Nach dem Ausflug in die Welt des Jazz möchte ich in den nächsten Folgen des Americana-Workshops versuchen, verschiedene Stile zusammenzubringen – also Akkorde, Licks oder Spieltechniken aus einem Genre in ein anderes einzubauen, um es anders und origineller klingen zu lassen. Musikstile entstehen meistens organisch und werden erst im Nachhinein in passgenaue Schubladen eingeteilt, die die Originalmusiker gar nicht im Sinn hatten.
AKKORDFOLGE
Den Anfang machen hier Jazzakkorde, die wir in eine Rockabilly-Rhythmusgitarre einbauen. Als Basis dient ein zwöftaktiges Blues-Schema in A, dass als Blaupause für unzählige Rockabilly-Songs fungiert:
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| A | A | A | A |
| D | D | A | A |
| E | D | A | E |
AKKORDE
Die verwendeten Jazzakkorde kamen schon in den letzten Workshops vor. Zur Verinnerlichung und visuellen Einprägung folgen nun ein paar Griffdiagramme.
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(Bild: Gitarre & Bass)
Der A6/9 ist ein Quartvoicing, das an zwei Stellen auf dem Griffbrett verwendet werden kann, entweder mit dem Grundton oder der Quinte als höchstem Ton. Auf den Grundton A bezogen also gegriffen am 4. oder 11. Bund.
Die A13- und A7b13-Voicings sind sogenannte Shell-Chords – also Grundton, Terz und Septime mit einer hinzugefügten Erweiterung. Der Grundton liegt auf der tiefen E-Saite.
An der gleichen Stelle findest du auch den A6-Akkord, der den Grundton auf der hohen E-Saite hat. Viele Rockabilly-Gitarristen wie Scotty Moore spielen das tiefe A als Leersaite dazu oder greifen mit dem Daumen das A auf der tiefen E-Saite.
Den A7/9 findest du in zwei Varianten, einmal mit Grundton auf der A-Saite und als Version ohne Grundton, mit der Terz als tiefstem Ton im Voicing. Ja, der sieht genauso aus wie ein C#m7b5, ergibt aber über den Grundton A einen 7/9-Akkord.
ROCK’N’ROLL SOUND
In Beispiel 1 siehst du verschiedene Varianten, wie du die Akkorde einsetzen kannst.
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(Bild: Gitarre & Bass)
Im ersten Durchgang (mit „A“ gekennzeichnet) kombiniere ich ein typisches Boogie-Pattern mit unterschiedlichen Akkordantworten. Teilweise verschiebe ich den Akkord um einen Halbton nach unten und kehre dann zum Ausgangs-Voicing zurück. Das ist eine simple Methode, um jazzig zu klingen, ohne sich große Gedanken um Harmonielehre machen zu müssen.
Im zweiten Durchgang (B) wechselt sich ein Sextakkord mit einem Doublestop-Pattern ab. Diese Technik klingt direkt nach einer Hookline und wurde gerne von Gene-Vincent-Sidekick Cliff Gallup eingesetzt. Am Ende des zweiten Durchgangs steht ein Turnaround aus Jazz Chords, der mit Tritonus-Substitution arbeitet. Statt der I-VI-II-V-Verbindung entsteht so eine I-bIII-bVI-bII-Verbindung. Brian Setzer zum Beispiel baut solche Akkordfolgen gerne in klassische Rockabilly-Songs ein.
Durchgang Numero drei (C) arbeitet nur mit dem 6/9-Voicing, das auf die verschiedenen Grundtöne verschoben und chromatisch angenähert wird. Klingt raffinierter als es letztendlich ist und lässt sich auch solistisch gut einsetzen.
Soundbeispiel für diese Übung wäre hilfreich.
Hallo Jimbo, aktualisier die Seite bitte noch mal, eigentlich sollte es unten auftauchen. Grüße aus der Redaktion!