In dieser Folge von Bass Basics möchte ich dir eine schöne Übung zeigen, mit der du dein Spiel gleich in vier Feldern verbessern kannst. Es geht dabei um die Bluesform, den Shuffle, die Moll-Pentatonik und die Orientierung auf dem Griffbrett. Wer kennt nicht das Klischee, dass man erst mal einen Blues spielt, weil das ja so schön einfach ist. Man merkt dann aber sehr schnell, dass dieses Thema sehr komplex und überhaupt gar nicht so einfach ist. Blues verbinden wir ja gerne mit einem Shuffle.
Alleine den schön zum Grooven zu bekommen, ist nicht so einfach. Dann stellt sich meistens schnell die Frage: Wie kann ich meine Blues-Bass-Linie gestalten und verändern? Oder sogar die Frage: Wie kann ich über einen Blues improvisieren? Wir tun uns anfangs sehr schwer damit, weil wir uns in einer völlig anderen Harmonik bewegen als die, in der wir sozialisiert sind. Wie oft höre ich die vorschnelle Antwort „Ja, kein Problem. Sind ja alles Septakkorde, also spiele ich pro Akkord jeweils Mixolydisch.“ Dass das dann eher gar nicht so doll klingt, hört man sehr schnell.
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BLUES-FORM
Den ersten Trick, den ich dir also in dieser Folge verraten möchte, ist, erst mal über den gesamten Blues mit der Moll-Pentatonik zu spielen. „Wie jetzt?!“, denkt sich der ein oder andere. „Ich habe doch gerade erst gelernt, dass zu einem Dur-Akkord eine Dur-Pentatonik gehört und zu einem Moll-Akkord eine Moll-Pentatonik!“ Ja, aber das trifft eben nur für unser Ionisches System und unsere Stufenakkorde zu, mit denen wir – egal ob es Volkslieder, Weihnachtslieder oder Kinderlieder waren – aufgewachsen sind. Blues funktioniert anders. Und dafür müssen wir zunächst mal ein Gefühl entwickeln. Neben dem Shuffle, den wir erst mal erfühlen müssen, gibt es ja noch eine Blues-Form. Eins vorweg: Blues-Formen gibt es viele. Aber auch hier wollen wir mal ganz einfach anfangen.
Schau dir dazu bitte die Akkordfolge von Beispiel 1 an:
||: G7 | G7 | G7 | G7 |
| C7 | C7 | G7 | G7 |
| D7 | C7 | G7 | G7 :||
Für diese Blues-Form, den sogenannten 12-Takter oder auch 12-Bar, gilt es neben dem Shuffle-Feel ebenfalls ein Gefühl zu entwickeln. Das ist eine zusätzliche Schwierigkeit.
(zum Vergrößern klicken!)
BOXES
Jetzt möchte ich dir aber noch „on top“ den Tipp geben, dir die Moll-Pentatonik über das gesamte Griffbrett mit fünf „Boxen“, die auch Fingerpattern oder Fingersätze genannt werden, einzuprägen. Ich möchte dich dazu ermutigen, dir spielerisch über einen Blues diese „Boxen“ zu erarbeiten und gleichzeitig ein Gefühl für die Akkord-Wechsel im Blues zu entwickeln. Final wollen wir pro Akkord jeweils eine Box spielen und bei jedem Akkord-Wechsel eine Box „höher“ den Bass-Hals bzw. das Griffbrett hinauf „jammen“. Das Ziel wäre, am Ende pro Akkord-Wechsel in die nächste Box zu springen und frei mit den jeweils vier Tönen auf der G- und D-Saite zu improvisieren.
Bild: Markus Setzer
3. Lage: Box 1, G-Moll-Pentatonik auf der D- und G-Saite
Bild: Markus Setzer
12. Lage: Box 5, G-Moll-Pentatonik auf der D- und G-Saite
Bild: Markus Setzer
10. Lage: Box 4, G-Moll-Pentatonik auf der D- und G-Saite
Bild: Markus Setzer
7. Lage: Box 3, G-Moll-Pentatonik auf der D- und G-Saite
Bild: Markus Setzer
5. Lage: Box 2, G-Moll-Pentatonik auf der D- und G-Saite
In den Beispielen 2a bis 2e findest du alle fünf verschiedenen Moll-Pentatonik-Boxen für G-Moll über alle vier Saiten. Bitte beginne in jeder Box immer auf dem Grundton G und ende auch darauf. Ich kenne aus meinem Unterricht nämlich auch die weit verbreitete Angewohnheit, dass wir Bassisten uns immer gerne an der tiefsten Saite orientieren und immer vom tiefsten Ton aus beginnen wollen.
Dann entwickelt sich aber kein klares Gefühl für den eigentlichen Sound der Moll-Pentatonik. Wir haben doch in der letzten Folge von Bass Basics in G&B 03/2023 gelernt, dass wir unseren bassistischen Horizont stark erweitern, wenn wir nicht nur aufwärts, sondern auch abwärts spielen und hören können. Das können wir hier jetzt sofort anwenden.
In den Beispielen 3a bis 3e findest du nun die Moll-Pentatonik auf die beiden „dünnsten Drähte“ reduziert. Wir wollen beim Jammen über den Blues nämlich nur auf den so oft von uns verwaisten beiden Saiten D und G spielen. So setzen wir uns super von dem tiefen Basston ab, sind automatisch in einem Frequenzbereich, in dem es für uns einfacher ist, schöne Melodien zu kreieren und erarbeiten uns zusätzlich noch die Bereiche auf dem Griffbrett, die wir häufig als „nowhere-land“ bezeichnen, weil wir uns dort einfach nicht sicher bewegen und orientieren können. Du kannst für den Anfang erst mal die kleine Melodie „nachspielen“, die ich in Beispiel 1 über diesen Blues notiert habe. Achte bitte in den Tabulaturen auf die Bünde, in denen ich die Melodie platziert habe.
Pro neuen Akkord geht es eine Box den Hals weiter hinauf. Wenn du dann sicher bist in der Form und auch den Sound der Moll-Pentatonik gut im Ohr hast, dann könntest du selbst kreativ werden und deine eigene Melodie über diesen Blues entwickeln. Verfolge dabei aber unbedingt immer das Prinzip pro Akkord-Wechsel eine Box bzw. eine Position nach oben zu wechseln. Das finale Ziel wäre dann mit der Moll-Pentatonik frei über diesen Blues improvisieren zu können.
Und noch ein Hinweis, falls du jetzt denkst: „Ja, aber es gibt doch noch die Blues-Skalen etc.“ Diese Übung ist für den Anfang gedacht und dafür, dass du dich substanziell weiterentwickelst. Schaue nicht zu schnell nach vorne. Schaffe für deinen Blues ein starkes, tragendes Fundament. Ich vergleiche das gerne mit dem Bau eines Hauses: Gieße erst mal ein fettes Fundament, damit dein Haus sicher steht. Über die Deko machen wir uns dann danach Gedanken, OK? Viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken dieser Übung und bis zum nächsten Mal, Markus.