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Bass Basics: Phrasierung 2.0 – Der Basslinie „Groove“ einhauchen

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Mit der Aussage „das groovt tierisch“ sind meist nicht nur die rhythmischen Eigenschaften einer Bassline gemeint. Auch der Sound, die Gestaltung und die daraus resultierende Wirkung der Basslinie spielen eine Rolle. Der Gedanke, dass ich als Bassist eigentlich nur den richtigen Ton zur richtigen Zeit spielen muss, damit es groovt, greift leider oft zu kurz. Es gibt noch weitere Parameter, die über die Wirkung einer Basslinie entscheiden. Der Oberbegriff für diese Parameter ist Phrasierung. Im Grunde geht es nicht um das „Was“, sondern um das „Wie“. Es geht also nicht darum, andere Töne zu verwenden, sondern darum, wie die Töne zum Klingen gebracht werden. Es geht also um die Gestaltung des vorhandenen Tonmaterials. Aber welche Möglichkeiten gibt es?

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Diese Frage möchte ich dir diesen Monat mit zwei verschiedenen Basslinien beantworten, die ich für dich transkribiert und immer wieder verändert habe. Dabei habe ich nicht mehr oder weniger oder andere Töne verwendet, sondern die vorhandenen Töne mit Hammer Ons, Pull Offs, Flams und Slides modifiziert.

In Beispiel 1a findest du zunächst die Ausgangs-Basslinie. Hier werden alle Töne „ganz normal“ angeschlagen. Man könnte auch sagen „ohne Phrasierung“ gespielt.

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In Beispiel 1b habe ich dann Hammer Ons eingefügt. Möchte man zwei Töne mit einem Hammer On verbinden, wird der zweite Ton nur durch „Aufhämmern“ des Fingers der Greifhand zum Klingen gebracht. Dadurch klingt die Passage gebundener.

Greifhand aufgefächert nach dem Slide

In Beispiel 1c habe ich dann den ersten Hammer On von C nach C# durch einen Slide ersetzt. Auch das klingt gebunden, aber eben etwas anders als ein Hammer On. Geübte Bassisten können beim Heraushören einer Basslinie sehr genau zwischen einem Slide und einem Hammer On unterscheiden.

Greifhand vor dem Hammer On vom Mittel- zum Ringfinger

In Beispiel 1d habe ich nun auf der vierten Viertelzählzeit ein Pull Off eingebaut. Spielt man beim Hammer On immer von einem tieferen zu einem höheren Ton auf der gleichen Saite des Basses, so dreht sich die Bewegungsrichtung beim Pull Off um. Ein Pull Off wird immer von einem höheren zu einem tieferen Ton auf der gleichen Saite ausgeführt.

Greifhand nach dem Pull Off auf der D-Saite – der Ringfinger landet an der G-Saite

Ein Pull Off ist technisch und koordinativ schwieriger auszuführen als ein Hammer On. Du brauchst eine gut ausgebildete Greifhand mit guter Statik und Kraft in den Fingern. Achte auch darauf, dass der zweite Ton, der nur von der Greifhand erzeugt wird, nicht leiser ist als der zuvor konventionell angeschlagene Ton. Bei Hammer Ons und Pull Offs sollte neben der sauberen technischen Ausführung auch auf eine saubere rhythmische Ausführung geachtet werden. Ein häufig gemachter Fehler ist die zu schnelle Ausführung dieser Techniken. Dadurch landet der Ton rhythmisch vor dem eigentlichen Beat und das klingt meist unschön und gehetzt.

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In Beispiel 1e habe ich dir zusätzlich eine sogenannte Vorschlagnote nach oben transkribiert (schnelles Hammer On oder auch Flam genannt). Diese wird genau auf dem Schlag ausgeführt, auf dem die Zielnote sitzen würde. Den Begriff „Flam“ haben wir von den Schlagzeugern übernommen.

Zum Schluss habe ich dir in den Beispielen 1f und 1g noch zusätzliche Varianten mit Vorschlagnoten nach unten und Slides eingebaut. Wähle einfach die Linie aus, die dir am besten gefällt. Es geht übrigens nicht darum, möglichst viele gestaltete Noten in der Linie zu haben. Lass dein Ohr entscheiden, welche Variante am besten klingt. Der Klang aller „Einser“-Beispiele ist die Dur-Blues-Skala.

In der „Zweier“- Version (Beispiel 2a-g) habe ich sie nochmal unter Verwendung der Moll-Pentatonik transkribiert. So hast du zwei verschiedene Sounds, mit denen du ein bisschen jammen kannst. Im dazugehörigen Video auf www.gitarrebass.de oder unserem YouTube-Kanal zeige ich dir noch, worauf du bei der Ausführung der jeweiligen Phrasierungen achten kannst. Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken. Bis zum nächsten Mal, Markus.


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2024)

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