Die heutige Mission: Effektparameter mit dem Fuß in Echtzeit regeln. Die Idee ist natürlich nicht neu. Schon die allerersten Effektgeräte wurden von Musikern gerne mit dem Fuß bedient. Und das nicht nur, um sie mit dem Fußschalter an- und auszuschalten, sondern auch um einzelne Parameter nachzujustieren oder in Echtzeit zu verändern – sprich, um die Potis zu drehen.
mechanische helferlein
Um die Fußbedienung zu vereinfachen, hat der Effektgerätepionier MXR bereits sehr früh seine Pedale mit Gummikappen ausgeliefert, die man über die Potis stülpen konnte. Dadurch vergrößert sich der Umfang der Potis, was eine Fußbedienung erleichtert. Das geht natürlich nur, wenn die Potis nah am Rand des Pedals stehen und links und rechts vom Pedal genug Platz bleibt. Außerdem brauchte man schon ein bisschen Geschick, um die Fußbedienung zielgenau hinzubekommen. Das Prinzip ist gut, aber durchaus noch optimierbar.
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Eine leichtere Bedienung verspricht z. B. der Oknob (http://optionknob.com/). Der Plastikflügel wird anstelle des Potiknopfes direkt auf die Reglerachse gesteckt und ragt mit seinen beiden Flügeln so hoch über das Pedal hinaus, dass man den Effektparameter ziemlich sicher mit dem Fuß einstellen kann. So lassen sich auch Potis bedienen, die nicht am Rand liegen. Und die Effektgeräte dürfen auf dem Pedalboard auch wieder eng zusammenrücken. So ganz einfach ist die Parameterverstellung aber immer noch nicht: Das Balancieren auf einem Fuß hat immer noch etwas Akrobatisches.
Die bequemste Lösung ist daher die Verwendung eines Expression-Pedals, das mit einer Wippe funktioniert. Das Prinzip hat sich ja bei WahWahs und Volume-Pedalen schon bestens bewährt. Über die Wippe – auf der man recht sicher steht – kann man eine Werteänderung sehr exakt vornehmen. Je größer der Regelweg, desto besser. Das 3rd Hand von Tone in Progress arbeitet rein mechanisch und erlaubt solch eine bequeme und feine Einstellung eines Parameters. Wie bei dem Oknob wird der Potiknopf des Pedals entfernt und an seine Stelle kommt die flexible Welle, die mit einem Expressionspedal verbunden ist. Funktioniert prima – ist aber in der Anschaffung nicht ganz billig. Günstiger geht das, wenn man bereit ist den Lötkolben zu schwingen und den Potentiometer aus dem Effektpedal in ein Volume-Pedal verpflanzt.
express yourself!
Naja, das mit dem Verpflanzen muss man nicht ganz wörtlich nehmen. Das Poti darf natürlich drin bleiben. Es genügt schon, die Anschlüsse nach Außen zu legen. Ein Poti hat in der Regel drei Anschlüsse. Wenn diese auf eine Stereoklinkenbuchse gelegt werden, die ja auch drei Anschlüsse hat, kann man z. B. ein Volume-Pedal anschließen. Die gibt es ja schon recht günstig. Auf dem Gebrauchtmarkt werden einfache Modelle schon für € 10 bis 20 gehandelt. Die günstigsten Expressionspedale habe ich sogar schon neu für knapp € 20 gesehen. Meist sind diese Pedale für Keyboarder konzipiert und daher Stereo. Das soll uns aber nicht weiter stören – was Stereo funktioniert geht mono allemal.
Entscheidender bei der Nutzung von Volume-Pedalen als Expression-Pedal ist die Frage nach dem Potiwert. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Varianten: hochohmige und niederohmige Ausführungen. Niederohmig meint in diesem Zusammenhang Werte von 20 k-Ohm bis 50 k-Ohm; hochohmig meint 250 k-Ohm bis 500 k-Ohm. Dies kann man an den BossZwillingen FV-50 L und FV-50 H gut sehen. Die beiden Boss-Pedale unterscheiden sich abgesehen von der Bezeichnung und der Farbgebung nur im Potiwert. Die L-Version ist die niederohmige Variante (B 20 k) und für den Einsatz im Line-Bereich, also z. B. hinter einem anderen Effektgerät oder im Einschleifweg eines Verstärkers gedacht. Die H-Variante ist hochohmig (B 250 k) und ist für den Einsatz hinter der Gitarre konzipiert. Die H-Version funktioniert dann wie der Lautstärkeregler an der Gitarre und kann auch gut verwendet werden, um z. B. den Verzerrungsgrad zu steuern.
Fein raus ist man, wenn entweder der niederohmige oder der hochohmige Potiwert in etwa dem Wert entspricht, den man bei dem Effektpedal regeln will. Dann kann man das Expressionspedal direkt nutzen. Sollte das zu regelnde Poti des Effektpedals aber einen anderen Wert haben, müsste man es tauschen – doch dazu später mehr.
delay level regulierung
Welches Effektgerät wir für den Umbau auf Echtzeitsteuerung nehmen, ist eigentlich egal. Das Prinzip funktioniert mit jedem Parameter eines beliebigen Effekttyps. Vielleicht hat ja jemand Lust, den Drive oder den Ton eines Verzerrers in Echtzeit zu regeln oder die Chorus-Geschwindigkeit mit dem Fuß zu steuern. Ich möchte gerne den Level meines Delays mit dem Pedal steuern. Nehmen wir dazu das Harley Benton Digital Delay, das wir in einer früheren Kolumne ja bereits um einen Tap-Tempo-Schalter bereichert haben. Als Partner kommt das Boss FV-50 L in Frage. Das arbeitet mit einem Potiwert von 20 k-Ohm. Das Delay verwendet ein 50 k-Ohm-Poti. Das könnte soweit schon passen. Wegen des geringeren Potiwertes im Boss-Pedal muss ich dann zwar auf die volle Leistung des Levels verzichten, das macht mir aber nichts aus. Ein halb aufgedrehter Effekt-Level bei einem Delay reicht mir völlig aus.
Damit das Delay auch weiterhin ohne Expressionspedal betrieben werden kann, bleibt das originale Poti erhalten und das Delay bekommt, wie eben beschrieben, einen zusätzlichen Klinkenausgang für das Expressionspedal.
Für die Mod werden nur wenige Bauteile benötigt: Eine Stereo-Klinkenbuchse, ein Insert-Kabel, das an einem Ende einen Stereo-Klinkenstecker und an dem anderen Ende zwei Mono-Klinkenstecker hat, und etwas Litze. Bei der Klinkenbuchse sollte man eine sogenannte Schaltbuchse nehmen. Schaltbuchsen haben in der Stereo-Ausführung statt der üblichen drei Anschlüsse, 5 oder sogar 6 Anschlüsse. Sie leiten das Signal weiter, wenn kein Klinkenstecker eingesteckt ist. Sobald aber ein Klinkenstecker in der Buchse sitzt, drückt dieser die Kontakte ein bisschen zur Seite. Dann sind nur noch die normalen Anschlüsse der Schaltbuchse im Signalweg, die Schaltkontakte haben keine Verbindung mehr. Sie hängen dann in der Luft. Die Buchse erkennt sozusagen, ob der Poti oder das Pedal die Delay-Level-Steuerung übernehmen soll. Mehr dazu dann in der nächsten Kolumne, wenn wir das Vorhaben praktisch umsetzen. [3564]
In welcher Ausgabe finde ich denn den oben beschriebenen Tap Tempo Mod?
Hallo Thomas,
den Tap-Tempo-Mod findest Du in Ausgabe 11/2015 und Tap-Tempo-Delays, Teil II in Ausgabe 12/2015, jeweils auf Seite 158.
Grüße aus der Redaktion!