Workshop
Americana: Southern Rock Solo
von Martin Schmidt, Artikel aus dem Archiv
Nach typischen Akkordfolgen kümmern wir uns diesmal um Solo-Spiel im Southern-Rock-Stil. Als Übematerial nehmen wir die Akkordfolge Nr. 2 aus der letzten Folge:
| D | Cadd9 | G/B | D |
SOUTHERN ROCK SCALES
Die drei Akkorde stammen eigentlich aus der Tonart G-Dur. Da der harmonische Schwerpunkt aber auf dem D-Dur-Akkord liegt, denke ich beim Solieren an einen D7-Akkord und verwende die drei Skalen aus Beispiel 1, die sich alle auf den Grundton D beziehen:
D-Moll-Pentatonik
D-Dur-Pentatonik
D-Mixolydisch
Während viele Rockmusiker die Moll-Pentatonik über alle drei Akkorde spielen und so einen bluesigen Sound erzeugen würden, kommt im Southern Rock oft die Dur-Pentatonik zum Einsatz, die freundlicher und Country-artiger klingt.
Ich habe hier für jede Skala nur einen Fingersatz notiert. Es empfiehlt sich aber, die Tonleitern auf dem ganzen Griffbrett zu lernen. Ein Tipp für Leser:innen, die harmonisch noch nicht so fit sind: Gehst du vom Grundton der A-Moll-Pentatonik drei Bünde nach unten, befindest du dich in der A-Dur-Pentatonik. In vielen Solos findet man auch genau diesen Positionswechsel, der es ermöglicht, dasselbe Lick in beiden Pentatonik-Arten zu spielen.
SOUTHERN ROCK LICK
Beispiel 2 zeigt ein Lick, das in fast jedem Southern-Rock-Song zum Einsatz kommt und in zwei Positionen gut spielbar ist. Takt 1 und 2 verwenden nur Single Notes. Spielst du die ersten beiden Töne als Double-Stop wie in Takt 3 und 4, klingt es nach Country und imitiert eine Steel-Gitarre. In Beispiel 3 kombiniere ich das Lick mit Akkordtönen, was die Phrase zur Hookline macht und ebenfalls typisch für viele Southern-Rock-Songs ist. In Beispiel 4 wird das Lick auf den jeweiligen Akkord transponiert, so dass du zu jedem Akkord die zugehörige Dur-Pentatonik spielst. Das klingt kompliziert, ist aber durch die Verwendung des gleichen Licks gut nachzuvollziehen, ohne viel über die Tonleitern und ihre Fingersätze nachdenken zu müssen.
SEQUENZEN
Beispiel 5 verwendet eine 3-Noten-Sequenz, die man als Technikübung kennt. Gitarristen wie Dickey Betts setzen diese Technik eher melodisch ein und verschieben so eine melodische Phrase in der Tonleiter. Der Geschwindigkeitsaspekt, den man aus Rock- und Metal-Solos kennt, spielt eher eine untergeordnete Rolle.
SKALEN-MIX
Besonders reizvoll finde ich es, den Klang der drei vorgestellten Skalen zu mischen. In Beispiel 6 kombiniere ich Dur- und Moll-Pentatonik und wechsele zwischen Country- und Blues-Sound. Beispiel 7 macht auch ohne Begleitung die zugrundeliegenden Akkorde deutlich, da alle Phrasen immer auf einem Akkordton beginnen und enden. Dieses Solokonzept, das man auch im Country und Jazz findet, eröffnet eine Fülle an neuen Möglichkeiten, die deutlich anders klingen als die eher skalenbasierte Rock-Improvisation. Ich wünsche viel Spaß beim Experimentieren mit den Konzepten, die übrigens auch abseits vom Southern Rock gut funktionieren.
Anregungen und Kritik könnt ihr wie immer unter martin@the-incredible-mr-smith.com loswerden!
Die Noten und Soundfiles gibt’s auf der nächsten Seite!
(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)
Schlagwörter:
Gitarre lernen
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