Q&A of today:

Cry Baby Wha-Wha brummt nach Umbau auf True Bypass

Anzeige

Q: Ich habe mein Cry Baby Wah-Wah nach euren Angaben auf True Bypass umgebaut und jetzt ist mir aufgefallen, dass das Anschaltgeräusch sehr laut ist und es bei eingeschaltetem Effekt stark brummt. Hab noch ein Zack Wylde Cry Baby, das ebenfalls umgebaut ist und das genauso brummt. Dann noch ein altes Vox Wah und ein altes Cry Baby eines Kollegen – beide umgebaut, beide ohne Bufferschaltung, und da funktioniert der Umbau einwandfrei. Habe auch den empfohlenen 1-Megaohm-Widerstand eingelötet, bringt aber nichts. Wo könnte da das Problem liegen?

Norbert Rossel (G&B-Leser)

Anzeige

DV020_Jpg_Jumbo_151000_hero_1
Der Klassiker: Dunlop Cry Baby Wah

A: Ich denke hier sind zwei Dinge zu unterscheiden: Erstens das Einschaltknacken einer True Bypass-Schaltung und zweitens das Brummen. Zum Einschaltknacken. Ein Knacken oder Ploppen ist bauartbedingt normal. Man kann es meistens (nicht immer!) mit einem Pull- Down Widerstand (1 MOhm oder 2,2 MOhm) zwischen Effekteingang und Masse und ggf. zusätzlich einem 10-kOhm-Widerstand zwischen Effektausgang und Masse so weit in den Griff bekommen, dass es nicht mehr stört. Ganz weg bekommt man es aber nicht. Nicht umsonst haben die großen Effektgerätehersteller in den 70er-Jahren den elektronischen Bypass ihrer Geräte damit beworben, dass er „knackfrei“ ist. Aber dabei geflissentlich verschwiegen, dass ihre zum Teil miesen Bufferschaltungen den Ton belasteten.

Die Renaissance des True-Bypasses ist auf den Boutique-Boom zurückzuführen, der zumindest zu Beginn auch anstrebte, die Schaltung möglichst einfach zu halten. Die Gleichsetzung von True Bypass mittels 3PDTSchalter als wertig und von elektronischem Bypass als minderwertig erfolgte wohl auch im Laufe der Zeit, weil die ersten 3PDT-Schalter extrem teuer (aber auch sehr hochwertig) waren und nur für qualitativ gute und damit auch teure Geräte verwendet wurden. Mittlerweile werden 3PDT-Schalter massenhaft in China sehr günstig produziert – auch auf Kosten der Qualität. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder mal defekte 3PDT-Schalter tauschen müssen. Das gab es vor 10 Jahren so nicht. Bei dem von mir – wie in G&B dokumentiert – umgebauten Cry-Baby habe ich das Umschaltknacken mit einem 1-MOhm- Widerstand nahezu völlig eliminieren können. Ich habe es gerade noch mal mit einem Original Cry Baby verglichen und festgestellt, dass es genauso viel/genauso wenig knackt wie das originale Cry Baby mit Buffer.

Ich habe aber auch schon aus Erfahrungen mit anderen Schaltungen gelernt, dass manchmal einfach nichts hilft und es trotz Pull-Down-Widerstand beim Einschalten (zu laut) knackt. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Warum bei deinem Gerät das Einschaltknacken zu laut ist, kann ich aus der Ferne aber leider nicht diagnostizieren. Das Brummen muss m. E. nicht direkt mit dem True- Bypass-Umbau zusammenhängen. Ich nehme an, du hast aus den beiden erstgenannten WahWahs die Bufferschaltung herausgenommen, sodass es schaltungstechnisch eigentlich keinen Grund geben sollte, warum die ersten beiden Umbauten brummen und die zweiten Umbauten nicht. Ein WahWah im Effektbetrieb verursacht immer ein deutlich hörbares Nebengeräusch – v. a., wenn die Wippe nach vorn gedrückt ist, hört man ein Rauschen und Brummen. Dieses bauartbedingt normale Nebengeräusch kann verstärkt werden, wenn z. B. das Netzteil mit dem WahWah nicht harmonisiert oder ein anderes Störgeräusch in der Nähe sitzt.

Die Wah-Spule fängt nämlich gnadenlos alles an Störungen aus der Umgebung ein. Daher achtet man beim Pedalboard-Aufbau auch darauf, das Netzteil so weit wie möglich vom WahWah entfernt zu platzieren. Probiere also mal das WahWah (im Batteriebetrieb) alleine aus und vergleiche es mit einem originalen Cry Baby (vielleicht beim örtlichen Musikalienhändler), ob das Brummen nicht vielleicht ganz normal ist, bzw. ganz andere Ursachen hat als deinen Umbau. Hinzu kommt nämlich noch ein psychischer Aspekt, den ich auch an mir schon beobachtet habe: Wenn ich ein Gerät umgebaut habe, höre ich natürlich besonders intensiv hin und bemerke dann zum Teil erst Dinge, auf die ich vorher nicht geachtet habe, bzw. die mir einfach nicht aufgefallen sind. Ansonsten kann ich dir hier aus meiner Erfahrung leider keinen grundsätzlichen Rat geben. Es gilt das, was ich oben bereits geschrieben habe: eine Ferndiagnose ist leider nicht möglich. Dafür sind die Fehlerursachen bei den berüchtigten Brummproblemen einfach zu mannigfaltig.

Marc-Oliver Richter


 >>Q&A: Marshall-Topteile: Die Unterschiede zwischen SLP und JMP MK II<<

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.