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Bass Masterclass: Double-Thumbing 1.0

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In letzter Zeit erreichten mich einige Anfragen zu einer recht speziellen E-Bass-Technik: dem „Double Thumbing“. Deswegen möchte ich dir in der Bass Masterclass ein paar Tipps an die Hand geben, die dir helfen könnten, sich dem Thema zu nähern.

Wenn wir gründlich sein wollen und von ganz vorne anfangen, gilt für viele Bassisten erstmal, den Weg vom Rebound zum Reststroke zu beschreiten. So können wir in diesem Monat im Zeitraffer eine Slap-Bass-Metamorphose von den 80er-Jahren bis in die Gegenwart durchlaufen. Versuche dafür zuerst mal, den Treffpunkt des Daumens der Anschlaghand, mit dem er die Saite anschlägt (meist der knöcherne Teil seitlich des ersten Daumengelenkes), weiter nach vorne Richtung Daumenspitze zu verlagern (siehe Abb. 1).

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Abb. 1

Und anstatt nach dem Anschlag (Slap) mit dem Daumen von der Saite wegzufedern (Rebound), bleibt die Flanke des Daumens am Griffbrett liegen. Am besten dort, wo das letzte Bundstäbchen die Saite kreuzt. Mit der dem Fingernagel gegenüberliegenden Seite des Daumens landest du an der nächstdünneren Saite, in diesem Fall der A-Saite. Der Daumen ruht am Griffbrett und der nächstdünneren Saite. Du hast also zwei Fixpunkte, an denen du dich orientieren kannst.

Ein oft gemachter Fehler ist, dass Lernende zu viele und zu schnelle Anschläge nacheinander machen. Bedenke, dass dein Körper sich an ein neues Gefühl gewöhnen möchte. Bleibe nach dem Anschlag des Daumens liegen und speichere das Gefühl ab. Nimm dir Zeit. Wichtig: Es heisst nicht, dass du Jahre lang etwas falsch gemacht hast! Beide Techniken haben ihre Daseinsberechtigung. Sowohl die Rebound- als auch die Reststroke-Technik. Setze sie einfach dann ein, wenn sie für dich musikalisch Sinn ergeben.

VOM SLAPPEN ZUM DOUBLE-THUMBING

Bis hierher hast du erstmal nur eine neue Slap-Technik kennen gelernt. Diese für einige Bassisten neue Bewegung ist wichtig, um nachher den Upstroke sauber ausführen zu können. Nun gilt es, das Double-Thumbing zu entdecken. Dafür verlagern wir den Treffpunkt des Daumens an der Saite hinter das Griffbrett.

Abb. 2

Knicke dafür leicht dein Handgelenk ein, sodass der Daumen einen größeren Winkel zum Verlauf der Saite bekommt – siehe Abb. 2. Es kommt nicht auf zwei Grad an, sondern darauf, dass es sich erstmal gut anfühlt. Der Daumen schlägt jetzt an der Saite vorbei und landet plötzlich nur noch an der nächstdünneren Saite. Der Fixpunkt des Griffbretts fällt weg! Praktiziere erstmal nur den neuen Downstroke und verfeinere das Landen an der nächstdünneren Saite. Gewinne Sicherheit und Stabilität. Es bildet sich ein neues Muscle-Memory aus. Das geht nur durch bewusste Bewegungen und ein Verweilen an der Saite. So wird der neue Landepunkt etabliert. Zur Orientierung: Gehe nicht zu weit hinter das Griffbrett. Die Daumenspitze darf ganz leicht das Griffbrettende berühren. So versicherst du dich, dass der Daumen nicht vor- oder zurückwandert.

DER AUFSCHLAG / UPSTROKE

Der Aufschlag, auch Upstroke genannt, ist eine gänzlich neue Bewegung. Deswegen lege bitte erstmal nur den Daumennagel von unten an die anzuschlagende Saite und balanciere diese. Baue ein wenig Druck auf und bringe die Saite aus dem Lot. Der Daumen ist dabei fest und angespannt – siehe Abb. 3.

Abb. 3

Vorher, beim Downstroke, war der Daumen locker! Schlage die Saite nicht an, sondern balanciere erstmal nur. Ca. ein Drittel des Daumennagels ist dabei unter der Saite. Wichtig: Der Daumen schafft das alleine, der Zeigefinger der Anschlaghand hilft ihm nicht durch Anlegen mit! Tauchst du zu tief ein, verhakst du dich unter der Saite. Das sollte unbedingt vermieden werden. Hier gilt es, das richtige Eintauchen zu dosieren. Dabei ist es unerheblich, wie viel Abstand die Saite zum Pickguard oder dem Body deines Basses hat. Das Eintauchen wird vom vorherigen Landepunkt an der nächstdünneren Saite aus angesteuert. Zunächst übst du, mit dem Daumennagel die Saite von unten anzuheben und Druck aufzubauen, ohne dass die Saite wegflutscht. Wenn das sicher funktioniert, kannst du die Upstrokes üben. Diese zweite Übung findest du in Beispiel 1.

(zum Vergrößern klicken!)

Hier führst du anfangs, gerne auch ohne festes Tempo, erst einen Downstroke aus, um das Landen an der nächstdünneren Saite zu üben. Danach stoppst du die schwingende Saite mit dem Daumennagel ab. Achte hier schon auf das Teilungsverhältnis des Daumennagels. Balanciere die Saite und baue Druck auf. Zuletzt lässt du die Saite abflutschen. Stelle dir dabei eine Achteltriole vor, in der jedem Schlag der Achteltriole ein Parameter zugewiesen wird. Downstroke – Abstoppen der Saite durch den Daumennagel – Upstroke.

In Beispiel 2 habe ich dir eine kurze chromatische Line notiert. Die Downbeats sind dabei die Downstrokes. Den Achtel-Off-Beats ist der Upstroke zugeordnet. Wichtig finde ich, dass man beim Erlernen neuer Techniken einen Bezug zur Praxis herstellt.

Wo und wie kann ich die neue Technik einsetzen? Deswegen habe ich dir in Beispiel 3 eine Boogie-Linie transkribiert und in Beispiel 4 eine pentatonische Blues-Linie. Ich habe hier auch schon Dead-Notes eingebaut.

Schlage dabei die Subdivision mit der Anschlaghand durch. Immer Downstroke und Upstroke abwechselnd anschlagen und dabei die Noten durch das Auflegen der Greifhand auf alle Saiten abdämpfen.

In Beispiel 5 habe ich dir dann noch das Grundriff von ‚Radar Love‘ von Golden Earring aufgeschrieben. Zuerst ohne, dann mit „aufgefüllten“ Dead-Notes. Im Grundsatz gilt: Alle Basslinien, die du mit dem Plektrum spielst, kannst du auch mit dem Daumen spielen. Wechsel dabei binäre und ternäre Anschläge ab. Das trainiert zusätzlich das bewusste Ausführen der Auf- und Abschläge.

Selbstverständlich gibt es auch in dieses Mal wieder ein begleitendes Video:

Hier kannst du dir den Bewegungsablauf so oft du möchtest anschauen und mit deiner Haltung und deinen Bewegungen abgleichen. Viel Spaß beim Entdecken deines beim Entdecken deines Double-Thumbings!

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)

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