Als ich im Juni 1986 meinen ersten Bass gekauft habe, wusste ich nichts über das Bassspielen. Ich wollte einfach nur, dass unsere Band endlich starten konnte. Also ging ich in Osnabrück in den nächstbesten Musikladen, legte meine hart ersparten 400 Mark auf den Ladentisch und sagte: „Ich möchte einen Bass kaufen. Bitte einen schwarzen.“ Ich war gerade dabei, mir lange Haare wachsen zu lassen, also war die Farbe extrem wichtig.
Erst einen Monat später, als ich dann genug Geld für meinen ersten Bassverstärker übrig hatte, (er hatte gnadenlose 30 Watt) gab mir der Verkäufer – selbst Bassist – einen ersten Tipp: „Setze mal den Daumen der Anschlaghand auf den Tonabnehmer. Mit dem Zeige- und Mittelfinger kannst du dann die Saiten anschlagen.“ Das war der einzige Hinweis, den ich für lange Zeit in Bezug auf meine Anschlaghand bekam. Wie ich dann anschlagen sollte und auf was ich achten könnte, war mir in dem Moment nicht bewusst. Dass die Daumenposition auf dem Tonabnehmer nicht der Weisheit letzter Schluss ist und was sonst noch so für Phänomene auftauchten, erschloss sich mir dann erst nach und nach im Laufe der Zeit.
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Deswegen möchte ich in diesem Monat, nachdem wir uns in den letzten beiden Workshops in Bass Basics mit der Greifhand beschäftigt haben, den Fokus auf die Anschlaghand legen. Der Anschlag ist so ungemein wichtig, weil hier dein Ton entsteht. Nicht im Instrument, nicht im Verstärker oder in irgendwelchen Effektgeräten, sondern direkt an deinen Fingerkuppen. Der Anfang der Urschleimspur deines Sounds und somit die Grundlage für alles weitere ist dein Anschlag. Deswegen lohnt es sich auch, über eben diesen sehr genau nachzudenken.
„The fingers are the singers“, diesen Satz sollte sich jeder Bassist immer wieder bewusst machen! Doch eins noch vorweg: Es gibt dabei natürlich kein „so macht man das!“ Es gibt auch kein richtig oder falsch. Es gibt sehr viele verschiedene Anschlagbewegungen und Anschlagtechniken von hervorragend spielenden und klingenden Bassisten. Davon kann man sich natürlich einiges abschauen und sich inspirieren lassen. Aber am Ende des Tages gibt es nur deine individuelle, persönliche Technik, die übrigens stark von der deines Lieblingsbassisten abweichen kann. Eben weil du andere anatomische und motorische Voraussetzungen hast.
Manche Bassisten schlagen nur mit einem Finger an (James Jamerson und sein „The Hook“), manche mit Zeige- und Mittelfinger (ganz viele), manche spielen mit Drei-Finger-Technik (Billy Sheehan, John Myung), wieder andere mit vier Fingern (Gary Willis, Matthew Garrison). Aber egal, ob ein, zwei oder mehrere Finger, in jeder Gruppe gibt es viele Subgruppen, Eigenarten und Unterschiede! Also möchte ich dir in diesem Monat einige Tipps für die Anschlaghand geben, damit du deine eigene bestmögliche Technik entwickeln kannst. Dabei konzentrieren wir uns erstmal auf die weit verbreitete Möglichkeit des Anschlagens mit dem Zeige- und Mittelfinger. Es stellt sich die Frage, von welchen Parametern der Anschlag und die Anschlagbewegung abhängen. Worauf hat welcher Aspekt welchen Einfluss?
Ich möchte in diesem Artikel erstmal auf sieben Punkte hinweisen:
Beginnen wir zuerst einmal mit der Daumenposition bzw. der Daumenhaltung der Greifhand. Hier gibt es zwei unterschiedliche Philosophien: Die einen setzen den Daumen der Anschlaghand auf den Tonabnehmer oder die tiefen Saiten auf und nutzen ihn somit als Fixpunkt aber auch zum Dämpfen der Saiten, die eben nicht klingen sollen. Dieser Fixpunkt bietet Sicherheit und Stabilität. Er sorgt für Konstanz und immer gleiche Entfernungen und Winkel zu den Saiten.
Bedenke: Je besser und konstanter deine Anschlagtechnik funktioniert, desto besser sind auch dein Timing, dein Klang und deine Dynamik. Wir möchten möglichst immer ähnliche Voraussetzungen bei jeder anzuschlagenden Saite haben. Das können wir durch den Abstand des Daumens zu den anschlagenden Fingern herstellen und dosieren.
Außerdem ist der Daumen auf seinem Fixpunkt immer gestreckt, nie eingeknickt, weil wir den Daumen als verlässlichen Anker brauchen und er erstmal in sich nicht beweglich sein darf. Das gilt übrigens auch für die Greifhand. Ergo: Zeige-, Mittel-, Ring- und Kleiner Finger müssen beweglich sein, können also geknickt werden. Die Daumen beider Hände sind gestreckt und fix. Krumm gleich beweglich – durchgestreckt gleich fest!
Die andere Philosophie ist das Mitführen des angelegten Daumens, egal auf welcher Saite man anschlägt. In diesem Artikel konzentrieren wir uns aber erstmal auf die Variante mit dem Daumen als Fix- und Ankerpunkt. Bei beiden Philosophien spielt neben dem Anschlag auch das Abdämpfen der Saiten eine Rolle. Bedenke, dass – bei einem herkömmlichen viersaitigen Bass – in der Regel eine Saite durch einen Anschlag zum Klingen gebracht wird, drei andere Saiten aber perfekt gedämpft sein müssen, damit der Ton nicht negativ beeinflusst wird. Beim Fünfsaiter ist das Verhältnis sogar vier zu eins.
Dafür ein kleiner Merksatz zum Vereinfachen: Alle dickeren Saiten als die klingende werden von der Anschlaghand gedämpft, alle dünneren von der Greifhand. Dafür schildere ich dir mal eine Spielsituation auf der D-Saite eines viersaitigen Basses: wird die leere D-Saite angeschlagen (siehe Beispiele in den Noten), würde der Daumen der Anschlaghand auf die E-Saite abgesetzt, um diese damit am Schwingen zu hindern. Die E-Saite ist gleichzeitig auch der Fix- bzw. Abstellpunkt für den Daumen.
Die A-Saite wird durch die anschlagenden und landenden Finger der Anschlaghand gedämpft. Die Greifhand würde die G-Saite dämpfen. Situation 2: Wird die G-Saite gespielt, wird die A-Saite zum Fix- und Abstellpunkt für den Daumen. Die Daumenspitze wird dabei auf der A-Saite abgesetzt. Die Seite des Daumens dämpft gleichzeitig die E-Saite. Die D-Saite wird durch die anschlagenden, landenden Finger der Anschlaghand gedämpft. Ganz nebenbei bemerkt: Es ist somit nicht nötig den Daumen der Greifhand von oben über das Griffbrett zu legen, um die tiefen Saiten zu dämpfen! Dazu gab es in den vergangenen beiden Folgen von Bass Basics einige Infos.
Nachdem die Daumenpositionen geklärt sind, können wir uns schon über die eigentliche Anschlagbewegung Gedanken machen. Und zwar dem sehr wichtigen Aspekt des Landens. Was bedeutet das? Landen bedeutet, dass der anschlagende Finger an der nächst dickeren Saite das Ende seiner Bewegung findet. Man spricht auch vom Reststroke. Wird, wie in Situation 1 beschrieben, die D-Saite zum Beispiel mit dem Zeigefinger angeschlagen, landet dieser nach dem Anschlag der D-Saite an der A-Saite und bleibt dort liegen. Damit kann die D-Saite frei schwingen, und die A-Saite ist abgedämpft. Zusätzlich wird durch diese Bewegung die angeschlagene Saite in eine für einen fetten Sound günstige torsionsartige Schwingbewegung versetzt. Der Mittelfinger landet nach dem Anschlag der D-Saite natürlich ebenso an der A-Saite.
Die Ausnahme beim Landen wäre die E-Saite. Das, sowie weitere Themen zur Anschlaghand-Technik, wie z.B. das Raking oder welche Rolle die Fingerkuppe der beiden anschlagenden Finger spielen kann, thematisieren wir dann in der zweiten Folge dieses Workshops. Erstmal versuchen wir, das Grundsätzliche zu verstehen und zu verinnerlichen, danach beschäftigen wir uns mit den Ausnahmen.
Als nächstes fokussieren wir uns auf die eigentliche Anschlagbewegung der Finger. Auch hier gibt es einige Möglichkeiten. Ich möchte dir zuerst einmal empfehlen, hauptsächlich aus dem Fingergrundgelenk anzuschlagen (zwischen Finger und Handrücken). Das mittlere Fingergelenk ist leicht eingeknickt. Wie genau die Bewegung abläuft, hängt zu guter Letzt von deiner Handstellung und natürlich von der Länge deiner Finger ab. Spiele mit langen, aber nicht mit gestreckten Fingern. Deine Handstellung, also in welchem Winkel deine anschlagenden Finger die Saiten deines Basses treffen, hängt vom Auflagepunkt deines Unterarms auf dem Bass-Korpus ab.
Das wäre der nächste Aspekt, auf den es zu achten gilt. Je näher du den Auflagepunkt des Unterarms auf dem Body Richtung Handgelenk verschiebst, desto flacher spielen die Finger zu den Saiten. Je weiter du den Auflagepunkt Richtung Ellenbogen verschiebst, desto steiler spielen die Finger. Das sind alles flexible Punkte, die du für dich persönlich „einstellen“ darfst. Mach dir bewusst, dass „flacher spielen“ vielleicht am Anfang angenehmer ist, weil du keinen großen Knick im Handgelenk hast, aber je flacher du spielst, desto krummer müssen deine anschlagenden Finger sein, um überhaupt die Saite in eine möglichst runde Schwingbewegung zu versetzen.
Eine möglichst weite, runde Schwingbewegung deiner angeschlagenen Saite ist sehr günstig für einen vollen, fetten Sound. Je weiter die Saite ausschwingt, desto mehr Magnetfeld des Tonabnehmers wird verändert. Stichwort „Induktion“. Einfach gesagt: je mehr Torsion die Saite hat, desto mehr wird von dem Magnetfeld verändert, desto mehr Spannung wird erzeugt, desto mehr „BUMM“!
Weiterhin kannst du noch auf den seitlichen Abstand zwischen dem aufgesetzten Daumen und dem anschlagenden Zeigefinger achten. Der Zeigefinger schlägt nicht direkt vor dem Daumen an, sondern kann ein wenig Richtung Brücke versetzt verschoben werden. Wie weit? Auch das ist dir überlassen. Es sollte sich entspannt anfühlen.
Als letzten Tipp möchte ich dir noch mit auf den Weg geben, dass dein Handgelenk der Anschlaghand nicht Richtung Brücke wegkippen sollte, sondern so aufgestellt bzw. aufgerichtet sein sollte, dass die beiden anschlagenden Finger möglichst senkrecht zu den Saite agieren können. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als senkrecht, um die unterschiedlichen Längen von Zeige- und Mittelfinger zu kompensieren.
Hier fasse ich die ersten sieben Punkte nochmal zusammen, die du während des Übens in Bezug auf deine Anschlagbewegung kontrollieren, verändern oder beobachten könntest:
Der Daumen ist dein Fix- und Ankerpunkt.
Das Dämpfen mit dem Daumen und den anschlagenden Fingern.
Reststroke – Das Landen der anschlagenden Finger an der nächstdickeren Saite.
Der Anschlag wird primär aus dem Fingergrundgelenk ausgeführt.
Der Zeigefinger schlägt seitlich versetzt zum Daumen an.
Der Unterarm-Ablagepunkt auf dem Body bestimmt den Anschlagwinkel der Finger.
Bitte die Anschlaghand aufstellen, damit die anschlagenden Finger möglichst senkrecht zur Saitenlänge agieren können.
In den folgenden Notenbeispielen habe ich dir verschiedene Kontrollübungen für deine Anschlaghand zusammengestellt. Beginne bitte jede Übung in der gleichen Ausgangsposition: Sowohl der Zeige- als auch der Mittelfinger der Anschlaghand liegen an der A-Saite. Nach jedem Anschlag landen sie auch dort. Dein Daumen findet seinen Fixpunkt auf der E-Saite. Und versuche bitte beim Abstoppen der klingenden D-Saite keine Dead-Notes oder Obertöne zu erzeugen.
(zum Vergrößern klicken!)
Während du die Übungen praktizierst, kannst du nacheinander alle oben beschriebenen sieben Punkte durchgehen und kleine Veränderungen der Anschlagbewegung oder der Position des Unterarms auf dem Body vornehmen. Sei maximal achtsam und entscheide final immer mit dem Ohr, wie sich eine Veränderung deiner Technik auswirkt. Natürlich habe ich zu diesem Artikel auch wieder ein Video aufgenommen. Ich wünsche dir nun viel Spaß mit den Übungen und beim Entdecken deiner individuellen Anschlagtechnik.
Ich kritisiere ja normalweiße nicht aber mit dem Knick im Handgelenk Bassspielen, wie lange denn. Also bei mir u. das wurde mir schon vor 30 Jahren von eine renommierte Deutschen Basslehrer empfohlen, verläuft das Handgelenk gerade über den Korpus hin zu denn Saiten. Mein Handgelenk bleibt gerade mach keinen knick. …..Macht man diesen Knick wird sich bei längeren Gigs eventuell die Hand verkrampfen.
meine Fingermittelgelenke halten längere Gigs nicht aus, wenn sie ständig zu stark abgeknickt werden. Da hilft mir das abknicken des Handgelenks, so bleibt das Fingermittelgelenk gerader… Das ist wohl bei jedem anders.
Ich kritisiere ja normalweiße nicht aber mit dem Knick im Handgelenk Bassspielen, wie lange denn. Also bei mir u. das wurde mir schon vor 30 Jahren von eine renommierte Deutschen Basslehrer empfohlen, verläuft das Handgelenk gerade über den Korpus hin zu denn Saiten. Mein Handgelenk bleibt gerade mach keinen knick. …..Macht man diesen Knick wird sich bei längeren Gigs eventuell die Hand verkrampfen.
meine Fingermittelgelenke halten längere Gigs nicht aus, wenn sie ständig zu stark abgeknickt werden. Da hilft mir das abknicken des Handgelenks, so bleibt das Fingermittelgelenk gerader… Das ist wohl bei jedem anders.