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Blues Bootcamp: Jazzing Up The Blues – Part 3

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(Bild: mervas / Shutterstock)

Hallo liebe Blues Bootcamper! Was geht ab bei euch und wie seid ihr mit den Jazz-Lines der letzten beiden Episoden klargekommen? Diesmal gibt es noch einen Nachschlag dazu!

Bevor es losgeht, noch eine kurze Bemerkung: Auch wenn die korrespondierenden Audiofiles zu den letzten beiden Episoden mit einem cleanen Jazzsound eingespielt sind, funktionieren alle vorgestellten Ideen natürlich auch sehr gut mit Tele, Strat, 335, Overdrive und etwas härterem Anschlag. Just saying …

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Wie schon in der letzten Folge angekündigt, dreht sich diesmal alles um den Turnaround des Jazz Blues, also die Takte 11 und 12. Dabei werden die Harmonien der vorangegangen Akkorde der Takte 7 bis 10 wiederholt, nur in doppelter Geschwindigkeit (ganztaktig vs. halbtaktig). Harmonisch passiert also nichts Neues.

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(Bild: Gitarre & Bass)

In Beispiel 1 findest du einige harmonische Varianten dieser beiden Takte.

a) dies ist der Basis-Turnaround

b) der Dm7 wird gerne zu einem D7 geändert und dann drei der vier Dom7-Akkorde alteriert (siehe Episode #9 in G&B 04/2023)

c) ersetzt man zwei Akkorde mit der Tritonussubstitution, entsteht eine attraktiv klingende, chromatische Grundtonbewegung

d) ein echter Hinhörer ist diese Variante, die (John) ‚Coltrane Turnaround‘ genannt wird und die sich vom Klang her doch auf angenehme Art erheblich vom normalen Blues-Sound abhebt.

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(Bild: Gitarre & Bass)

PLAY THEM CHORDS!

Beispiel 2 zeigt einige Möglichkeiten, diese Harmonien auf der Gitarre zu greifen. In den Notenbeispielen sind die Akkorde lediglich mit halben Noten notiert.

Man kann sie allerdings sehr gut mit den bekannten und typischen Rhythmusgitarrenfiguren kombinieren. Das ist ja das Schöne am Blues: eigentlich sind es ja gar nicht so viele unterschiedliche Konzepte, die aber sehr gut miteinander kombinierbar sind.

Das macht den Blues interessant, vielschichtig und … individuell. Don’t forget: it’s YOUR Blues! In Beispiel 2g findest du eine kurze Walking-Bass-Linie. Klingt auch ganz hübsch.

PLAY THEM LINES!

Was kann man solistisch in diesen beiden Takten veranstalten? Die Herausforderung ist, dass jeder Akkord nur eine ziemlich kurze Verweildauer hat. Diese ist zu kurz, um darüber sinnvoll frei zu improvisieren. Effektiver ist es, sich wie beim normalen Blues einige Stil-typische Phrasen zurechtzulegen, auf die man zurückgreifen kann.

In Beispiel 3 findest du einige passende Lines:

a) Akkordtöne passen immer und klingen direkt jazzig. Hier zerlege ich die vier Grundharmonien in einer Griffbrettregion

b) das Gleiche nochmal, diesmal inklusive b5-Substitution

c) dies ist eine coole Turnaround-Melodie, die einige Terzb9-Sprünge enthält

d) wie c) nur eine Oktave tiefer

e) eine Line passend für den Coltrane-Turnaround

f) bei diesem Lick werden trotz genereller triolischer Grundrhythmik gerade 16tel-Noten gespielt, was typisch für die BeBop-Ära ist

g) wie f) nur eine Oktave tiefer

ETWAS NACHSCHLAG?

Wenn ich es mir recht überlege, habe ich an dieser Stelle das Thema Turnarounds im normalen Blues vielleicht etwas vernachlässigt.

#MeSoSorry

Obwohl es in den Solos der ersten Episoden natürlich immer authentische Turnaround-Licks gegeben hat, möchte ich euch die folgenden Phrasen nicht vorenthalten. Es sind vier meiner persönlichen Favoriten. Du findest sie in Beispiel 4. Zum einfacheren Einsetzen in ältere Bootcamp-Solos sind sie wieder in A.

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(Bild: Gitarre & Bass)

Beispiel 5 ist wie gewohnt ein komplettes Solo für einen Jazz Blues in C. Viel Vergnügen damit. Damit wären wir auch schon durch mit den für den Jazz Blues wichtigen harmonischen Situationen. Hat gar nicht weh getan, oder? Overdrive eigentlich aktiviert? Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, die letzten drei Solos auch mal nach F und Bb zu transponieren.

Mögt ihr eigentlich Wes Montgomery? Es gibt einige Kompositionen von Ihm, die auf einer Blues-Grundlage basieren. Vielleicht machen wir in der nächsten Episode mal was in diese Richtung. Oder vielleicht nochmal was zum Thema Robben Ford … Oder … Oder…

Es bleibt spannend. Bleibt bluesig. Und echt. Und hört mal meine Blues-Bootcamp-Spotify-Playlist durch. Die ist gut.


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

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