson-Song ‚Billy Jean‘ funktioniert. Kombination 8 in Verbindung mit nur vier Akkorden bilden eine solide und sofort ins Ohr gehende Basis für den Mega-Hit.

Achtel-Rhythmen sind auch die Basis für Rock-Musik härterer Gangart. Ein zentrales Element dabei sind Akzente, die eine zweite rhythmische Ebene etablieren können. So werden viele Riffs erst interessant. In Beispiel 6 habe ich für diesen Workshop ein 16-taktiges Riff geschrieben, in dem klar wird, wie solche Riffs funktionieren. Hier werden zunächst Viertel- und Achtel-Rhythmen kombiniert und komplett in Downstrokes, also Abschlägen, gespielt.

Mit Akzent gespielt werden alle Power-Chords, die immer auf dem Viertel-Puls sitzen. Außerdem werden ausgewählte einzelne Töne stark betont. Die zweite rhythmische Ebene, die durch diese Akzente entsteht, sieht dann so aus:

Wieder kommen hier einige der 15 Kombinationen zum Einsatz, allerdings habe ich statt der tatsächlich gespielten Viertel-Note auf Zählzeit 1 eine Achtel und eine Achtel-Pause notiert, weil es hier nicht um die Notenlänge geht, und man beim Sprechen der Rhythmen den Fluss der Achtel nicht unterbrechen sollte.

Beispiel 7 zeigt einen 24-taktigen Blues in härterer Gangart und höherem Tempo, hier dominieren aber die Achtel-Rhythmen. Wieder erzeugen die Betonungen eine zweite rhythmische Ebene. Hier wechseln sich aber Downstrokes und Alternate Picking (Wechselschlag) ab. Auf unserer Website unter www.gitarrebass.de gibt es mp3s von Beispiel 6 und 7, und dazu auch passende Playalongs.

Alle hier verwendeten Chords sind in einer Übersicht mit Notation, Tab und Griffdiagrammen abgebildet. In der nächsten Folge sind dann Sechzehntel-Rhythmen das Thema.

 

(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

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