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Bass Basics: Akkordbegleitung auf dem Bass

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Beim Schreiben dieses Artikels kamen zwei Impulse zusammen: Zum einen erreichten mich in den letzten Wochen vermehrt Anfragen zum Akkordspiel auf dem Bass. Zum anderen erschien am 02. November ‚Now And Then‘ von den Beatles.

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Eine Komposition von John Lennon, die er Ende der 1970er-Jahre auf Tonband aufnahm, und die im Januar 1994 von Yoko Ono an Paul McCartney übergeben wurde. Dank der KI-Bearbeitung, die es ermöglichte, Lennons Stimme zu isolieren, damit die übrigen Beatles das Stück aufnehmen konnten, saß ich beim Hören in einer Art musikalischer Zeitmaschine. Auch in einer persönlichen, denn meine erste „professionelle Band“ war eine Beatles-Coverband. Ich mag das Lied sehr. Da lag es nahe, beide Impulse zu verbinden und schöne Akkorde im Stil von ‚Now And Then‘ für den viersaitigen E-Bass zu arrangieren.

WAS IST ANDERS, WENN MAN AKKORDE AUF DEM BASS SPIELT?

Neu am Akkordspiel ist zunächst, dass wir nicht nur einen Ton, sondern am Ende drei Töne gleichzeitig zum Klingen bringen wollen. Das bedeutet eine völlig neue und auch komplexere technische Anforderung an die Greif- und Anschlaghand. Die Greifhand legt nicht nur einen von vier möglichen Fingern auf die entsprechende Saite im richtigen Bund, sondern plötzlich drei Finger auf drei verschiedene Saiten. Und das auch noch gleichzeitig. Das ist ungewohnt und muss erst einmal koordiniert werden.

Hier mein erster Tipp: Nimm dir am Anfang genügend Zeit, um die Finger der Greifhand an den entsprechenden Stellen des Griffbretts sauber auf das Bundstäbchen zu legen. Wiederhole z. B. nur den Wechsel vom ersten zum zweiten Akkord mehrmals hintereinander, damit sich die Finger an den Bewegungsablauf gewöhnen können. Auch die Anschlaghand verhält sich ganz anders. Der Daumen, den wir beim Fingerstyle vielleicht als Fixpunkt auf den Tonabnehmer legen, wird hier zum Zupffinger.

Zeige- und Mittelfinger, die es gewohnt sind, beim Reststroke auf der nächstdickeren Saite zu landen, um diese abzudämpfen, müssen sich nach dem Anzupfen der Saite plötzlich senkrecht vom Instrument wegbewegen, damit wirklich alle drei Saiten gleichzeitig und gleichmäßig schwingen können.

WIE ARRANGIERE ICH EINE AKKORD-BASS-BEGLEITUNG?

Zuerst höre ich neben den Akkorden immer auch die Gesangs-Melodie des Songs. Warum beides in diesem Beispiel so wichtig ist, verrät uns vor allem der letzte Akkord. Hier wird es besonders schön, aber auch komplex! Auf dem Klavier erklingt ein sogenannter Sus4-Akkord. John singt aber gleichzeitig die große Sekunde. Wenn wir die Akkorde auf den Bass übertragen wollen, sollten wir uns alle beteiligten Instrumente genau anhören. In diesem Fall das Klavier, die Gitarren und auch das Streicherarrangement. Dann extrahieren wir die signifikanten Harmonien und Töne und übertragen sie auf unsere Situation.

Warum müssen wir auswählen? Durch die vier Saiten haben wir nur maximal vier Töne gleichzeitig zur Verfügung. Das ist eine natürliche Einschränkung. Deshalb hier Tipp 2: Wähle zunächst nur drei Töne gleichzeitig aus. Denn beim Bass haben wir die zusätzliche Herausforderung, dass er durch die tiefen Frequenzen schnell matschig und undifferenziert klingen kann. Achte also auch beim Akkordspiel darauf, dass dein Sound nicht zu basslastig wird. Ich habe dir vier verschiedene Arrangements transkribiert, die im Schwierigkeitsgrad ansteigen.

(zum Vergrößern klicken!)

In Beispiel 1 findest du eine einfache „Shell Chord“-Version. Hier werden die Harmonien mit nur zwei weit auseinander liegenden Tönen umschrieben. Falls es für dich ungewohnt ist, so weit oben auf dem Griffbrett zu spielen, habe ich in Beispiel 2 die gleichen Shell Chords eine Oktave tiefer notiert.

In Beispiel 3 bleiben wir zunächst bei den Zweiklängen. Hier bleibt das hohe E im 9. Bund auf der G-Saite als tonales Zentrum in der Oberstimme weitgehend konstant. Dieses Stilelement klingt im Bass sehr schön.

In Beispiel 4 findest du nun die Drei- und Vierklänge, die die Akkorde des Liedes schon sehr gut wiedergeben. Nimm dir für das Platzieren der Finger Zeit. Gerade wenn der kleine Finger der Greifhand auf einer dickeren Saite eingesetzt wird als der Zeigefinger, wird der Unterarm der Greifhand ungünstig verdreht. Dadurch wird ein sauberes Greifen zusätzlich erschwert.

Zum Schluss findest du in Beispiel 5 die gleichen Akkorde noch einmal in einem Comping, das die Bewegung des Songs gut widerspiegelt. So könntest du den Song ohne Probleme mit deinem Bass performen und jemanden dazu singen lassen.

Wenn wir Bassisten uns mit Akkorden beschäftigen, haben wir die Möglichkeit, einen viel tieferen Einblick in die Musik zu bekommen. Dementsprechend können wir dann auch unsere „normale“ Bassbegleitung bewusster gestalten.

Letzter Tipp: Höre dir immer auch die Melodie an und spiele sie auf deinem Bass mit! Das macht Spaß und erleichtert das Erkennen und Setzen der Akkorde.

Nun wünsche ich dir viel Spaß beim Akkordspiel auf deinem Bass. Bis zum nächsten Mal!


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)

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