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Bass Basics: ‚Good Times‘ & das Rhythmus-Modul-System

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Eines Morgens beim Rumjammen kam mir die Basslinie von ‚Good Times‘ in den Kopf. Eine der tollsten Basslines der Pop-Geschichte, wie ich finde. Weil ich aber eigentlich Slap-Übungen auf der Tagesordnung hatte, fragte ich mich, wie diese epische Linie wohl geslappt klingen würde.

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Im Original spielt Bernie Edwards, der ehemalige und leider schon verstorbene Bassist von Chic, den Bass bekanntlich im Fingerstyle. Die Idee, funky Fingerstyle-Basslinien mit dem Daumen zu spielen, ist ja nicht neu. Marcus Miller hat das vor vielen Jahren schon mit ‚What Is Hip‘ von Tower auf Power gemacht und sogar auf dem Album ‚Free‘ verewigt.

Beim Ausprobieren wurde mir jedoch schnell klar, dass sich aufgrund der vielen Sechzehntelnoten und Sechzehntel-Offbeats die plektrumähnlichen Auf- und Abschläge des Double Thumping viel besser als die herkömmliche Slap-Technik eignen würden, um die Linie zum Klingen zu bringen.

Aber dann merkte ich, dass ich intuitiv die Sechzehntelnoten als Dead-Note-Subdivision mitlaufen ließ und das Gerüst der eigentlichen Linie mit Betonungen hervorhob. So fing die Linie in meinen Ohren richtig an zu rollen.

Und damit sind wir beim Thema dieses Monats: Betonungen. In den letzten Folgen von Bass Basics habe ich dir die verschiedenen Buchstaben im rhythmischen Alphabet vorgestellt und dir Tipps zum systematischen Üben gegeben. In dieser Episode möchte ich dir zeigen, wie du Betonungen üben und in dein Spiel integrieren kannst.

Außerdem wollen wir herausfinden, aus welchen rhythmischen Puzzleteilen ‚Good Times‘ eigentlich besteht. Welche Buchstaben muss ich also beherrschen, um den Song spielen zu können? Und welche rhythmischen Kompetenzen fragt er beim Bassisten ab?

In Beispiel 1 findest du die originale Basslinie, wie Bernard Edwards sie bei seinem letzten Konzert ‚Live At The Budokan‘ gespielt hat. In Beispiel 2 habe ich die Linie mit unseren bekannten Puzzleteilen aus Einsen und Nullen notiert. So würde die Linie nach unserem rhythmischen Alphabet aussehen.

In Beispiel 3 findest du die acht verschiedenen Puzzleteile aus denen sich die Basslinie von ‚Good Times‘ zusammen setzt. Möchtest du die Linie also rhythmisch korrekt wiedergeben können, sind das die acht Puzzle, die abgefragt werden.

Oder anders: Die du vorher geübt haben solltest. Das Gute ist, wenn man diese Puzzleteile einmal geübt und sich damit vertraut gemacht hat, erkennt man sie bei anderen Bassläufen sofort wieder. Das ist wie im Buchstaben-Alphabet: Ein „B“ bleibt ein „B“. Es klingt immer gleich und wird immer gleich ausgesprochen. Egal in welchem neuen Wort es auftaucht. Genauso verhält es sich auch mit den Buchstaben im rhythmischen Alphabet.

In Beispiel 4 habe ich dir zwei Puzzleteile in ihre Einzelteile runtergebrochen. Das ist eine gute Methode, dem Rhythmus nochmal so richtig auf den Zahn zu fühlen. Beinhaltet also ein Puzzle zwei oder mehr Einsen, solltest du diese auch einzeln praktizieren. Gerade dann, wenn es dir schwerfällt, diesen rhythmischen Buchstaben sauber zum Metronom zu spielen.

In Beispiel 5 findest du die spezifischen Übungen, um alle 8 relevanten Puzzleteile mit der in Folge 09/2024 besprochenen „On-Off-Methode“ zu üben.

In Beispiel 6 kommen wir nun zu den Betonungen. Wie würde ‚Good Times‘ aussehen, wenn du alle möglichen 16 Sechzehntelnoten pro Takt durchspielen würdest und dort wo eigentlich eine Note der Basslinie läge, eine Betonung einfügen würdest?

Diese Übung stellt zusätzliche Anforderungen an die Technik (Kontrolle des Anschlags), die Dynamik (wie laut betone ich und betone ich immer gleich laut?) und den Rhythmus (spiele ich die Betonung an der richtigen Stelle?). Bitte achte hier darauf, dass du wirklich nur die markierte Note betonst und nicht schneller spielst. Lauter zu spielen verleitet meist dazu, schneller zu werden.

Außerdem kannst du darauf achten, dass du die Noten vor und nach dem Akzent wirklich gleich laut spielst wie alle unbetonten Noten davor. Man neigt dazu, lauter zu spielen, bevor man betont. Versuche das zu vermeiden und zu kontrollieren. Wenn du es schaffst, Betonungen in deine Bassbegleitung einzubauen, verändert das die Wirkung deiner Basslinie enorm.

In Beispiel 7 habe ich dir zu guter Letzt alle 16 Sechzehntelnoten als Dead-Notes transkribiert. Hier übst du also zusätzlich das Dämpfen. Lege dafür alle vier Finger der Greifhand flach auf die Saiten deines Basses und verhindere so unangenehme Nebengeräusche.

Achte bitte ebenfalls darauf, dass keine Obertöne (Flageoletts) erzeugt werden. Eine Dead-Note klingt wirklich nur rein perkussiv. Das Dämpfen wird sehr häufig auf dem Übeplan vernachlässigt. Dort, wo in der Original-Basslinie eine Note sitzt, spielst du die leere D-Saite klingend. Alle anderen Noten werden von der Greifhand gedämpft.

Ich wünsche dir nun viel Spaß mit ‚Good Times‘ und den dazugehörigen rhythmischen Puzzleteilen. Bis zum nächsten Mal, Markus.

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2024)

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